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Home | Denkmäler | Ringstraße | Sonnenfels

Denkmäler der Wiener Ringstraße

  Joseph Sonnenfels  
Politiker, 1733 - 1817 

Joseph Sonnenfels 1733 - 1817

Standort: Universitätsring (Rathauspark)
Bildhauer: Hanns Gasser
Enthüllung: 19. November 1867

Geschichte der Elisabethbrückenstatuen: 'Die acht Rauchfangkehrer'

Sonnenfels: Freimaurer und getaufter Jude

Joseph von Sonnenfels, 1733 - 1817, war als Publizist, Jurist und Staatsrat ein bedeutender Vertreter der Aufklärung in Österreich und Logenbruder in der Freimaurerloge "Zur wahren Eintracht".

Er strebte eine Theaterreform im Sinne der Aufklärung an. 1770 zum obersten Theatralzensor ernannt, ergriff er im "Hanswurststreit" Partei gegen die Hanswurstkomödien.

Erfolge verbuchte Sonnenfels als Berater Maria Theresias in Fragen der Verwaltungs- und Justizreform, etwa die Aufhebung der Folter 1776.

Sonnenfels, getaufter Jude, war aber auch einer der bedeutendsten Freimaurer seiner Zeit.

Josef von Sonnenfels
 

Nazis ersetzen Sonnenfels durch Gluck

Beides, jüdische Abstammung und Freimaurer, war für die nationalsozialistischen Machthaber zuviel, so dass das Denkmal Sonnenfels' entfernt und durch das von Christoph Willibald Gluck (Link: Gluck-Denkmal) ersetzt wurde.

Dieses Denkmal war eine Kopie des von Vinzenz Pilz geschaffenen Denkmals, das heute noch neben anderen von Musikerpersönlichkeiten im Musikvereinsgebäude steht.

Als Sonnenfels nach Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft am Rathausplatz wieder aufgestellt wurde, musste Gluck weichen und bekam einen Platz rechts neben der Karlskirche.

  Sonnenfels, MT-Denkmal (Detail)

Nazis benennen Sonnefelsgasse um

Die Sonnenfelsgasse im 1. Wiener Gemeindebezirk wurde von den Nationalsozialisten in Johann-Sebastian-Bach-Gasse umbenannt. Gluckgasse konnte man sie nicht nennen, da es diese Gasse bereits gab und gibt.

Am Maria-Theresien-Denkmal hätte der im Relief befindliche Sonnenfels wohl nicht entfernt werden können, ohne dadurch das ganze Denkmal zu zerstören.

Dazu kommt, dass auf diesem Denkmal sich noch weitere sechs Freimaurer befinden - und wenn man es ganz genau nimmt, auch die „Kaiserin” selbst, die im Sinne der nationalsozialistischen Doktrin als Gattin eines Freimaurers auch „bedenklich” war.

Sonnenfelsgasse mit Blick zur Jesuitenkirche

Inschrift auf Säule: Präsident der Akademie der Bildenden Künste
Der Fuß steht auf Folterinstrumenten. Sonnenfels konnte Kaiserin Maria Theresia davon überzugen die Folter abzuschaffen. Schriftrolle in seiner rechten Hand.

 

Joseph von Sonnenfels

Für Kaiserin Maria Theresia ein treuer Diener des Reichs, für Kaiser Josef II. ein Logenbruder, für die Juden ein Abtrünniger - für die Wiener der "Nikolsburger Jude"

Der Vater von Joseph Sonnenfels war der in Berlin lebende Rabbiner Moses Mendelsohn (1729 - 1786). Seine philosophische Ansichten bewirkten eine Renaissance des religiösen Judentums, indem er es als die Religion der Vernunft ansah, die als einzige der Rationalität des Zeitalters entsprach, die Bibel in die deutsche Sprache übersetzte und seine Glaubensbrüder aus dem Schtetl, geografisch, aber besonders mental, herausholte.

1734 ging er nach Wien, konvertierte und nahm den Namen Aloys Wiener an. Er ließ auch seine Söhne taufen und heiratete später eine Katholikin, nachdem die erste Frau die Taufe verweigert hatte. Bereits 1746 wurde er zum Freiherrn Aloys von Sonnenfels geadelt, nachdem er orientalische Sprachen an der Universität zu unterrichten begann und Maria Theresia als Hofübersetzer und Dolmetscher diente.

Wie man sieht, hat sie nicht nur den Sohn, sondern vorher auch schon den Vater nach dessen Taufe voll akzeptiert und nicht wie ihr Volk ihre jüdischen Untertanen zu "ewigen Juden" gestempelt! Im Gegensatz zu seinem Sohn Joseph, der als sehr eitel galt und nicht bei allen auf Sympathie stieß, starb Aloys von Sonnenfels als hochgeehrter Mann.

Joseph von Sonnenfels, der Mann zwischen den Zeiten und den Glaubensbekenntnissen, wurde 1732 in Nikolsburg geboren. Wie gesagt ließ ihn sein Vater im Alter von drei Jahren taufen. Zunächst wollte er ins Kloster gehen. Wie man sieht, genügte die Taufe nicht, um Vorurteilen auszuweichen. Der Platz in der Gesellschaft konnte am besten durch das Kloster oder das Heer erworben werden. Er diente von 1749 bis 1754 im Deutschmeisterregiment in Klagenfurt und in Wien. Sein Leben und seine Karriere nahmen jedoch einen ganz anderen Lauf, und als Berater Maria Theresias und ihrer Söhne Josef II. und Leopold II. war er die Fleisch gewordene Verkörperung des aufgeklärten und humanen Absolutismus der Zeit, den er stets mitformen konnte.

Joseph von Sonnenfels war ein außergewöhnlich vielseitiger Denker. War sein Vater noch der rabbinischen Tradition der Theologie und der Religionen verhaftet, gab es fast kein Gebiet, auf dem er selbst nicht tätig gewesen wäre. Auch das brachte ihm viele und prominente Neider, die jedoch seiner Karriere keinen Abbruch tun konnten. Seine damals so notwendigen und modernen Reformen wirken noch bis heute nach.Maria Theresia, die Kluge, vertraute ihm sehr, und damit hatte er schon gewonnen. Noch immer wird er als einer der einflussreichsten Männer im habsburgischen Imperium in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bezeichnet.

Da er Jus studiert hatte, war seine Grundprofession das Recht, aber noch bevor er zur Armee ging, hatte er bereits ein Philosophiestudium an der Universität Wien absolviert. Er beherrschte neun Sprachen fließend, darunter Hebräisch, und folgte seinem Vater als Hofübersetzer nach. Sein großer Karrieresprung war jedoch 1763 die Berufung zum Professor der neu geschaffenen Lehrkanzel für "Polizey- und Kameralwissenschaften" der Universität Wien, Vorläuferin der Politik- und Staatswissenschaften an der juridischen Fakultät.

Sonnenfels persönlich jedoch liebte vor allem die Literatur und das Theater und hatte den Lehrstuhl für deutsche Sprache angestrebt. Will man die berufliche Laufbahn und die außergewöhnliche Karriere dieses so vielseitig gebildeten und interessierten Mannes beschreiben, begibt man sich in ein schier unentwirrbares Labyrinth, so dass man nur auf die bedeutendsten Tätigkeiten hinweisen kann, die von der Reform der Wiener Theater durch die Abschaffung der absolut nicht mehr zeitgemäßen Figur des Hanswurst bis zur Verbesserung der Straßenbeleuchtung der Stadt durch die Einführung von Öllampen, die Einführung des Begriffes "Vaterland", die Hervorhebung der eigenständigen österreichischen Literatur bis zur Abschaffung der Folter in der Gesetzordnung des Reichs führen.

Ab 1765 behandelte er in seinen Wochenblättern "Der Mann ohne Vorurteil" dieses für ihn persönlich brennende Thema, das leider so aktuell geblieben ist! Irgendwie hatten die Menschen damals ohne Tinte, Schreibmaschine oder Computer ein enormes Schaffenspotenzial und verfügten scheinbar über viel mehr Zeit. So veröffentlichte Joseph von Sonnenfels etwa 150 Bücher, zusätzlich zu zahlreichen Pamphleten und Texten so verschiedenen Inhalts wie Nationalökonomie, Finanzwissenschaft, Merkantilismus etc., die jahrzehntelang großen Einfluss ausübten. Er war gegen die Urbanisierung und plädierte für ein Mindesteinkommen der arbeitenden Bevölkerung und für die Einführung indirekter Steuern.

In einer Zeit, die kaum den Feudalismus überwunden hatte, war er wahrhaft ein Pionier des Fortschritts und der Veränderung. Ebenso setzte er sich für Reformen im Erziehungswesen ein, als Kämpfer gegen Ignoranz und Analphabetismus. Groß war sein Anteil an der Formulierung des Toleranzpatents von Kaiser Josef II., das für die Juden von größter Bedeutung und Hoffnung war, obwohl es bereits in seinem Titel die Saat enthielt, die später so grausam aufgehen sollte, da "Toleranz" eigentlich die Mutter jedes Vorurteils ist, die Juden aber Akzeptanz suchten.

Sonnenfels pflegte einen kritischen Austausch mit Gotthold Ephraim Lessing und stand in Kontakt zu Goethe. 1782 veröffentlichte er in Berlin den Aufsatz "Das Forschen nach Licht und Recht", mit dem er versuchte, Moses Mendelssohn davon zu überzeugen, sich taufen zu lassen. Das veranlasste Mendelssohn zur Verfassung eines seiner tiefsten theologischen und menschlichen Bekenntnisse zum Judentum: seiner Schrift "Jerusalem" (1783).

Nichtsdestoweniger machte Sonnenfels Mendelssohn zum Mitglied der von ihm hier gegründeten Deutschen Gesellschaft und der Wiener Akademie der Wissenschaften. Er selbst besaß außer seinem Adelspatent alle erstrebbaren Titeln des Reichs, war Wirklicher Geheimrat, Wirklicher Hofrat, zweimal Rektor der Universität Wien, Präsident der Akademie der Wissenschaften und der k. k. Akademie der Bildenden Künste; ein hochgeehrter und hochverdienter Mann, noch dazu Großmeister der Freimaurerdistriktloge "Zur wohltätigen Eintracht": das Spiegel- und Ebenbild der Emanzipation, die in ihren Anfängen besonders den Juden so viel verheißen hatte.

Das war die Generation, die sich im Salon von Fanny von Arnstein traf, das Stelldichein für alle politischen und geistigen Größen der Zeit, ein Glanzpunkt im Wien von damals. Zwischen den Zeiten. Sonnenfels war mit Fanny sehr befreundet und besuchte ihre Empfänge oft mit seiner Gattin. Auch als die Hoffnungen geschwunden, der Glanz der Emanzipation vorbei und die Akzeptanz der Juden unerfüllt geblieben waren, hielten ihr die Sonnenfels die Treue, wahre Freunde auch im fahlen Sonnenuntergang - und das, obwohl Fanny immer wie ein Fels in der Brandung an ihrem Stamme festhielt wie nur ganz wenige aus den Kreisen der emanzipierten Juden, einschließlich der Kinder und Nachfahren des großen Mendelssohn, die, kaum war er verstorben, sich alle taufen ließen. Aber das Wiener Volk führte penibel Buch und wusste bis hinauf in die Nazizeit, wer alles jüdisches Blut in seinen Adern hatte. Joseph von Sonnenfels: Schöpfer des Straßenlichtes und Abschaffer der Tortur, für die Kaiserin ein treuer und unvergleichlicher Diener des Reichs, für Josef II. ein Logenbruder, für die Juden ein Abtrünniger - für die Wiener aber ganz einfach der "Nikolsburger Jude" .

 

Sein Standbild zeigt, wie er mit dem Fuße die Instrumente der Marter zertritt. Zuerst befand es sich auf der später abgerissenen Elisabeth-Brücke und dann auf dem Rathausplatz, kurioserweise dort aufgestellt unter Bürgermeister Karl Lueger, was die Nazis nicht hinderte, es sofort zu entfernen und durch die Statue von Christoph Willibald Gluck zu ersetzen. Joseph von Sonnenfels, der Nikolsburger Jude, kam jedoch nach 1945 wieder dort auf sein Podest zurück.

Quelle: jüdisches Echo

   

 

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05, 11