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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Tor 4 (ev)

Tor 4 - evangelischer Friedhof

Lageplan Tor 4 (vergößert)
 

1110, Simmeringer Hauptstraße 242

Verwaltung - Öffnungszeiten

Geschichte

Rundgang

Ehrengräber

 

 
Verwaltung
Öffnungszeiten
Telefon: 767 62 54
März, April: 8 - 18 Uhr
Mo - Fr von 8 bis 16 Uhr
Mai - August: 8 - 19 Uhr
September, Oktober: 8 - 18 Uhr
November - März: 8 - 17 Uhr

 

 

Geschichte

erster evangelischer Friedhof im 9. Bezirk

Ab 1600 wurden die in Wien verstorbenen Protestanten auf dem „Kaiserlichen Gottesacker vor dem Schottentor“. Dieser befand sich auf dem heutigen Gelände des AAKH (Altes allgemeines Krankenhaus, derzeit von der Universität genutzt).

Als Kaiser Josef II. 1783 die Bestattung innerhalb der Linien untersagte, wurden die Protestanten gemeinsam mit den Katholiken auf den neu angelegten Vorortefriedhöfen beerdigt.

"Kaiserlicher Gottesacker vor dem Schottentor", Stich Salomon Kleiner, 1737  

 

zweiter evangelischer Friedhof im 10. Bezirk

Als im Zuge von Konkordatsverhandlungen eine getrennte Bestattung der verschiedenen Konfessionen festgelegt wurde, kam es 1858 zur Gründung des evangelischen Friedhofes Matzleinsdorf.
Um 1900 erwog die Stadt Wien eine Schließung des Matzleinsdorfer Friedhofes (zu der es übrigens bis heute nicht kam), daher erwarb man ein Grundstück neben dem Zentralfriedhof. So wie schon beim Matzleinsdorfer Friedhof wurden die Kosten von beiden Gemeinden im Verhältnis 3 : 1 (Augsburger Bekenntnis : Helvetisches Bekenntnis) getragen.
Matzleinsdorfer Friedhof, 1858 eröffnet
 

 

dritter evangelischer Friedhof 11. Bezirk

1904 wurde dieser neue evangelische Friedhof bei Tor 4 eingeweiht.
Am Tag der Friedhofsweihe wurde auch der Schlussstein der Kirche gesetzt, die 300 Menschen Platz bietet.
1926 wurde der Friedhof erweitert.
Das Friedhofsareal ist heute ungefähr 60 000 m² groß umfasst
ca. 6 000 Gräber und 300 Grüfte.
Die bereits 1931 erweiterte Aufbahrungshalle wurde
1977 vom Architekten Erich Boltenstern umgestaltet.

 

Rundgang

Kirche - Urnenhain - Pfarrergräber - Grüfte entlang der Mauer - Hauptallee - Rondos - Kreuzallee - Bienenzucht

Wir beginnen den Rundgang durch den evangelischen Friedhof bei Tor 4.

Eigentlich hat dieser Friedhofseingang keine Tornummer mehr (warum weiß nur der liebe Gott), daher verwende ich die historische Nummerierung Tor 4.

Links vom Friedhofseingang liegt das Verwaltungsgebäude, wo man gegen ein kleines Entgelt ein Skriptum vom Friedhof erwerben kann.

Die Kirche, gleich gegenüber dem Friedhofseingang gelegen, ist während der Friedhofsöffnungszeiten zugänglich.

Die Entwürfe zu dem späthistoristischen Bau stammen von Friedrich Wolschner und Robert Dietl.

Den Turmaufbau zieren zwei Figuren vom Bildhauer Josef Grünhut, sie stellen den Glauben und die Hoffnung dar. Vom gleichen Bildhauer stammt auch das Kruzifix in der Kirche.

Die Glasfenster, zerstört im 2. Weltkrieg, wurden 1982 teilweise wieder rekonstruiert.

 

Urnenhain

Neben den Aufbahrungshallen, die gegenüber der Verwaltung liegen, führt ein kleiner Weg zu dem dahinter liegenden Urnenhain. In dessen Mitte sind die Urnengräber malerisch im Kreis angeordnet, die Hecken und Nadelbäume verleihen dem kleinen, fast versteckten Areal, eine ganz besondere Atmosphäre.
An der Westseite befindet sich die Urnenwand mit den Urnennischen.

Im Urnenhain hatte der Schriftsteller Hugo Bettauer (1872 – 1925), der Autor des bekannten Buches „Stadt ohne Juden“ seine letzte Ruhe gefunden, sein Grab existiert leider nicht mehr. Dafür hat das Urnengrab des Literaturhistorikers Otto Rommel (1880 – 1965), der viele Auszeichnungen der Stadt Wien erhalten hatte, eine der besinnlichsten Grabskulpturen, die ich kenne.

"Praterbudenbesitzer"

Geht man vom Urnenhain Richtung Kirche, kommt man an diversen Gräbern von „Praterbudenbesitzern“ vorbei, z. B. Pretscher, Kobelkoff, Schaaf, Kolarik. Die Ausmaße und exzellente Aufführung der Gräber weisen auf die Größe der Unternehmungen hin.

Pfarrergräber

An der Rückseite der Kirche liegen die Pfarrergräber, dort kann es leicht passieren, dass man auf die gar nicht scheuen Friedhofskatzen trifft, die dem Friedhofsgärtner gehören und welche sich gerne auf den warmen Steinen der Grabeinfassungen in der Sonne räkeln.
Noch etwas ist mir aufgefallen: nirgendwo sind die Feldhamster so zutraulich, wie auf diesem Friedhof. Vielleicht war es aber auch nur Zufall.

Jedenfalls ist das Grabmal vom Pfarrer Dantine beachtenswert. Es stammt von seinem Freund Rudolf Moratti, ein inzwischen schon verstorbener Bildhauer, der auch sein eigenes Grabmal gestaltet hatte (Tor 3, Ehrengräber Gruppe 40).

Grüfte entlang der Mauer

Unser Spaziergang führt uns nun zur linken Friedhofsmauer.
Entlang dieser Mauer liegen die Grüfte: fein, säuberlich, gepflegt, teils mit Blumenschmuck, teils mit Gruftplatten versehen. Etliche haben auch noch eine Gittereinfassung und einige langsam verrostende Grablaternen sorgen für etwas morbide Stimmung.

Ungefähr in der Mitte liegt ein wunderschönes Jugendstilgrabmal von der Familie Moessen, und am Ende trifft man auch noch auf Angehörige des Nobelpreisträgers Zsigmondy.

Hauptallee

Kehren wir zurück zur Hauptallee, die mit ihrem dichten Baumbestand zu jeder Jahreszeit ihren eigenen Reiz hat. Die Hauptallee verbindet die drei Rondos und führt am Ende zu einem kleinen Gartentor, welches die Verbindung zum katholischen Friedhofsteil herstellt.

Rondos

1. Rondo mit Friedhofsdenkmal
2. Rondo
3. Rondo (Kreuzallee)

Beim ersten Rondo liegt in der Mitte das Friedhofsdenkmal, 1906 geschaffen von Josef Grünhut.

Es zeigt eine Familie im Gebet mit der Inschrift: „Früh entrissen, gewidmet von Philipp Schoeller den Evangelischen gemeinden AB und HB“

Der Bildhauer Josef Grünhut entwarf auch das ausgefalleneGrabmal für den Industriellen Hofherr, ebenfalls im Rondo gelegen.

 

Kreuzallee

Beim dritten Rondo steht in der Mitte ein Kreuz, welches dem Querweg den Namen Kreuzallee gegeben hat.

In dieser Allee werden süße Kindheitserinnerungen wach: hier liegt Herr Stollweck und eine sehr bekannte Dame: Emilie Flöge, Lebensgefährtin von dem Maler Gustav Klimt.
Die an der Kreuzallee angrenzende Wiese wird von der Friedhofsgärtnerei zur Blumenzucht verwendet, so kann man sich je nach Jahreszeit Anregungen für die Grabbepflanzung holen.

Wir gehen die Hauptallee zwischen der Gruppe 7 und 8 weiter, sie ist nun schmäler, die Gräber sind aber deshalb nicht weniger attraktiv.

So ist hier Egon Friedell begraben, jener Journalist und Schriftsteller, der angesichts des Naziwahns 1938 Selbstmord begangen hat. Überhaupt findet man hier viele „jüdische Namen“. Wenn Juden konvertierten, dann meist zum protestantischen Glauben.

 

Bienenzucht

Im Schatten der dichten Baumallee trifft man vor einem Grab auf „Mamas Bankerl“ und hinter einer hohen Hecke entdeckt man in einem etwas verwilderten Teil Bienenstöcke.

Ein Steirer produziert hier einen „Friedhofshonig“, welcher aufgrund der hier vorherrschenden Blütenpracht seinen ganz eigenen Geschmack haben soll.

Eines der hintersten Ehrengräber ist dem Magier Hahnel gewidmet. Auch sonst findet man auf dem Friedhof etliche Unterhaltungskünstler, ob Liliputaner oder Clown.

Resumee

Der Friedhof gehört für mich zu den stimmungsvollsten Wiens.
Verträumte Ecken und offene Flächen wechseln einander ab, man findet romantische, von Efeu überwucherte Grabstätten genauso wie solche mit gepflegtesten Blumenschmuck und Rasen.

Kurz gesagt, er ist eine gelungene Mischung von Tor 1 und Tor 2 mit vielen Prominenten aus den verschiedensten Berufen, wie zum Beispiel:

Tina Blau, Familie Brausewetter, Ludwig Hevesi, Alfred Roller,
Siegmund L'Allemand, Familie Neuroth, ...

 

Der Zustand der Bankerln am Friedhofsgelände lädt leider nicht zum
Verweilen ein, und genau das würde man sich dort gerne wünschen.
Ein Besuch lohnt sich jedenfalls!

 

Lageplan Tor 4

 

Liste Ehrengräber Tor 4