Home

Führungen

 

Bezirke Wiens

Bildergalerie

Brunnen

Denkmäler

Diverses

Ehrengräber

Facebook

Friedhöfe

Gedenktafeln

Kaffeehäuser

Palais

Personenkunde

Ringstraße

Rund um Wien

Sagen, Mythologie

Quiz

Zentralfriedhof

 

Suche

Newsletter

Links

 

Über mich

Gästebuch

Kontakt,
Impressum

Home | Denkmäler | Ringstraße | Wagner

Denkmäler der Wiener Ringstraße

  Otto Wagner  
Architekt, 1841 - 1918

Otto Wagner  
Architekt, 1841 - 1918

Standort: Makartgasse
Material: Granit
Enthüllung 1930, Heldenplatz,
Künstler: Entwurf: Josef Hoffmann, Oswald Haerdtl (Schriftblock, 2 x)
Neuaufstellung 1959, Makartgasse

Gedenkrede am Grab

Der Architekt Otto Wagner starb 1918.

Zehn Jahre danach, 1929, hielt sein Schüler Josef Hoffmann an seinem Grab in Hietzing eine Gedenkrede, in der er meinte, dass Otto Wagner, ein Künstler von großer Genialität endlich anerkannt werden muss, dass selbst die undankbare Stadt Wien ihn schätzen und lieben lernen wird (müssen).

Wahrscheinlich entstanden damals bereits die ersten Ideen zu einem Otto Wagner-Denkmal. Die treibende Kraft zur Realisierung war auf jeden Fall der Österreichische Werkbund.

Diese Künstlervereinigung war zu der Zeit sehr aktiv: die Werkbundsiedlung in Hietzing war in Bau (1932 fertiggestellt), eine große Leistungsschau unter der Leitung von Josef Hoffmann in Planung (1930, MAK).

 

Otto Wagner-Gedächtnisausstellung im Künstlerhaus

Um die Wurzeln dieser noch sehr jungen Kunstbewegung nicht zu vergessen, war eine große Otto Wagner-Gedächtnisausstellung im Künstlerhaus vorgesehen (1930).

Den großen Professor Otto Wagner zu ehren, war eine Sache. Doch es gab auch eigene Interessen des österreichischen Werkbundes.

So wurde versucht, den internationalen Kongress 1930 nach Wien zu holen, um die heimischen Künstler international besser vernetzen zu können.

Dass zu so einem Anlass eine Denkmalenthüllung allemal gut fürs Programm wäre, liegt auf der Hand. Und der Werkbund wollte sich auch selber ein Denkmal setzen. (Anm. Der Kongress fand 1930 dann auch tatsächlich in Wien statt).

 

 

Entwürfe Josef Hoffmann

Von Josef Hoffmann sind neun Vorskizzen zu dem Denkmal erhalten. Auf dem für ihn typischen

karierten Zeichenpapier entwickelt er unterschiedliche Möglichkeiten für ein an mehreren oder allen Seiten freistehendes, vertikal aufragendes Denkmal.

Die Entwürfe sind weitaus großzügiger als das letztlich realisierte Werk.

Insgesamt dominieren extrem vertikale Stelen als Solitäre, die an Obelisken erinnern und Flammenvasen oder Genien als Bekrönung tragen, die Skizzen.

Immer erscheint Wagners Name den Pfeilern oder Balken der Denkmalsarchitektur aufgesetzt bzw. als Relief eingeschrieben.
 

Skizze Hoffmann
Skizze Hoffmann
 

Standortfrage

Als erster Aufstellungsort war das Areal zwischen Ringstraße und Äußerem Burgtor vorgesehen, dort, wo heute das 'Ewige Licht' steht, welches immer am Nationalfeiertag angezündet wird.
(Bild Fotomontage).

Das Denkmal wurde schließlich auf dem Heldenplatz, in Verlängerung der nördlichen Kastanienallee vor dem Leopoldinischen Trakt, vor dem Gitter zum Volksgarten auf einer mit großen Steinplatten ausgelegten, rechteckigen Grundfläche errichtet.

Die damaligen Medienberichte berichten nichts über die Wahl des reichlich ungewöhnlichen Standortes. Seit dem Ende der Monarchie war der Heldenplatz nicht mehr mit Denkmälern besetzt worden. Zuletzt hatte man hier 1865 das Reiterstandbild für Prinz Eugen errichtet. Warum man sich beim Otto Wagner-Denkmal gerade für den Heldenplatz entschied, kann nur vermutet werden.

Fraglos sollte dem Denkmal die größtmögliche Präsenz zukommen. Und der Standort am unvollendeten Kaiserforum war auch nicht zufällig gewählt. Hatte doch Otto Wagner immer wieder Pläne zur Vollendung vorgelegt, welche vom Kaiserhaus aber standhaft ignoriert wurden. Sollte ihm nun späte "Gerechtigkeit" zuteil werden?

Enthüllung 1930 durch Bundespräsident Miklas

Bundespräsident Miklas enthüllte das Denkmal am 25. Juni 1930 im Rahmen der Werkbundtagung.

Der Kongress hatte Montag mit Sitzungen verschiedener Ausschüsse begonnen, am Dienstag waren die Mitglieder im Zeremoniensaal der Hofburg zusammen getroffen und anschließend vom Bundesminister für Handel und Verkehr empfangen worden.

Nach Josef Franks programmatischem Vortrag "Was ist Modern?" und der Denkmalsenthüllung fand am Mittwoch eine Festvorstellung in der Staatsoper statt, gefolgt von einem Empfang des Bürgermeisters.

Am Donnerstag folgte eine Fahrt nach Klosterneuburg, auf den Cobenzl und zum Heurigen nach Grinzing, am Freitag ein Ausflug zur Rax und auf den Semmering.

Am Samstag schließlich machte man sich auf eine dreitägige Exkursion nach Budapest, mit der die Tagung zu einem Abschluss kam.

Enthüllung am Heldenplatz 1930
 

Abtragung 1939

Dem Denkmal war jedoch nur eine kurze Zeit am Heldenplatz beschieden. 1939 wurde es wegen der damals bevorstehenden, jedoch nie in die Tat umgesetzten Umgestaltung des Ballhausplatzes entfernt und vorläufig deponiert. Aus der Zeit dieses Denkmalprojektes stammt auch der querrechteckige Rücksprung des Volksgartengitters am Ballhausplatz.

Es ist aber davon auszugehen, dass bereits im Zuge der geplanten Errichtung eines monumentalen Dollfuß-Denkmals auf dem Ballhausplatz durch Clemens Holzmeister - seine Zeichnungen stammen aus den Jahren 1936 und 1937 - daran gedacht gewesen war, das Otto-Wagner-Denkmal zu entfernen.

 
neuer Standort: Makartgasse

Neuaufstellung 1959

Erst 1959 kam es zur Wiederaufstellung des Denkmals. Man wählte jedoch nicht den ursprünglichen Standort, der mittlerweile zu einem Parkplatz umfunktioniert worden war, sondern versuchte mit der Nähe zur Akademie der bildenden Künste offensichtlich Wagners Rolle als Lehrer zu betonen.

Vor dem Denkmal steht auf dem wiederhergestellten Plattenbelag eine Blumenschale, die in der originalen Aufstellung nicht vorhanden war.

Die "Presse" wünschte sich damals das Denkmal zurück auf den Heldenplatz. Tatsächlich ist das als hoch aufragendes Merkzeichen auf einer weiten, von horizontalen Linien bestimmten Platzfläche konzipierte Denkmal an seinem heutigen Platz in der Makartgasse weitgehend in Vergessenheit geraten - und mit ihm auch die gestalterische Qualität von Hoffmanns Entwurf.

Kopie und Original

Bei der Demontage 1939 war der origiale Inschriftenstein beschädigt worden (heute im Wien Museum). Neuerlich schuf Oswald Haerdtl einen Schriftblock, diesmal mit etwas zierlicherem Schriftbild.
Zugleich erfolgte eine Ergänzung der Inschrift mit dem Hinweis auf die Wiedererrichtung: Erneuert von der Gemeinde Wien im Jahre 1959.

Oswald Haerdtl (1899 - 1959), bekannt durch sein Wien Museum und die Umgestaltung des Café Prückl, starb völlig überraschend im gleichen Jahr.

Kopie Oswald Haerdtl
Original Josef Hoffmann
Ergänzung 1959
Stifter 1930

Beschreibung

Ein neun Meter hoher Pfeiler aus monolithischen Granitblöcken, mit scharfen Kanten und perfekt geglätteten Flächen, der seine Schmalseite zum Platz richtet, wird im untersten Drittel, etwa auf Augenhöhe des Betrachters, von einem beinahe unvermittelt eingesetzten Würfel in seiner vertikalen Tendenz regelrecht gebremst und damit am Boden festgehalten.

Dieser Würfel besitzt im Gegensatz zur Glätte des Pfeilers eine sichtbar raue Grundierung, von der sich die glatten Lettern der Inschrift abheben. Die Inschrift ist auf alle Seiten des Würfels verteilt und lautet: "DEM / GROSSEN / BAU / KÜNSTLER / OTTO / WAGNER / GEBOREN / PENZING / 1841 / GESTORBEN / WIEN / 1918 / DER / ÖSTERR. / WERK / BUND / IM JAHRE / 1930 / ERNEUERT / VON DER / GEMEINDE / WIEN / IM JAHRE / 1959 ".

Das Denkmal für Otto Wagner war im Jahr seiner Enthüllung auch ein Denkmal für das wieder erwachte Selbstbewusstsein des Österreichischen Werkbunds.

Dieser besaß innerhalb der Werkbund-Vereinigung nicht nur eine eigene Geschichte, sondern vertrat auch eine eigenständige Auffassung von "Moderne".
1930 wurde in Wien nicht nur - durch Josef Frank - die kritische Frage nach dem Wesen der "Moderne" gestellt, sondern auch der "Geist" Otto Wagners beschworen und damit zugleich gezeigt, dass die so jung und "geschichtslos" erscheinende moderne Architektur bereits eine eigene, lehrreiche Vergangenheit besaß.

Plakat 1932
 

Quellen
  • Andreas Nierhaus: Josef Hoffmanns Denkmal für Otto Wagner.
    Zu einer Neuerwerbung des Wien Museums, in: Wiener Geschichtsblätter 64 (2009), Heft 2,
    S. 1-11.

 

11