Home | Denkmäler | Ringstraße |Lueger
Denkmäler der Wiener Ringstraße
Dr. Karl Lueger starb am 10. März 1910. Bereits einen Tag danach gelangten ersten Spenden für die Errichtung eines Lueger-Denkmals bei der Reichspost ein: |
|
|
|
Zwei Wochen später stellte die christlich-soziale Partei im Stadtrat der Antrag zur Errichtung eines Luegerdenkmales auf dem Platze vor dem Neuen Rathaus.
Das Denkmal sollte "für immerwährende Zeiten an die Liebe und an die Fürsorge erinnern, mit welcher der große Bürgermeister an seiner Vaterstadt gehangen hat und auf das Wohl seiner Mitbürger bedacht war“.
Die Errichtung des Denkmales wurde bewilligt, die Standortfrage sollte aber noch zu heftigen Diskussionen führen - letztlich wurde das Denkmal am Dr. Karl-Lueger-Platz aufgestellt, der am Stubenring liegt. |
Bürgermeister Lueger und Vizebürgermeister Hierhammer |
|
Denkmal-Komitee
Bald danach wurde ein Denkmalkomitee gegründet.
Gründungsmitglieder waren u.a. Kardinal Piffl, Nationalrat Leopold Kundschak, und der ehemalige Vizebürgermeister Heinrich Hierhammer, der als einer der treuesten Paladine des Verstorbenen das Komitee unterstützte. |
|
Aufgabe des Denkmalkomitees war u.a. das Sammeln von Geld für das geplante Denkmal. Innerhalb nur eines Jahres konnte die ungeheuer große Summe von 270 000 Kronen vorgewiesen werden (ca. 270 000 Euro). |
|
Wettbewerb
Dann wurde eine Konkurrenz ausgeschrieben, 53 Entwürfe wurden bis 12. November 1912 eingereicht und im Palais Schönborn ausgestellt.
Das Siegerprojekt stammte von Josef Müllner, Professor an der Akademie der Bildenen Künste, und trug den Namen ‚Früchte bringe das Leben dem Manne’. Der Künstler erbat sich als Vorlage einen Salonrock, Kragen, Binder und Schuhe Luegers. Maske und Hand stellte man ihm als galvanoplastische Abgüsse zur Verfügung, ein Ratsdiener lieh einen Gehrock, den er als persönliches Andenken verwahrt hatte. |
|
Folgende Projekte wurden ebenfalls prämiert:
- Weiße Nelke (Ernst Hegenbarth)
- Treue für Treue (Hans Schwathe)
- Rathausstüberl (Rudolf Weyr)
- Unser Karl (Jakob Gruber)
- Volkstribun 1 (Otto Hofner)
- Dem Freunde der Blumen und Kinder (Karl Philipp)
- Kraft und Fortschritt (Franz Seifert)
- Dem Bürgermeister (Theodor Stundl )
- Dem eisernen Bürgermeister (Fritz Zerritsch, Gustav Adolf König)
Quelle: Wiener Bauindustriezeitung 1913, S 91 |
Palais Schönborn, Laudongasse (heute Volkskundemuseum) |
|
▲
|
Die Beurteilung des Wettbewerbs war übrigens verheerend ausgefallen, die Presse sprach von einem ‚Denkmal-Debakel’.
Kritisiert wurden die Künstler: „….abgesehen von den prämierten Arbeiten sind alle anderen ein Sammelsurium von Banalität, verlogener Pose, Verschrobenheit, Hilf- und Geschmacklosigkeit, dass einem davor graut. Die Entwürfe entstanden wohl nach der Devise: Lueger in der Karikatur oder Lueger als Gevatter Greissler…“
Kritisiert wurde auch, dass die Ausschreibung ein Erinnerungsdenkmal forderte, welches zugleich auch ein Demonstrationsdenkmal der Macht jener politischen Partei sein sollte, als deren Repräsentant Lueger gegolten hatte: „ …. demonstrativ sollte die Bedeutung des Dahingegangenen aller Welt, besonders aber seinen Gegnern, vor Augen geführt werden, sozusagen ins Gesicht geschleudert zu werden. …“
|
|
Man kritisierte – salopp gesagt – den Größenwahn des Denkmals: die riesige Summe, die zur Verfügung stand, den riesigen Platz, wo es aufgestellt werden sollte (Rathausplatz): „… Dem Lueger sollte ein Standbild gesetzt werden, das einem Heros gebührt hätte. Man maß und maß an dem toten Bürgermeister und fand ihn immer größer und größer, je länger man maß…“
Quelle: Wiener Bauindustriezeitung 1913, S 11 |
▲
Die Standortfrage
|
Als Aufstellungsort für das Lueger-Denkmal war der Rathausplatz geplant, der schon seit 1907 Lueger-Platz hieß.
Dort ein Denkmal hinzustellen, hatte allerdings schon 1882, bei der Errichtung des Friedrich von Schmidt-Denkmals, zu heftigen Diskussionen geführt. (Quelle)
Friedrich von Schmidt, der Erbauer des Rathauses, fand dann hinter dem Rathaus seinen Platz, denn schon damals meinte man: vor dem Rathaus gebühre nur einem ein Denkmal: Kaiser Franz Joseph I. |
Friedrich von Schmidt steht hinter dem Rathaus |
Diese Meinung hatte offensichtlich auch Otto Wagner, von ihm stammt ein Entwurf von einem Kaiser Franz Joseph I. Denkmal vor dem Rathaus. Zum Lueger-Denkmal bezog Wagner folgende Stellung: „Wie solle der Bürgermeister dargestellt werden? Man könne einen Mann wie Lueger …. nicht anders als sitzend auffassen. Um die sitzende Figur nicht vom Rathausturm erdrücken zu lassen, wäre der Bildhauer gezwungen, die gestalt entweder ungeheuer groß zu machen oder das Beiwerk so weit und breit auszubilden, dass die Lueger-Statue darunter leide, ja verschwinden würde. Und dann müsste in ernste Erwägung gezogen werden, dass der große Rathausturm ein Monument in seiner Nähe überhaupt nicht vertrage.
Ein Denkmal an dieser Stelle müsste eine Höhe von mindestens 18 bis 20 Metern haben, um mit der Größe des Platzes und der Höhe der umliegenden Bauwerke im Einklang zu stehen. |
Man wäre also gezwungen, das Monument gegen die Ringstrasse vorzurücken.
In dem Momente aber, wo ein Denkmal auf die Ringstrasse komme, sei es auch schon prädestiniert für den Kaiser.
Wo anders solle ein Denkmal des Kaisers Franz Joseph I. ragen, als auf der Wiener Via triumphalis" Quelle |
|
|
Entwurf Otto Wagner: Denkmal Kaiser Franz Joseph I. vor dem Rathaus |
Dr. Karl-Lueger-Platz
|
Der Lauf der Geschichte löste die Frage der Standortfrage: Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderte die Fertigstellung des Denkmales.
1926, als das dann fertige Denkmal aufgestellt werden sollte, entschied man sich für den heutigen Standort am Stubenring.
Damals transferierte man auch den Platznamen Dr. Karl-Lueger-Platz
hierher. Und der Platz vor dem Rathaus hieß wieder
wie vorher Rathausplatz.
Zumindest so lange, bis Dollfuss
kam. Später hieß er Adolf-Hitler-Platz.
Und heute haben wir ihn wieder: den Rathausplatz und
der Bürgermeister Lueger steht am Dr. Karl-Lueger-Platz.
|
Dr. Karl Lueger Platz (Stubenring) |
|
▲
Enthüllung
▲
Beschreibung
|
|
|
4 m hoch, Bronzestatue Lueger |
|
Aufnahme 1937, im Hintergrund das Dominkanerkloster mit dem Dominikanerkeller an der Ecke |
Das Denkmal zeigt die stehende Figur des Bürgermeisters auf einem achtkantigen Sockel über einem dreistufigen Podest.
An den Ecken des oberen Sockelteils befinden sich vier überlebensgroße Figuren, die auf die Leistungen aus seiner Amtszeit hinweisen:
-
junger Arbeiter mit Gasrohr (Kommunalisierung der Gaswerke),
-
befürsorgter Greis (Bau des Versorgungsheims Lainz),
-
trauernde Frau mit Kindern (Schaffung der Witwen- und Waisenfürsorge),
-
jugendlicher Landarbeiter (Schaffung des Wald- und Wiesengürtels). |
|
|
|
|
Mann mit Gasrohr |
befürsorgter Greis |
trauernde Frau |
jugendlicher Landarbeiter |
Der Sockel ist mir 4 Hochreliefs geziert, deren Darstellungen sich auf das Werk Luegers beziehen.
|
Relief vorne: Schaffung des Wald- und Wiesengürtels |
|
Relief links: Kommunalisierung der Gaswerke |
|
Relief hinten |
|