Lueger geht nicht ins Sacher
.... Dass aber Lueger das Sacher
beinahe demonstrativ mied, dass dieser populäre
Bürgermeister des "kleinen Mannes" das
Hotel durch maliziöse Bemerkungen als eine
Art "Zuflucht der Überflüssigen"
hinstellte, das ging der Besitzerin, Frau Sacher,
wider den Strich.
Anlässlich eines Balles im Rathaus ließ sich die temperamentvolle Frau hinreißen, eine boshafte Bemerkung über das Fest zu machen, die natürlich auf kürzestem Wege zu den Ohren des Bürgermeisters gelangte.
Nun war aber Lueger eitel und kein guter Verzeiher, er schwieg, aber von diesem Moment an galt die Sacher im Rathaus als erledigt. Sie zuckte lächelnd die Schultern, als gute Freunde sie dies wissen ließen.
(Quelle: "Geschichten aus dem alten Österreich" Siegfried Weyr, Auszug (pdf))
Lueger und die Frauen Kein anderer Politiker erfreute sich in jenen Tagen derartiger Beliebtheit wie der Wiener Bürgermeister Karl Lueger. Und die Herzen der Frauen flogen ihm ganz besonders zu. Dennoch blieb er Junggeselle, und er führte, laut Friedrich Heer, sogar "das zölibatäre Leben eines Priesters". Nun, ganz so schlimm war's auch nicht, sind doch zumindest zwei Affären des "Bürgerkaisers" bekannt geworden.
Lueger wohnte zeitlebens in gemeinsamem
Haushalt mit seinen beiden Schwestern Hildegard
und Rosa, die sich rührend seiner annahmen, ihn aber auch von der Außenwelt abschirmten - ganz besonders von den ihn anhimmelnden Wienerinnen. Karl Lueger soll seiner Mutter auf deren Totenbett versprochen haben, seine Schwestern niemals allein zu lassen, was praktisch einem "Eheverbot" gleichkam. Nicht jedoch einem "Beziehungsverbot".
Der Politiker fühlte sich magisch von den schönen Künsten angezogen, und so ist's kein Zufall, dass seine erste uns namentlich bekannte Geliebte vom Theater kam. Sie hieß Caroline Valerie Loewy und trat als Schauspielerin unter dem Namen Valerie Grey auf. Luegers Beziehung zu einer Jüdin erstaunt umso mehr, als antisemitische Floskeln zu seinem Repertoire gehörten. Immerhin bestätigt die Romanze mit Valerie den bekannten Lueger-Spruch "Wer ein Jud ist, bestimm ich".
"Der schöne Karl", wie er genannt wurde, hatte die 35-jährige Offizierstochter noch in seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt kennen gelernt, als sie 1880 ein kleines Theater in der Canovagasse gründete und sich wegen der Aufführungsrechte diverser Stücke an ihn wandte. Lueger, damals Wiener Gemeinderat und politisch überaus ambitioniert, fühlte sich von der attraktiven Künstlerin angezogen und nahm bei ihr Rhetorikunterricht (der sich für seine weitere Karriere als förderlich erweisen sollte). Die körperliche Nähe, die sich aus den Sprechübungen ergab, hatte ein fünf Jahre andauerndes Verhältnis zur Folge.
Auch die zweite Verbindung ging er mit einer Künstlerin ein. Marianne Beskiba war Malerin und erhielt 1895 den Auftrag, ein Porträt des damaligen Bürgermeisterkandidaten anzufertigen. Politiker und Malerin entflammten füreinander und blieben bis kurz vor Luegers Tod auf das Innigste verbunden. Der zum Teil erhalten gebliebenen Korresrondenz ist zu entnehmen, dass er sie "süßes Weibi" und sie ihn Krampus" nannte.
Als die Wiener über das Paar zu tuscheln begannen, weil man den inzwischen zum Bürgermeister gewählten Lueger und die um 25 Jahre jüngere Frau bei gemeinsamen Ausflügen beobachten konnte, bekam Lueger Angst, seine weiblichen Verehrerinnen vor den Kopf zu stoßen. Und das, obwohl Frauen damals gar nicht wahlberechtigt waren, aber der Volkstribun wusste, dass sie das Wahlverhalten ihrer Männer entscheidend beeinflussten.
Die Beziehung zu Marianne Beskiba bekam Risse, weil Lueger - wohl aus politischen Gründen - ein ihr gegebenes Eheversprechen nicht einhielt.
Marianne hatte eine dramatische Familiengeschichte.
Als ihre Mutter starb, begingen deren drei Schwestern
und ein Bruder gemeinschaftlich Selbstmord durch
Einnahme von Zyankali - eine vierfache Tragödie,
die 1894 in Wien großes Aufsehen erregt hatte.
Jahre später unternahm auch sie, die Geliebte
des Bürgermeisters, einen Selbstmordversuch,
der jedoch missglückte. Marianne Beskiba starb
1934 völlig mittellos und wurde in einem Armengrab
der Stadt Wien beigesetzt.
Karl Lueger besaß neben seiner Privatwohnung in der Marokkanergasse auch ein Haus am Josefsplatz in Baden und eine Dienstwohnung im Wiener Rathaus. In dieser starb er 1910 im Alter von 65 Jahren - bis zuletzt von seinen beiden Schwestern umsorgt.
(Quelle: Markus) |