Der Jüngling und das Feigenblatt
Im Volksgarten rund um den Theseustempel spielten nicht
Arbeiterkinder, sondern die Jugend aus den „besseren
Häusern", die man vor allen schädlichen
Einflüssen schützen zu müssen glaubte.
Einer
der vielen Hüter der Moral sah den nackten Jüngling
und die spielenden Kinder und sein Entschluss stand fest:
Hier muß etwas geschehen.
1934 war eine Diktatur,
da konnte ein Mann an den Schalthebeln der Macht mit einem
Befehl den Bronzejüngling bekleiden. Der nach antikem
Vorbild geschaffene schöne Jüngling bekam ein
Feigenblatt.
Als nach 1945 Viktor Matejka durch den Volksgarten Richtung
Rathaus ging (Dienstwagen für Stadträte gab es
damals noch nicht), sah er diesen verschandelten Jüngling.
Sein Entschluss stand fest: das Blatt muß weg. Er
dachte sich: nun leben wir in einer Demokratie, da muss
so was möglich sein.
Doch um eine noch so kleine Veränderung an einem Denkmal
an einem öffentlichen Ort vorzunehmen, bedarf es einiger
behördlicher Veranlassungen. |