Vielen blieb er als "König der Absager" in Erinnerung, weil er mehr Vorstellungen versäumt als gesungen hat, weshalb im Opernhaus auch gewitzelt wurde: "Herr Piccaver hat seine Indispositionen getroffen. "
Dennoch war Alfred Piccaver einer der großen Lieblinge der Wiener. Der gebürtige Brite hatte seine ersten Erfolge als Tenor in Prag gefeiert, ehe ihn Hofoperndirektor Felix von Weingartner 1910 nach Wien holte, wo er sich mit vielen Verdi- und Puccini-Partien in die Herzen des Publikums sang.
Piccaver wurde ein angesehenes Ensemblemitglied und bezog eine herrschaftliche Wohnung auf der Wieden. In Wien verliebte er sich auch, und zwar in eine als »schöne Martha« bezeichnete Serviererin der Hofzuckerbäckerei Demel.
Sehr zum Missbehagen der Anna Demel übrigens, deren Personal es ausdrücklich untersagt war, mit der p. T. Kundschaft in privaten Verkehr zu treten. Das spielte aber bald keine Rolle mehr, da Piccaver seine Martha vor den Traualtar führte. Leider nahm die Romanze ein tragisches Ende. Die "schöne Martha" ging ein Verhältnis mit
einem verheirateten Grafen ein, dessen Gemahlin dem Liebespaar auflauerte und Frau Piccaver in einem Anfall von Eifersucht eine Flasche Vitriol ins Gesicht schüttete. Die Gemahlin des Kammersängers blieb für den Rest ihres Lebens entstellt.
(Quelle Markus)
Nachtrag:
p. T. = pleno titulo (= mit dem jeweiligen vollen Titel)
Wenn man nicht alle Titel anführen kann,
zum Beispiel in einem Rundschreiben an die Hausparteien – verwendet man in Österreich die Abkürzung „p. t.“ oder „P. T.“ (pleno titulo = mit dem jeweiligen vollen Titel).
In diesem Fall lautet die Anrede: „An die p. t. Hausparteien!“
In Gerhad Bronners Der gschupfte Ferdl (= der verrückte, verschrobene Ferdinand), unvergesslich interpretiert von Helmut Qualtinger, wird von einem dubiosen Vorstadtlokal erzählt, an dessen Eingang eine Tafel mit folgender Aufschrift hängt: „Die p. t. Gäste sind höflichst gebeten / die Tanzlokalitäten ohne Messer zu betreten!“
Der gschupfte Ferdl gibt daraufhin sein Messer ab, weil er weiß, „die Mitzi hat im Taschl eh no ans drinn.“ In der Wiener Mundart gibt es eine Redensart, bei der das Wort „Titel“ (übrigens von lateinisch titulus = Aufschrift, Titel) ironisch ins Gegenteil verkehrt wird: „Er gibt ihm alle Titeln“ heißt: „Er belegt ihn mit allen erdenklichen Schimpfnamen“.
Robert Sedlaczek, Das österreichische Deutsch, S.394
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