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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Ehrengräber | Gruppe 32 C | Nr. 21 B, Kreisky

Dr. Bruno Kreisky
Politiker, 1911 - 1990 

Dr. Bruno Kreisky
Politiker, 1911 - 1990

Zentralfriedhof, Gruppe 32 C, Nr. 21 B

Grabmal: Trauerbuche, Steinscheibe: Karl Prantl

Lageplan Gruppe 32 C

Kreisky in Anekdoten

Biografie

Jugend in Margareten

Bruno Kreisky wurde 1911 als Sohn eines jüdischen Geschäftsmannes geboren.

"Meine Familie", erklärte er, "hat sich zum jüdischen Glauben bekannt, umso dümmer sind die Vorwürfe, die manchmal gegen mich erhoben wurden, weil ich angeblich versucht hätte, mich meines Judentums zu entledigen.
Das Judentum ist Teil meines Wesens und meines Charakters, etwas anderes habe ich nie behauptet, es wäre auch lächerlich gewesen."

Kreisky wuchs in der Schönbrunner Straße 122, im 6. Wiener Gemeindebezirk (Margareten) auf.

2005, anläßlich seines 15. Todestages wurde der nahe gelegene St. Johann- Park, in dem er oft Fußball gespielt hatte, in Bruno-Kreisky-Park umbenannt.

 
Bruno-Kreisky-Park bei der U-Bahn Station Margaretengürtel
Am Rand der Grünanlage, die für ihre zwischen den Bäumen gespannten Hängematten bekannt ist, steht seit 2006 eine Bronze-Büste des Kanzlers auf einem Pfeiler mit Inschriftentafel.
Die Plastik stammt von der Bildhauerin Christine Pillhofer, die sie nach drei Fotos des Politikers angefertigt hatte. Pillhofer: "Ihr sei es wichtig gewesen, nicht nur einen "billigen Abklatsch des Kopfes" anzufertigen, sondern wirklich eine Kopfskulptur zu schaffen."
Link: Homepage Pillhofer: Portrait-Büsten

Sozialistenprozeß 1936

 
Kreisky - Polizeifotos
 

Schon während seiner Schulzeit engagierte sich Kreisky für die sozialistische Bewegung. Er ging damals selbst von Haus zu Haus, um junge Leute für die Parteiarbeit anzuwerben.

1933 wurde er zum ersten Mal wegen seiner politischen Tätigkeit festgenommen. 1934 gründete er gemeinsam mit Roman Felleis die illegale "Revolutionäre Sozialistische Jugend".

1935 wurde er neuerlich verhaftet. Im großen Sozialistenprozess von 1936 hielt Kreisky eine fulminante Verteidigungsrede - und wurde dennoch wegen "Hochverrat" zu einem Jahr Kerker verurteilt.
Im Rahmen der Juli-Amnestie von 1936 wurden die Verurteilten, die allerdings bereits Monate in Untersuchungshaft verbracht hatten, schließlich begnadigt.

Schweden: Exil und Hochzeit

Am 14. März 1938, nur einen Tag nach dem "Anschluss" Österreichs, legte Kreisky seine letzte Prüfung an der Universität Wien ab (Dr. jur.).
Am nächsten Tag befand er sich bereits in "Schutzhaft".

Ende September konnte Kreisky jedoch nach Schweden emigrieren, wo er auch seine Frau Vera kennen lernte und heiratete.

Vera Kreisky-Fürth kam aus einer reichen, ursprünglich österreichischen Papierfabrikanten-Familie, die in Schweden eine der größten Textil-Importfirmen aufbaute.

 

Politische Karriere in Österreich

Ab 1946 baute Kreisky die österreichische Gesandtschaft in Schweden auf.

1950 kehrte er in die Heimat zurück.

1953 wurde er Staatssekretär. Als solcher flog er 1955 mit Kanzler Raab und Außenminister Figl zu den Staatsvertrags-Verhandlungen nach Moskau.

1959 übernahm er das Außenministerium.

Staatsvertrag 1955: Kreisky (li), Figl, Schärf, Raab
 

Nach dem Wahldebakel der SPÖ 1966, das die Partei in die Opposition führte, übernahm Kreisky 1967 den Parteivorsitz.

1970 erzielten die Sozialdemokraten die relative Mehrheit, Kreisky bildete eine Minderheitsregierung. Bei der nächsten Wahl, schon eineinhalb Jahre später, erreichte die SPÖ die absolute Mehrheit. Dreimal, 1971, 1975 und 1979, sollte dem Parteichef dies gelingen.

Kreiskys Reformen

Vor allem die erste Hälfte der Ära Kreisky war geprägt von einem beachtlichen Reformtempo.

Abgeschafft wurden etwa AHS (Anm. Gymnasium)-Aufnahmeprüfung und Studiengebühren, er führte Mitbestimmungsrechte für Lehrer, Schüler und Studierende an Schulen bzw. Universitäten ein.

Schülerfreifahrt und Gratisschulbücher gehören zu jenen Sozialtransfers, die heute bereits als selbstverständlich gelten.

In der Zeit wurde auch die Fristenlösung beschlossen, die den Schwangerschaftsabbruch in den ersten drei Monaten straffrei stellt.

Wirtschaftspolitik, Zwentendorf-Debakel

Seine Wirtschaftspolitik war geprägt vom Streben nach Vollbeschäftigung.

"Andere Länder geben Geld aus, um Arbeitslose zu unterstützen, Österreich, um sie zu vermeiden", meinte der Kanzler einmal sinngemäß.

1978 verlor Kreisky knapp die Volksabstimmung über das bereits fertiggestellte Atomkraftwerk Zwentendorf. 50,5 % der Bevölkerung waren dagegen (heute wird dort Strom für 1000 Haushalte aus einer aufgestellten Photovoltaikanlage erzeugt).

Dennoch konnte Bruno Kreisky ein Jahr später bei der Nationalratswahl seine absolute Mehrheit noch ausbauen.

Atomkraftwerk Zwentendorf
 

1983 verlor die SPÖ die Absolute.

Der damals 72-Jährige, geschwächt von Krankheit, übergab an Fred Sinowatz.

Bis zum Tod blieb Kreisky, der sich oft in sein Domizil auf Mallorca zurückzog, noch präsent in der heimischen Innenpolitik.

 

Tod durch Herzversagen

Schicksalsschläge wie die Ermordung des schwedischen Premiers und Freundes Olof Palme 1986 und vor allem der Tod seiner Ehefrau im Jahr 1988 setzten ihm zu. Nach einer Nierenoperation musste er regelmäßig zur Dialyse, ein Augenleiden machte ihm auch zu schaffen.

Am 29. Juli 1990 starb Bruno Kreisky in Wien an Herzversagen.

Die flache Steinscheibe von Karl Prantl soll Gerüchten zufolge einem Politiker von Kreiskys Bedeutung nicht als standesgemäß genug bezeichnet worden sein.

Andere sagen wieder, dass die "Sonnenscheibe" dem "Sonnenkönig" würdig ist.

Kreisky-Grab: "Sonnenscheibe" und Trauerbuche
 
Willy Brandt sprach bei der Beisetzung auf dem Wiener Zentralfriedhof am 7. August 1990: "Seine Welt war größer als sein Land. Er hat sich um die Gemeinschaft und das Wohlergehen der Völker verdient gemacht. Ruhe in Frieden, lieber, schwieriger und guter Freund!"

Sohn Peter verstarb 2010

Kreisky hatte zwei Kinder: Tochter Suzanne, 1948 in Schweden geboren, wie ihr älterer Bruder Peter.

Dieser verstarb 66-jährig 2010 an einem Herzinfarkt bei einer Wanderung auf der Insel Mallorca.
Seine Urne wurde ebenfalls hier im Grab beigesetzt. Er hinterließ eine Frau und einen Sohn.

 

Bei der Verabschiedung im Jänner 2011 hielten der Autor Doron Rabinovici und Bundespräsident Dr. Heinz Fischer Reden.

Damit auch Bundeskanzler Faymann daran teilnehmen konnte, wurde die erste Ministerratssitzung des Jahres um eine Stunde verschoben.

Mehrere hundert Personen erwiesen Dr. Peter Kreisky die letzte Ehre.

Kreiskys Charisma

Kreiskys pointierte Sprechweise, die sowohl der Hilfsarbeiter als auch der Universitätsprofessor verstanden, machten neben seinem geschickten Umgang mit den Medien einen nicht unerheblichen Teil seiner Faszination aus.

Wenn er mit sonorer Stimme "Ich bin der Meinung" sagte, wusste man, dass man aufzupassen hatte.

Sein berühmter Sager von den Milliardenschulden, die ihm weniger Kopfzerbrechen bereiten würden als ein paar tausend Arbeitslose wird ebenso in Erinnerung bleiben wie der angesichts der Energiekrise der frühen Siebzigerjahre geäußerte Ratschlag, sich eben nass zu rasieren.

Kreisky bewies immer Stil und Charakter: Ob er nun einem Journalisten im Foyer nach dem dienstäglichen Ministerrat empfahl "Lernen's Geschichte, Herr Redakteur" oder anlässlich des Kärntner Ortstafelsturms auf die Empfehlung der Polizei, den Versammlungsort durch eine Hintertür zu verlassen, meinte: "Ein Bundeskanzler dieser Republik geht

nicht durch die Hintertür". Und er stand zu seinen Prinzipien: Etwa als er 1983, nachdem er die absolute Mehrheit verloren hatte und die Weichen für eine SPÖ-FPÖ-Koalition stellte, dem damaligen ÖVP-Generalsekretär Michael Graff, der ihn kurz zuvor heftig attackiert hatte, die Hand nur mit der Bemerkung "ungern" reichte.

Links:

Bruno Kreisky und die Journalisten - you tube, Einleitung von Axel Corti

Kreisky und Zwentendorf (Abstimmung) - österr. Mediathek (Video)

ARD-Mediathek, Beitrag 2008 (Audio)

Kreisky in Anekdoten

Kokoschka "wohnt" bei Bruno Kreisky

Der Maler Oskar Kokoschka (1886 - 1980) war, als die Nazis seine Kunst für „entartet“ erklärten, nach London geflüchtet und hatte damit automatisch die österreichische (beziehungsweise deutsche) Staatsbürgerschaft verloren.

Als er nach dem Krieg wieder Österreicher werden wollte, teilte man dem inzwischen weltberühmt gewordenen Maler mit, dass die Rückgabe der Staatsbürgerschaft nur dann möglich sei, wenn man in Österreich einen ordentlichen Wohnsitz hätte. Und den hatte der nun in der Schweiz lebende Kokoschka nicht. Er weigerte sich auch, eine Wohnung zu mieten oder einen Antrag auf Einbürgerung zu stellen, weil er es als unwürdig empfand, um etwas bitten zu müssen, was man ihm 1938 geraubt hatte.

Der Bundeskanzler erfuhr davon und suchte einen Ausweg. Er fand ihn, indem er die „Lex Kokoschka“, wie er sein Vorgehen selbst nannte, schuf. Und so füllte Kreisky am 4. März 1974 persönlich einen Meldezettel aus, lautend auf den Namen Oskar Kokoschka. Als Adresse gab der Regierungschef seine eigene Privatanschrift, Armbrustergasse Nr. 15, an.

Und wirklich, wenige Tage später wurden dem Künstler die Dokumente zur Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft zugestellt. Kokoschka war wieder Österreicher.

Der geschäftstüchtige Großvater

Kreiskys Großvater war als sehr geschäftstüchtig bekannt. Sein Haus lag in Trebitsch, nahe dem Schloss des Grafen Waldstein. Bruno Kreisky: " Die alte Gräfin Waldstein hat mir einmal erzählt, dass ihr Vater, der Graf, Leute auf einem Turm postiert hatte, die ihm mitteilen mussten, wann mein Großvater zu seinem abendlichen Spaziergang sein Haus verließ. Dann hat er sich aufgemacht, um ihm "zufällig" zu begegnen, weil er wissen wollte, wie die Kurse an der Börse in Prag notierten."

Kreisky und der Adel

Bruno Kreisky war der Meinung, man hätte beim Abschaffen des Adels 1918, den selben weg gehen hätte sollen wie Deutschland, nämlich dass der Titel als Teil des namens bestehen bleiben konnte.

Eines Tages betrat einer von Kreiskys Sekretären im Bundeskanzleramt - er hieß Lukas Beroldingen und stammte aus einer ehemals gräflichen Familie - das Büro des Kanzlers und teilte ihm mit: „Herr Bundeskanzler, heut Nachmittag ist der Karl Schwarzenberg zu einem Besuch bei dir angemeldet. Ich möchte dich, weil du ihn immer als >Prinz Schwarzenberg< ansprichst, darauf aufmerksam machen, dass sein Onkel Josef, der Chef des Hauses Schwarzenberg, vorgestern verstorben ist. Damit hat Karl seine Stellung als Oberhaupt der Familie übernommen, er trägt also jetzt den Titel >Fürst<.“ Kreisky hörte sich den Hinweis in aller Ruhe an und brummte: „Für mich bleibt er Prinz!"

Georg Markus bei Kreiskys Begräbnis

Während Kreiskys Begräbnis stand der österreichische Journalist Georg Markus als Berichterstatter am Grab des früheren „Sonnenkönigs“, und ihm fiel ein, wie Kreisky ihm einmal erzählt hatte, dass er als Fünfjähriger auf der Mariahilfer Straße im Spalier gestanden war, als der Leichnam Kaiser Franz Josephs an ihm vorbeizog. „Es war ein eiskalter, grausiger Herbsttag, und wir froren entsetzlich“, hatte er sich an diesen, für die österreichisch-ungarische Monarchie denkwürdigen Tag erinnert. Und jetzt, ein Dreivierteljahrhundert später, verabschiedete sich die Republik von ihrem längstdienenden Regierungschef. Diesmal war's ein kühler, regnerischer Sommertag.

Kreisky und die Beistriche

Der spätere Bundeskanzler war in jungen Jahren neben dem Studium als freiberuflicher Journalist tätig. Eines Tages wurde Kreisky vom Korrektor vorgeworfen, dass er es mit der Interpunktion nicht allzu genau nähme. Worauf Kreisky, als er wieder einmal ein Manuskript in die Setzerei brachte, eine voll beschriebene Seite beilegte, auf der sich nur Beistriche befanden. Dann sagte er zum Korrektor: „Da haben S' einen Haufen Beistriche. Machen S' damit, was Sie wollen!“

Staatsbesuch mit nur einem Zylinder

Kanzler Leopold Figl und Vizekanzler Adolf Schärf trafen 1950 zu einem Staatsbesuch in Stockholm ein, auf dem sie ein junger Legationsrat namens Bruno Kreisky begleitete. Keiner der Herren hatte daran gedacht, einen Zylinder mitzunehmen, der aber bei einem abendlichen Empfang beim schwedischen König unabdingbar ist. In letzter Minute ließ sich an Ort und Stelle ein Hut auftreiben. Doch er passte nur Kreisky, dem rangniedrigsten Delegationsmitglied. Die Lösung des Problems kann als „österreichisch“ bezeichnet werden: FigI betrat den Audienzsaal mit dem Zylinder in der Hand. Er übergab ihn in einem unbemerkten Augenblick an Schärf, der ihn wiederum nach einigen Minuten an Kreisky weiterreichte. Dieser konnte ihn dann protokollgemäß aufsetzen, als die drei Herren den Königspalast verließen ...

Kreisky und Molotow

Während eines Gesprächs bei der Berliner Außenministerkonferenz 1954 debattierte Staatssekretär Bruno Kreisky mit dem sowjetischen Außenminister Molotow lange und ausführlich über die Schriften Lenins. Molotow zeigte sich verblüfft, wie gut Kreisky über den Sowjetgründer informiert war. „Warum sind Sie bei den Sozialdemokraten gelandet und nicht bei uns, wenn Sie so viel von Lenin gelesen haben?“ „Eben deshalb“, konterte Kreisky.

Der rote Salon im Hotel Sacher

Horst Ehmke, Vorstandsmitglied der SPD, kam 1970 nach Wien, um der Schwesterpartei zu ihrem Wahlsieg zu gratulieren. Kreisky bat ihn zu einem Frühstück ins Hotel Sacher, wo Ehmke beeindruckt feststellte: „Schöne Sozialisten, die im Sacher sitzen!“ Da replizierte Kreisky: „Naja, immerhin sitzen wir hier im Roten Salon.“

Opernfrack: eine Rache der Geschichte

Obwohl Bruno Kreisky alles andere als ein begeisterter Ballbesucher war, fühlte er sich verpflichtet, als Regierungschef am wichtigsten gesellschaftlichen Ereignis des Jahres teilzunehmen. Beim Opernball 1972 wurde er vom ORF-Reporter Heinz Fischer-Karwin gefragt, wie er es als früherer Revolutionär mit seiner politischen Gesinnung vereinbaren könnte, in der Oper Hof zu halten. Kreiskys Antwort: „Dass junge Revolutionäre im Alter mit Frack und Orden herumgehen, scheint die Rache der Geschichte zu sein.“

Kärntner Ortstafelstreit

Als in Kärnten ein „Ortstafelkrieg“ ausbrach, weil slowenische Organisationen die Aufstellung zweisprachiger Ortstafeln in 200 Gemeinden verlangten, erklärte Kreisky: „Bisher haben sie auch heimgefunden, obwohl es keine slowenischen Ortstafeln gab.“

Der Sohn demonstriert gegen den Vater

Linke Studenten protestierten, als Kreisky den amerikanischen Präsidenten Richard Nixon in Salzburg empfing. Unter den Demonstranten befand sich Peter Kreisky, der Sohn des Bundeskanzlers. Bruno Kreiskys Kommentar nach dem Ministerrat: „Man kann nicht oft genug sagen, dass Sozialisten niemals mit Kommunisten demonstrieren dürfen, gleich, um welche Sache es geht. Die meisten Jungen sehen des eh ein, wenn sie dann älter werden. Nur meine eigene Familie tut sich da schwer.“

.. so ein kleiner Guillaume ..

Deutschlands Bundeskanzler Willy Brandt trat zurück, als bekannt wurde, dass sein Sekretär Günter Guillaume Spionage für die DDR betrieben hatte. Etwas später ärgerte sich Bruno Kreisky während einer längeren Autofahrt über tausend Kleinigkeiten. „Ich plag mich jeden Tag“, brummte er, „obwohl doch alles ganz einfach wäre: So ein kleiner Guillaume in meiner Umgebung und ich könnt mir das alles sparen!“

tschechische Verwandtschaft

Die tschechischen Wurzeln vieler Osterreicher gaben Bruno Kreisky, dessen Vorfahren aus Mähren stammten, Gelegenheit zu einer Pointe, die er 1976, während eines Staatsbesuchs in Prag, losließ. Als er seine Gastgeber zur Gegenvisite nach Wien einlud und anfügte, „die Herren mögen mitbringen, wen immer sie wollen“, fragte ein Funktionär: „Werden Sie denn in Wien genug Hotelbetten haben?“ Kreiskys Antwort: „Das geht schon, die können doch alle bei Verwandten wohnen. "

Fußball-WM 78

Als er erfuhr, dass Osterreich bei der Fußball-WM '78 in einer Gruppe mit Holland, Schweden, Spanien und Brasilien spielen würde, überlegte Kreisky kurz und meinte dann: „Holland is' a Monarchie, Schweden is' a Monarchie, Spanien is' a Monarchie — was macht eigentlich Brasilien in unserer Gruppe?“
Dass Österreich in seiner Zeit eine war - das stand für den Sonnenkönig sowieso fest.

Kreiskys Pensionsregelung

Kreisky war es auch, der einst ins Statut der Sozialistischen Partei eine Altersklausel setzen ließ, der zufolge Funktionäre mit 65 in den Ruhestand zu treten hätten. Als man den 67-Jährigen daran erinnerte, sagte er: „Immerhin haben die Kardinäle erst kürzlich einen Mann meines Alters zum Papst gewählt.“

Kreiskys Enkel

Als der noch in Amt und Würden befindliche, schon über 70-jährige Kreisky seinen fünfjährigen Enkel Oliver fragte, was er werden wollte, wenn er einmal erwachsen sei, antwortete der Bub: „Bundeskanzler.“ Da erwiderte der Großpapa: „Das geht leider nicht. In Österreich gibt es nur einen Bundeskanzler.“

Kreisky und die Journalisten


Während des Nationalratswahlkampfs 1979 nahm Kreisky einen innenpolitischen Zeitungsjournalisten beiseite und sagt zu ihm: „Ihre Drei-Mann-Redaktion weist einen eigenartigen Pluralismus auf. Einer schreibt für die ÖVP, der andere für die FPÖ, und Sie schreiben gegen die SPÖ.“

„Was heißt Schlapfen auf Englisch?“

Bruno Kreisky kam, als Regierungschef schon in Pension, zu einem Kongress nach Washington. Thomas Klestil, Osterreichs damaliger Botschafter in den USA, holte ihn vom Flughafen ab und begleitete ihn, vom Chauffeur der Botschaft gefahren, in sein Hotel. Als Kreisky unterwegs eine Filiale der englischen Firma Burberry entdeckte, bat er den Fahrer, kurz anzuhalten.
Der Altkanzler stieg aus dem Wagen, holte einen Plastiksack aus dem Kofferraum und betrat, gemeinsam mit Klestil, das Geschäft. An der Türe fragte Kreisky den Botschafter noch schnell: „Sag, was heißt Schlapfen auf Englisch?“
Klestil flüsterte ihm in korrekter Übersetzung das Wort Slippers zu, worauf Kreisky aus dem mitgebrachten Plastiksack ein Paar Hausschuhe hervorholte und zum Verkäufer sagte: „Ich habe vor einiger Zeit in Ihrer Filiale in London diese Schlapfen — these slippers — gekauft. Leider sind sie zu groß, könnten Sie sie umtauschen?“
In dem Geschäft herrschte sogleich rege Betriebsamkeit, im Zuge derer man sich redlich bemühte, dem alten Herrn verschiedenste Größen desselben Modells vorzuführen.
Kreisky probierte eine ganze Reihe von Hausschuhen, betrachtete sie vor dem Spiegel, prüfte ihre Passform, ging mit ihnen auf und ab. Und brummte nach einem guten Dutzend derartiger Versuche: „So, die da passen — these slippers fit!"
Worauf der Verkäufer entgegnete: „Sir, das sind die Hausschuhe, die Sie mitgebracht haben!“

Erdbeben in Friaul

Bundeskanzler Franz Vranitzky begleitete seinen Vorvorgänger Kreisky in die italienische Region Friaul, die sich damals noch nicht von dem schrecklichen Erdbeben des Jahres 1976 erholt hatte. Die österreichische Bundesregierung hatte als Wiederaufbauhilfe zehn Häuser gespendet, deren offizielle Übergabe nun erfolgen sollte. Als die Regierungsdelegation mit dem Altkanzler dort ankam, stand der Bevölkerung die große Liebe zu Österreich ins Gesicht geschrieben, es gab sogar Demonstranten, die Friauls Rückkehr zu Österreich forderten. Kreisky wurde gefragt, warum seiner Meinung nach so viele Italiener zu Osterreich wollten. „Wahrscheinlich“, brummte der Altkanzler, „weil's in Osterreich keine Erdbeben gibt!"

Österreichs größter Showmaster

Der Conférencier Heinz Conrads (1913 - 1986) wurde in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste im Wiener Funkhaus für seine 25-jährige Tätigkeit im Rundfunk geehrt. Unter tosendem Applaus streifte ihm Generalintendant Gerd Bacher einen Lorbeerkranz übers Haupt. Heinz Conrads bedankte sich mit einer kleinen Rede und stieg dann die Stufen der Bühne hinunter. Er legte den Kranz ab, ging in die erste Reihe und stülpte diesen dem anwesenden Bundeskanzler Kreisky über. Auf der Schleife des Kranzes standen nämlich die Worte: " Österreichs größtem Showmaster."

Im Gefängnis

Der Kabarettist Fritz Grünbaum wurde von der Gestapo verhaftet und in ein Gefängnis in der Wiener Karajangasse gesteckt, in dem er Zellennachbar Bruno Kreiskys war. Die Gefangenen mussten im Hof der berüchtigten Strafanstalt den ganzen Tag im Kreis gehen. Flüsterte Grünbaum nach etlichen Runden zu Bruno Kreisky: "Und die draußen glauben, wir sitzen!"

Bundespräsidentenwahl

Außenminister Rudolf Kirchschläger wurde 1974, nach dem Tod von Franz Jonas, von der SPÖ als Bundespräsidentschaftskandidat nominiert. Bei einer Wahlversammlung sprach Bruno Kreisky viele Themen an - ohne den Namen Kirchschläger auch nur zu erwähnen. Am Ende seiner Rede sagte der Kanzler dann: "Ich konnte mir ersparen, für einen der beiden Kandidaten zu werben. Sie wissen ohnedies, für wen ich bin."

Gott schütze Österreich!

Als Bruno Kreisky dem Brigadier Karl Lütgendorf 1971 mitteilte, dass er ihn zum Verteidigungsminister ernennen werde, informierte dieser sofort seinen Vater, den pensionierten General Kasimir von Lütgendorf. Die knappe Reaktion des alten Herrn mutet prophetisch an: "Gott schütze Österreich!"
Lütgendorf musste später, 1977, im Zusammenhang mit illegalen Waffengeschäften zurücktreten. Er beging 1981 Selbstmord.

Minderheitsregierung

Als Bruno Kreisky bei den Nationalratswahlen 1970 die relative Mehrheit errang und eine Minderheitsregierung bildete, blieb sein Vorgänger Bruno Pittermann vorerst Obmann des Parlamentsklubs. Nach Installierung des Kabinetts meinte der neue Kanzler Kreisky einem Besucher gegenüber: "Ich hab dem Pittermann gesagt, dass er mit dem sozialistischen Parlamentsklub alles tun darf, was er will - nur nicht aus Gewohnheit wie bisher gegen die Regierung Opposition machen."

Kaiserin Zita

Als die 90-jährige Ex-Kaiserin nach langen, im Exil verbrachten Jahren kundtat, dass es ihr Herzenswunsch wäre, einmal noch nach Österreich zu kommen - ohne aber deshalb auf ihren Thronanspruch verzichten zu wollen -, schlug Bruno Kreisky eine "österreichische Lösung" vor: "Also gut", sagte der Kanzler, "wir geben ihr a Durchreisevisum. Und kaner wird nachschauen, ob's a dobleibt."

 

Quellen:
Georg Markus, Unter uns gesagt, Amalthea Verlag, 2008
Georg Markus, Das heitere Lexikon der Österreicher, Amalthea Verlag, 2003
Johannes Kunz, Ich bin der Meinung - Kreisky in Witz und Anekdote, Wien 1974
Johannes Kunz, Am Anfang war die Reblaus, Die Zweite Republik in Anekdoten,Wien 1987
Johannes Kunz, Die österreichische Anekdote, Wien 1998

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