Home

Führungen

 

Bezirke Wiens

Bildergalerie

Brunnen

Denkmäler

Diverses

Ehrengräber

Facebook

Friedhöfe

Gedenktafeln

Kaffeehäuser

Palais

Personenkunde

Ringstraße

Rund um Wien

Sagen, Mythologie

Quiz

Zentralfriedhof

 

Suche

Newsletter

Links

 

Über mich

Gästebuch

Kontakt,
Impressum

Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Ehrengräber | Gruppe 32 A | Nr. 5, Van der Nüll

Ehrengräber Tor 2
Zentralfriedhof

  Prof. Eduard Van der Nüll  
Architekt, 1812 - 1868

Prof.  Eduard Van der Nüll
Architekt, 1812 - 1868 (Selbstmord)


Zentralfriedhof, Tor 2, Gruppe 32 A, Nr. 5

Lageplan Gruppe 32 A

Leben und Werk

Eduard van der Nüll wurde 1812 in Wien geboren. Sein Vater war ein begüterter Getreidegroßhändler aus Köln, die Ehe der Eltern wurde geschieden, als Eduard 3 Jahre alt ist.

Er studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste, Nobile und Sprenger waren seine Lehrer. Vier Jahre später wechselte er ins k. k. Polytechnische Institut am Karlsplatz, wo er seinen späteren Freund August Siccard von Siccardsburg kennenlernte.

Zusammen mit Siccardsburg gründete Van der Nüll eine Architektengemeinschaft.

Gemeinsam bekamen sie den 1. Preis der Akademie, den Hofpreis und ein 3-jähriges Reisestipendium. Sie fuhren zusammen nach Italien, Frankreich und Deutschland. 

Wieder zurück in Wien wurde Van der Nüll Professor für Architektur und Ornamentik an der Akademie der bildenden Künste als Nachfolger von Ludwig Förster.

Eduard van der Nüll

Von Van der Nüll stammt die gesamte Inneneinrichtung der Altlerchenfelder Kirche. Anlässlich der Einweihung der Kirche wurde er zum Oberbaurat ernannt. 

Gemeinsame Werke mit Siccardsburg:

Sophienbad (1845)
Schutzengelbrunnen (Wieden, 1846)
Carltheater (1847)
Arsenal (1855)
Haas Haus (1867), Hofoper (1869) 

Altlerchenfelder Pfarrkirche, Wien 7, Lerchenfelder Straße 111

Carltheater, 1951 abgetragen Haas-Haus, 1945 zerstört
Schutzengelbrunnen, 4., Rilkeplatz (Wiedner Hauptstraße)
Hofoper (Staatsoper), Burgring Arsenal, 3. Arsenalstraße

Nüll schuf auch die Sockel für die Denkmäler am Heldenplatz:
links Erzherzog Karl 1859, rechts Prinz Eugen, 1865. Auch das Palais
Larisch-Mönnich (1868) in der Johannesgasse stammt von ihm. 

Van der Nüll und seine Mineraliensammlung

Van der Nülls Vater Jakob, der so wie später auch der Sohn Selbstmord beging, hatte seinem Sohn eine riesige Mineraliensammlung hinterlassen. Der berühmte Mineralogen Friedrich Mohs, (der übrigens gleich neben Eduard begraben liegt) kam nach Wien, um diese Sammlung von 1802 - 1804 zu katalogisieren. Das Werk umfasst 3 Bände.

Bereits 1865 hat sich der Eduard auf eigenen Wunsch pensionieren lassen. Drei Jahre später heiratete er Maria Killer. Der zu Gemütsdepressionen neigende Künstler kann die während des Baus der Hofoper geäußerten, zum Großteil verständnislosen Kritiken nicht länger ertragen und begeht am 3. April 1868 in seiner Wohnung in Wien 6., Windmühlgasse 28, Selbstmord. Die gemeinsame Tochter wurde nach seinem Tod geboren.

Eine Gedenktafel wurde an seinem Wohnhaus in Wien 6., Schadekgasse 4 angebracht, im 10. Bezirk wurde eine Gasse nach ihm benannt: Van-der-Nüll-Gasse. (Gedenktafel)
Sein Freund Siccardsburg starb nur 68 Tage nach ihm, am 11. Juni 1868. Offizielle Todesursache: Tuberkulose. Er wurde am Grinzinger Friedhof beigesetzt (Grabmal).

Die Oper: das Architektendrama

Als die k. u. k. Hofoper am 25. Mai 1869 in Anwesenheit Kaiser Franz Josephs feierlich eröffnet wurde, waren August von Siccardsburg und Eduard van der Nüll, die beiden Schöpfer des Bauwerks, nicht mehr am Leben. Im Jahr davor sind sie buchstäblich an der Errichtung eben dieser Hofoper zugrunde gegangen.

Kritiker hatten das Haus als "Königgrätz der Baukunst" bezeichnet, doch das Schlimmste für die Erbauer war der Kommentar des Kaisers, der die Oper als "versunkene Kiste" bezeichnete. Tatsächlich war das Niveau der Fahrbahn am Opernring - freilich infolge einer Fehlplanung des Hofbauamtes - um einen Meter höher als die Torbögen des noch nicht fertigen Gebäudes.

In der Monarchie war jedermann davon überzeugt, dass die beiden Architekten an allem schuld seien. Van der Nüll war den Anfeindungen nicht gewachsen, der 56-jährige, unter Depressionen leidende Wiener erhängte sich am 3. April 1868 gegen sieben Uhr früh in der Villa seines Freundes, des Hofbildhauers August de La Vigne, in der er sein letztes Lebensjahr verbracht hatte. Knapp zwei Monate nach van der Nüll starb der gleichaltrige Siccardsburg, vom Herzschlag getroffen, über seinem Zeichentisch. Er hatte den tragischen Tod des Freundes nicht verwinden können.

Der von den Ereignissen erschütterte Kaiser vermied es, seine persönliche Meinung je wieder öffentlich kundzutun. Die ab diesem Zeitpunkt verwendete, berühmt gewordene Floskel "Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut" ist die direkte Folge des Dramas um die beiden Hofopernarchitekten.

(Quelle: Markus)

Van der Nüll: Ein Selbstmord mit Fragezeichen

Als sich am 4. April 1868 der Architekt Eduard van der Nüll in seiner Wohnung erhängte, verzeichnete die Ringstraße ihren ersten prominenten Toten. Die Unerquicklichkeiten rund um van der Nülls Hauptwerk, die Oper, waren der Öffentlichkeit leidlich bekannt. Und so lag für viele der Schluss nahe, dass van der Nüll unter der anhaltenden Kritik an seinem Bau zusammengebrochen war.

Es war damals in Wien richtig Mode, Tote zu obduzieren. Viele Menschen hielten diesen Wunsch testamentarisch fest, unabhängig davon, wie sie zu Tode kommen würden. Der führende Pathologe jener Zeit war Carl von Rokitansky.
Er galt als Koryphäe unter den Medizinern und sezierte sozusagen ohne Unterlass. Obduktionen fanden entweder in der Pathologie eines Krankenhauses oder auch privat statt. Rokitansky nahm sich des toten van der Nüll an. Seine Untersuchung ergab, wie die Neue Freie Presse zitierte, dass in der Leiche nebst Infiltration und Verdickung der inneren Hirnhäute, Verdichtung des Hirnmarkes, ein großes, in der Höhe des Herzbeutels geborstenes Aneurisma der aufsteigenden Aorta vorgefunden wurde. Rokitanskys Schlussfolgerung: Ein Zustand, der schon allein eine vollständige Unzurechnungsfähigkeit begründet.

An diesen wenigen Zeilen sind gleich zwei Punkte bemerkenswert: Zum einen ist heute jedem medizinischen Laien klar, dass ein Aneurysma also eine krankhafte Gefäßauswölbung, beim Platzen den sofortigen Tod des Patienten bewirkt.

Ein geborstenes Aneurisma konnte bei van der Nüll also nicht die Ursache für eine geistige Unzurechnungsfähigkeit gewesen sein, es hätte ihn vielmehr gleich umgebracht. Die Medizinerin und Historikerin Sonia Horn, zum Fall van der Null befragt, sieht die Möglichkeit, dass das Gefäß durch das Erhängen geplatzt ist.

Es wird klar, dass van der Nüll bei dieser Erkrankung auch ohne den Entschluss, sich das Leben zu nehmen, vermutlich bald gestorben wäre. Eine krankhafte Veränderung der Hirnhäute und des Hirnmarkes deuten auf verschiedene Leiden hin, von schlechter Durchblutung des Gehirns über eine Gehirnhautentzündung bis zum Gehirntumor.

Abgespielt hat sich etwas im Hirn, das kann man mit Sicherheit sagen, meint die Medizinerin Horn. Zum anderen ist bemerkenswert, dass der Pathologe Rokitansky den Freitod des Architekten mit geistiger Verwirrung zu erklären versuchte.
Zwar gehörte es damals zum guten Ton, Selbstmördern posthum geistige Verwirrung zu attestieren, um ihren Ruf in der Öffentlichkeit nicht zu ruinieren und ihnen ein kirchliches Begräbnis zu ermöglichen - doch einen solchen Befund hätte Rokitansky niemals erfunden. Es steht daher fest, dass van der Nülls größtes Problem in seinen letzten Lebensmonaten seine Erkrankung gewesen ist. Die psychische Belastung durch den Opernbau kam allenfalls hinzu.

Van der Nülls Tod trug alle Ingredienzien journalistisch verwertbarer Tragik in sich. Er war erst seit einem Jahr verheiratet gewesen. Seine hochschwangere Frau entdeckte am frühen Morgen seine Leiche. Außerdem war van der Nülls enger Kompagnon und guter Freund August Sicard von Sicardsburg schon seit längerem todkrank. Die Geschäfte rund um den Opernbau hatten gänzlich auf van der Nülls Schultern geruht.

Jetzt musste sich Sicardsburg vom Krankenlager notgedrungen wieder erheben und sich in den unerquicklichen Papierkrieg stürzen. Mit seinem Selbstmord hinterließ van der Nüll privat und geschäftlich eine gewaltige Lücke.

gute Nachrufe

Van der Nüll galt grundsätzlich als verschlossen, unnahbar und schroff. Die Neue Freie Presse wusste nach seinem Tod zu melden, dass der Künstler schon seit Monaten einer tiefgehenden Melancholie verfallen war, dass Vorfälle, die er sonst mit Lächeln übergangen, nun höchst verstimmend auf ihn wirkten und er, wie einer seiner Freunde diesen Zustand bezeichnet, die ganze Welt Grau in Grau sah.

Im Nachruf der Zeitung auf van der Nüll lag nicht ein Hauch schlechten Gewissens, weil man den Architekten etwa zu hart kritisiert hätte. Im Gegenteil: Mit aller Nüchternheit analysierte der Redakteur die Stärken und Schwächen des Toten: "So wenig er architecte-constructeur war und so wenig er Massen architektonisch zu beherrschen verstand, als architecte-decorateur nimmt er einen ersten Rang ein. Und: Manche der von ihm herrührenden größeren Monumentalbauten, die in rein architektonischer Natur minder glücklich waren, sind reizend in der Fülle dekorativer Details."

Der Maler Moritz von Schwind, der die Bilder im Foyer der Oper schuf, machte die leidige Hetzerei der Ämter und mit antisemitischem Unterton die gemeine Schimpferei jüdischer Journalisten verantwortlich für van der Nülls Selbstmord. Ein Brandartikel im Neuen Wiener Tagblatt schob alle Schuld auf die staatliche Bürokratie. Obersthofmeister Fürst Hohenlohe, einer der politisch Verantwortlichen für den Opernbau, beklagte sich in einem Brief an seine Frau, dass man ihn alleinig in den Wiener Kaffeehäusern für den Tod des Architekten verantwortlich machte.

Geburt der Tochter nach seinem Tod

Die Erfüllung seiner zwei größten Träume konnte van der Nüll nicht mehr erleben: die Geburt seiner Tochter Maria (2 Monate nach seinem Tod) und die Eröffnung der Hofoper durch den Kaiser (1 Jahr nach seinem Tod).

Anlässlich der Operneröffnung verteilte der Kaiser großzügig Orden an die Mitwirkenden. Nicht nur bedeutende Persönlichkeiten, sondern auch Zimmerpoliere, Bauwächter und Schlosser erhielten Auszeichnungen. Der Goldregen sollte die Tragödie der Architekten so gut es ging verschleiern.

Ein Hauch von Peinlichkeit lag dennoch über der Verteilung, denn die wichtigsten zwei Personen konnten die Auszeichnung nicht mehr entgegennehmen. Franz Joseph ermächtigte daher den Innenminister, den Witwen Sicardsburgs und van der Nülls das allerhöchste Bedauern darüber auszudrücken, dass es ihren Gatten nicht vergönnt war, die Vollendung des von ihnen entworfenen und nach ihren Plänen ausgeführten Werkes zu erleben.

(Quelle: Hinter den Fassaden der Ringstrasse, Otto Schwarz)

Link: Gedenktafel Van der Nüll