Die zeitgenössische Kritik hat ihn wahrlich nicht geschont. Auch wenn seine Stücke vom Publikum bejubelt wurden - viele Rezensenten verrissen Nestroy in Grund und Boden. Das hatte mehrere Gründe: Der eine war, dass er sich weigerte, den Kunstrichtern für eine gute Besprechung Bestechungsgelder zu zahlen - was damals durchaus üblich war. Der andere war Neid und Eifersucht, da sich viele Kritiker - mit weit geringerem Erfolg - ebenfalls als Theaterschriftsteller versuchten. Dazu kam, dass sich Nestroy im Vormärz politisch "nicht korrekt" verhielt (und für manche Pointe sogar ins Gefängnis ging).
Sein schlimmster Gegner unter den Wiener Kritikern war der ob seiner scharfen Formulierungen gefürchtete Moritz Gottlieb Saphir, der in der Theaterzeitung und im Humorist ein Forum für seine Bösartigkeiten fand und es zeitweise als Aufgabe sah, Nestroy künstlerisch zu zerstören.
Nach der Uraufführung der Posse Lady und Schneider im Februar 1849 am Carltheater - in dessen Gebäude auf der Praterstraße der Dichter eine Dienstwohnung hatte -, schrieb Saphir, es wäre "an der Zeit gewesen, dass Nestroy bewiesen hätte, er habe Talent, aber nein, er zeigt uns selbst, welch ein schwankendes, schwaches, ausgeblasenes Rohr er ist". Das Interessante am Kampf zwischen Nestroy und Saphir ist sein mehr als ungewöhnliches Ende: Nestroy wurde, als sich der Kritiker zurückzog, zum Wohltäter des Mannes, der ihn mit blankem Hass verfolgt hatte. In seinen späten Jahren verarmt, wurde Saphir vom wohlhabenden Nestroy durch ansehnliche Geldbeträge unterstützt.
Der Dichter hat dem Mann, der ihn vernichten wollte, das Überleben gesichert.
Er hat damit auch wahr gemacht, was er in seiner Posse Zu ebener Erde und im ersten Stock anregte: "Wenn die reichen Leut nit wieder reiche einladeten, sondern arme Leut, dann hätten alle genug zu essen."
(Quelle: Markus) |