Der gebürtige Salzburger Wolfgang Amadeus Mozart war familiär mit Niederösterreich verbunden. Seine Großmutter mütterlicherseits, Eva Rosina Pertl, wurde in Stein an der Donau geboren. Er selbst kam im Alter von sechs Jahren auf seiner ersten Reise nach Wien erstmals auch nach Niederösterreich.
Er reiste mit seinem Vater Leopold und seiner Schwester Nannerl auf dem Schiff donauabwärts und hielt sich am 5. Oktober 1762 im ehemaligen Franziskanerkloster in Ybbs auf, wo er zur Verwunderung der Mönche auf der Orgel spielte - eine Begebenheit, die 100 Jahre später auf einem Gemälde festgehalten wurde. Auf der Rückkehr der zweiten - eher enttäuschend verlaufenden - Wien-Reise im Jahr 1767 besuchten die Mozarts "inkognito" Melk, wo das inzwischen berühmte Wunderkind durch sein Spiel auf der Kirchenorgel erkannt wurde. Auf der Rückreise 1768 aßen sie als Gäste in Beisein des Melker Abtes. Baden lernte Mozart während seines dritten Wien-Aufenthalts auf einem Ausflug im August 1773 kennen, in den späteren Jahren hielt sich vor allem seine Frau Konstanze mehrmals zur Kur dort auf. Als Gast des Musikers und Arztes Dr. Franz Anton Mesner weilte Mozart am 22. September 1773 auf dessen Anwesen "Rothmühle" in Rannersdorf bei Schwechat.
Zuvor hatte er bei einer Festmesse in der Schwechater Pfarrkirche mitgewirkt. Mitte März 1781 reiste Mozart zum viertenmal durch Niederösterreich und ließ sich nach dem endgültigen Zerwürfnis mit dem Salzburger Hof als frei schaffender Komponist in Wien nieder, wo er aus finanziellen Gründen Musiklektionen erteilte. Zu den wohlhabenden Damen, die er unterrichtete, gehörte auch die Baronin Martha Elisabeth von Waldstätten, die auch seine Heirat mit Konstanze förderte und das Hochzeitsmahl ausrichtete. Zumindest zweimal, 1783 und 1785, besuchte das Ehepaar Mozart die Baronin auf ihren Klosterneuburger Besitzungen.
Seine in der Novelle Eduard Mörikes beschriebene Reise nach Prag im Herbst 1787 zur Uraufführung der Oper "Don Giovanni" führte Mozart durch das nordwestliche Niederösterreich. Da ihn seine Frau Konstanze begleitete, ist anzunehmen, dass ihr Sohn Karl in ein Heim zur Pflege gegeben wurde, möglicherweise schon zu dieser Zeit in die Heeger'sche Erziehungsanstalt in Perchtoldsdorf. In den Sommermonaten 1790 und 1791 war Mozart häufig in Baden, wo er seine Frau besuchte. Am 13. Juni 1790 führte der Badener Regenschori Anton Stoll in der dortigen Pfarrkirche St. Stephan die Messe KV 272b auf. Ein Jahr später, am 17. Juni 1791, schrieb Mozart für Stoll eines seiner bekanntesten Werke, das "Ave verum corpus" KV 618, das wohl am 23. Juni, dem Fronleichnamsfest, erstmals in der Pfarrkirche gespielt wurde. Möglicherweise hat Mozart selbst auf der Orgel gespielt, sicher dirigierte er am 10. Juli seine B-Dur-Messe KV 275.
Mozarts letzter Niederösterreich-Aufenthalt fiel in den Oktober 1791, zwei Monate vor seinem Tod. Am 13. Oktober holte er seinen Sohn Karl von der Erziehungsanstalt in Perchtoldsdorf ab, um mit ihm in Wien eine Aufführung der "Zauberflöte" zu besuchen. Zwei Tage später brachte er seine Frau aus Baden nach Wien zurück, wo er am 5. Dezember starb.
(Quelle: P. Erhart, Niederösterreichische Komponisten, 1998, Doblinger Wien, S. 138ff.) |