Als Sohn eines hohen Beamten geboren, studierte Böhm-Bawerk Jurisprudenz in Wien und schlug darauf eine Beamtenlaufbahn sowie gleichzeitig eine wissenschaftliche Karriere ein. 1889 Sektionschef im Finanzministerium, bereitete er eine Steuerreform (progressive Einkommenssteuer) vor. Er gehörte als Finanzminister den Kabinetten Gautsch 1897/98 und Koerber 1900 bis 1904 an.
Böhm-Bawerk, der seit 1884 als o. Professor in Innsbruck, seit 1904 in Wien wirkte, war neben Carl Menger und Friedrich von Wieser Hauptvertreter der Wiener Schule der Nationalökonomie (Grenznutzenlehre), von der starke und weltumspannende Wirkungen auf Wissenschaft und Politik im 20. Jahrhundert ausgegangen sind - "... ein Gelehrter von Weltruf. Bezeichnend für seine Liebe zur Wissenschaft war, dass er selbst als Finanzminister, bei einer für den einzelnen kaum tragbaren Arbeitslast, des Morgens, bevor er das Amt betrat, bereits zwei Stunden zu Hause wissenschaftlichen Arbeiten gewidmet hatte" (Rudolf Sieghart).
Der deutsch-liberal orientierte Professor und Politiker arbeitete zeitweise auch noch als Senatspräsident beim Verwaltungsgerichtshof und war Mitglied der Akademie der Wissenschaften, deren Präsidium er von 1911 bis zu seinem Tode im Jahr 1914 inne-hatte. Seit 1899 gehörte er dem Herrenhaus des Reichsrates an.
Quelle: Stimmporträts, Serie 2, Verlag Akademie der Wissenschaften, 1999 |