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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Gräber | Liste | Wasgehtsdichan

Katharine Wasgehtsdichan
1846 - 1907
Zentralfriedhof, Gruppe 43 D, Reihe 3, Nr. 12

Das Grab von Katharina Wasgehtsdichan, 1846 - 1907, liegt nicht weit hinter der Lueger-Kirche.

Aufgrund des auffälligen Namens war es öfters ein Teil meiner Führungen. Eines Tages sah ich die Kennzeichnung "A14" mit roter Farbe aufgetragen, was bedeutet, dass das Grab aufgelassen werden soll. Offensichtlich gibt es keine Nachkommen mehr, die dafür zuständig sind.
Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass der Stein nicht mit dem Sockel verzapft war, somit die Sicherheit nicht mehr gewährleistet.

Ich mag das Grab, weil es bei meinen Führungen ein guter Anreiz ist, eine Route zu wählen, die auch hinter die Kirche führt. Es hätte mir leid getan, wenn es verschwunden wäre. Und auch einige meiner Kunden empfanden so und unterstützten mich finanziell als ich dann zum Telefon griff und nach einem akzeptablen Kostenvoranschlag die erforderlichen Reparaturen vornehmen ließ. Technisch gesehen sollte es nun noch lange stehenbleiben, das Grab gilt auf Friedhofsdauer.

Ich war ja überhaupt überrascht gewesen, dass ich das Grab "erhalten" konnte. Denn normalerweise ist die erste Frage der Vewaltung: "Wie ist der Name?" ...Sie können sich die Reaktion vorstellen, als ich sagte: "Wasgehtsdichan?" und die nächste Frage ist immer: "Wie sind Sie mit der Person verwandt?" Ich bin natürlich nicht verwandt oder stehe auch nicht anderweitig in Beziehung zu der Begrabenen. Aber in diesem Fall handelt es sich offensichtlich um (konvertierte?) Juden. Hinweis darauf ist nicht nur der Name Wasgehtsdichan, unten am Sockel steht auch geschrieben: Tor 1. Dieses Argument hat jedenfalls überzeugt, was mich freut!

Die Grabpflege bereitet mir hier besonders viel Freude, da aufgrund der abseitigen Lage hier die Tulpen im Frühling nicht gestohlen werden wie vom Philippovich-Grab, welches ich auch "betreue". Somit sind die Zwiebel hierhergewandert. Es ist sozusagen ein Frühlingsbeet mit Lavendel und Schwertlilien. Den Rittersporn am Friedhof zu setzen ist sinnlos - da freuen sich nur die Schnecken. Und bekomme ich Pflanzen geschenkt, mit denen ich am Balkon nichts anfangen kann, kommen sie ebenfalls hierher.

Jüdische Namen

1787 hatte Kaiser Josef II. in einem Patent verkündet, dass sich die „Judenschaft“ deutsche Vor- und Zunamen zulegen muss und in Folge dessen auch alle Bücher (Beschneidungs-, Geburts-, Konskriptionsbücher, ..) in deutscher Sprache geführt werden. „Benennungen in jüdischer Sprache und nach Ort haben gänzlich aufzuhören (wie z. B. Schaulem Töplitz, Jochem Kollin.)“

Jeder Jude sollte dies auf einem vom Oberrabbiner gefertigten Zettel dem zuständigen Magistrat (oder Obrigkeit) mitteilen. In Wien gab es aber keinen solchen Rabbiner, daher wurde die Familie Wertheimer und Leidesdorfer zur Fertigung der Namenszeugniszettel ermächtigt.

Diese Listen wurden ohne behördliche Schikanen angelegt. zu denen kam es später, als 1795 auch Westgalizien unter österreichische Herrschaft kam. Als dort 1805 das neue Namensrecht eingeführt wurde, konnten sich die Juden ihre Namen aber nun nicht mehr selbst wählen, sondern „Commissäre“ waren dafür zuständig.

Die Beamten waren angewiesen möglichst ungewöhnliche Namen zu wählen. Der Willkür und Korruption waren nun Tür und Tor geöffnet. Hatte man Geld, konnte man sich einen „schönen“ Namen kaufen, ansonsten konnte es vorkommen, dass ein sehr lächerlich klingender Namen zugeteilt wurde.

Quelle: 100 000 Steine, Steines