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Home | Altstadt | Mittelalter | Teil 1

 Alltag im Mittelalter - Kärntnerstraße

Eine der ältesten Darstellungen der Kärntnerstraße ist uns durch den mittelalterlichen Schottenaltar überliefert. Auf diesem verlegt der Künstler die Heimsuchungs-Szene in die Kärntnerstraße verlegt hat.

Dieser gotische Wandelaltar mit Passionsszenen und Szenen aus dem Leben Mariens, stammt aus dem Schottenstift. Als Hintergrund einzelner Szenen setzte der Künstler Stadtansichten von Wien.

Die Kärntnerstraße wird bereits 1257 erwähnt, sie hieß eine Zeitlang Karnerstraße und auch Venedigerstraße, da ihr weiterer Verlauf über Wiener Neustadt, den Semmering, über Triest bis nach Venedig führte und der Handel mit fernen Gebieten florierte. Die Verlängerung der Kärntnerstraße im 10. Bezirk heißt heute noch Triesterstraße.

Der Haupt-, Ausgangs- und Endpunkt für den Adriahandel war der "Neue Markt". Mit einer Größe von 90 x 170 m bot er Platz für die unzähligen Händler, Handwerker und Kaufleute, die dort ihre Geschäfte abwickelten.

 
Kärntnerstraße 1469, 
im Hintergrund rechts der Stephansdom
Neuer Markt in der Barockzeit,
Blick gegen das Palais Schwarzenberg
Mölkerbastei,  davor Bürgermeister
Liebenberg-Denkmal

Stadtmauer

Stadtmauer von Wien 1492, Schedelsche Weltchronik

Eine Gedenktafel Ecke Kärntnerstraße/Walfischgasse erzählt von der Stadtmauer und den kriegerischen Ereignissen, denen sie standhalten musste. Ein paar Schritte weiter befindet sich die Augustinerbastei und auch die Mölkerbastei nächst der Universität zeugt als Relikt von der einstigen Fortifikation Wiens.

Im 9. Jahrhundert verfügte Wien über jene drei wesentlichen Faktoren, die das Wesen einer mittelalterlichen Stadt ausmachten: Burg (Berghof), Markt (Hoher Markt) und Kirche (Ruprechtskirche).  Nachdem die Babenberger Mitte des 12. Jahrhunderts die Stadt Wien als ihren Residenzort übernommen hatten, erfolgte mit dieser Rangerhöhung ein Ausbau der Stadt. 

Mit dieser Erweiterung wurde auch ein neuer Fortifikationsring rund um die Stadt gelegt. Finanziert wurde dieser vom Lösegeld, das die Babenberger für die Freilassung von Richard Löwenherz erhalten hatten. 

Die neue Mauer mit 5 Toren und 19 Türmen umschloss das Gebiet der heutigen Altstadt (etwa heutige Ringstraße). Damit die Wiener sie auch instand halten konnten, hatte der Landesherr den Wienern die Burgmaut übertragen.

Vor der Stadtmauer befand sich der 20 Meter tiefe Burggraben, der in Friedenszeiten mit Futtergras bepflanzt war, in dem Fischteiche angelegt wurden. Eine Zeitlang wurde der Stadtgraben auch als Tierzwinger benutzt.

Wien mit der nach 1529
Stich um 1680, Folbert van Alten-Allen
 

Die Türme der Stadtmauer (z.B. Kärntnerturm, Roter Turm, Stubenturm, Widmerturm, Schottenturm) waren mehrere Etagen hoch und erreichten Höhen bis zu 22 m, die Fassaden waren oft bemalt oder mit Fresken und Wappen geschmückt.

So befand sich um 1526 am Stubentor ein großer Christophorus, Schutzpatron der Reisenden. Der Kärntnertorturm war der mächtigste, in ihm war auch ein gefürchtetes Gefängnis untergebracht.

   Kärntnerturm

Kriegstechnik

Palais Esterhazy, Kärntnerstraße,
heute Sitz des Casinos Austria
Eine Burg wird zum Schloss:
Schloss Esterhazy in Eisenstadt um 1700
Das Palais Esterházy in der Kärntnerstraße ist zwar das älteste Gebäude der Kärntnerstraße, wesentlich älter ist aber die Stammburg der Esterhazys (später zum Schloss umgestaltet) in Eisenstadt, Burgenland. Einst von der Familie Kanizai erbaut, diente der große Rittersaal dem berühmten Joseph Haydn später als Konzertsaal.

In der Kriegstechnik war man im Mittelalter nicht heikel. Bei der Burgbelagerung verwendete man für den Katapult zur Abschreckung die Köpfe von Feinden als Geschosse, aber auch Bienenkörbe, Mist, und Tierkadaver - damit sich Seuchen ausbreiteten.

Die eingesetzten Geräte hatten große Durchschlagskraft: In England wurde 1995 ein kleines Automobil (476 kg ohne Motor) mit Hilfe eines nachgebauten Katapultes (Trebuchets) 80 m weit durch die Luft geschleudert! 

Die seit dem 14. Jhd. eingeführten Feuerwaffen und Kanonen bedeuteten das "aus" für diese mittelalterlichen Befestigungsanlagen. Sie verloren somit im 15. Jh. ihre ursprüngliche Funktion als Wehranlage, wurden von ihren Bewohnern verlassen und dienten nur noch zur Lagerung von bäuerlichen Abgaben oder als Gefängnisse.

Kopfkatapult
 

Physiologus

Unweit vom Palais Esterhazy, in der Mitte der Kärntnerstraße, liegt die Malteserkirche. 1250 wurde eine Kapelle erbaut und 100 Jahre später erfolgte der gotische Neubau.  
Aus dieser Zeit ist ein sehr schöner Schlussstein im Eingangsgewölbe vorhanden.

Er zeigt eine Löwin mit ihren Jungen - ein Sinnbild der Auferstehung. Um die Bildsprache von Kunstwerken zu deuten, ist man nebst der Bibel und der "Legende aurea" immer wieder auf ein ehrwürdiges kleines Volksbuch angewiesen: den Physiologus (= der Naturkundige). 

   

Dieser aus vielerlei Quellen stammende Text (Autor unbekannt) entstand ca. 200 n. Chr.

Der Physiologus war in seiner Wirkung auf die bildende Kunst v.a. im Mittelalter allein mit der Bibel zu vergleichen.
Er war so etwas wie ein Bestseller (in 20 Sprachen übersetzt).

In dem Büchlein wird in 55 Beschreibungen von Tieren, einigen Pflanzen sowie Steinen versucht, eine Verbindung herzustellen zwischen Göttlichem und Irdischem.

So beispielsweise der Pelikan, der sich die Brust aufreißt, um mit dem Blut seine Jungen zu nähren, eine Allegorie für Christi Opfertod, oder das Verhalten des Wiedehopfs, der seine alten Eltern pflegt, soll den Menschen ein Beispiel sein.

Physiologus: Tiere und ihre Symbolik

Dem Löwen gilt ist die erste Abhandlung im Physiologus:

..."Die dritte Eigenart des Löwen: Wenn die Löwin ihr Junges wirft, so ist dieses zuerst tot. Die Löwin aber behütet das Geborene, bis dass sein Vater kommt am dritten Tage, und ihm ins Antlitz bläst, und es erweckt. 

Dergestalt hat auch der All-Gott und Vater ....unseren Herrn Jesus Christus, seinen Sohn, von den Toten aufgeweckt, damit er das irrende Geschlecht der Menschen errette. ...Wohl gesprochen hat also der Physiologus vom Löwen und seinem Jungen."

 
Physiologus: vom Löwen

Gottesurteile

Die Fassade der Maltheserkirche wurde 1810 klassizistisch verändert.

Einem aufmerksamen Beobachter entgeht unschwer das Patrozinium der Kirche: Daneben verläuft die Johannesgasse, das Relief im Fassadengiebel und das Hochaltarbild zeigen Johannes den Täufer.

Johannes der Täufer war der Vorläufer und Wegbereiter Christi, und taufte diesen im heiligen Wasser des Flusses Jordan. Das war später eine der Erklärungen für die Wasserprobe. 

Dabei wurde ein Angeklagter an Händen und Füßen gefesselt und in einen Fluss geworfen. Versank er, galt er als unschuldig! Schwamm er hingegen, war er schuldig und wurde aufgehangen, da man davon ausging, dass Wasser als reines Element das Böse abstieß.

Das bedeutete, wenn diese Probe beschlossen wurde, stand dem Angeklagten ohnehin der Tod vor Augen.

   Wasserprobe: Sünder wurden wieder ausgespuckt!

Neben der Wasserprobe gab es auch die Feuerprobe, die vornehmlich bei Frauen angewandt wurde. Da mussten Angeklagte ihre Hände bis zu den Ellbogen in siedendes Wasser oder Öl halten, oder über Kohlen laufen. Nur bei Unversehrtheit wurden sie freigesprochen. 
Der Idee nach ging man davon aus, dass Gott auf der Seite des rechtschaffenen, unschuldigen Menschen stehe, so dass er Schaden von diesem abwenden werde. Ein Beschuldigter musste eine Probe bestehen. Bestand er diese, befand er sich im Recht, da man davon ausging, dass Gott ihm beigestanden hatte. Solche Gottesurteile waren ein wichtiger Bestandteil der "Rechtssprechung" bis ins 13. Jhd. 

Der Ursprung dafür ist in den Heiligenlegenden zu finden.So steht der hl. Thomas, der Indien missioniert hat, bei seinem Martyrium unverletzt und offensichtlich ohne Schmerzen auf glühendem Blech. 

Johannes der Evangelist ist einer der wenigen Heiligen, die hochbetagt eines natürlichen Todes starben. Auch er überstand die Marter im siedenden Ölkessel unversehrt. Eines seiner Attribute ist dementsprechend ein Ölfläschchen. Bild rechts: Johannes der Evangelist, seine Marter im siedenden Ölkessel von Albrecht Dürer, aus der Holzschnittserie "Apokalypse".

   Feuerprobe (siedender Ölkessel)

Ritterorden

Der Orden der Johanniter wurde 1099 von einem französischen Ritter mit dem Namen Gérard in Jerusalem gegründet.

Nach der Rückeroberung des Heiligen Landes durch die Muslime verlegten die Johanniter ihren Hauptsitz nach Malta, seitdem werden sie auch Malteser genannt. 
Ihre Ordenstracht (schwarzer Mantel mit weißem Kreuz) ist komplementär zu der des Deutschen Ordens (weißer Mantel mit schwarzem Kreuz).

   Malteser-Kreuz auf der Kirchenfassade

Nach Wien geholt hat die Johanniter um 1200 der Babenberger Leopold VI. Ihre Aufgaben sehen die Johanniter heute nur mehr in der Pflege von Kranken und Verwundeten und in der Hilfe für Arme.

Einst war es aber auch die Kriegsführung gegen Ungläubige. Ritter übernahmen Ordensämter, geistliche Brüder die Seelsorge und einfache Brüder die Krankenpflege, den Kriegsdienst und das Handwerk. 

Die Johanniter begannen nach den Kreuzzügen den Kampf gegen die "Heiden" im Mittelmeer, der Deutsche Orden an der Ostsee. 

Als Ritterorden gab es in Wien noch den Templerorden, den St. Georg Ritterorden und den Orden vom Goldenen Vlies.

   Maltester-Hospital

     

Wien im Mittelalter Index