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Home | KHM | Zwickelbilder

Die Zwickel - und Interkolumnienbilder
im Stiegenhaus des KHM


Thema: Geschichte der Malerei
0. Entwürfe: Gustav Klimt, Franz Matsch
1. Nordische Gotik des späteren Mittelalters: Sündenfall, hl. Georg, hl. Ursula, Totentanz
2. Byzantinische Kunst: Karl der Große, Marienschrein, ungarische Krone
3. Römische Antike: Caesar, Siegesgöttin Victoria, Lorbeerkranz, Herreszeichen
4. Karolingische Kunst: Germania mit Krönungsmantel und Reichskrone
5. Burgundische Kunst: Maria von Burgund und Maximilian
6. Florentinisches Cinqueccento: David mit dem Haupt von Goliath (Michelangelo)
7. Florentinisches Quatrocento: Geburt der Aphrodite
8. Barock und Rokoko: Ludwig XIV., Maria Theresia
9. Holländische Schule: Portrait a la Rembrandt
10. Flämische Schule: Baccanal a la Rubens
11. Fömische Quatrocento: Ecclesia mit Papstkrone
12. Venezianisches Quatrocento: Doge
13. Griechische Antike: Pallas Athene
14. Ägyptische Kunst: Grabkammer, falkenköpfige Gott Horus
15. Altitalienische Kunst: Dante, engelgeiches Mädchen von Klimt
16. Deutsche Renaissance: Rudolf II, Ehepaar der Renaissance
17. Spanien und Niederlande: Kavalier mit Degen und Halskrause, Page in spanischer Tracht
18. Italienische Hochrenaissance: Violante, Herzog von Parma, Alessandro Farnese
 

Entwürfe

Eigentlich war für die gesamte Malerei des Stiegenhauses Hans Makart vorgesehen. Aber bis zu seinem Tod 1884 hat er nur die Lunettenbilder ausführen können. Für die Zwickelbilder hatte Makart nur Grotesken auf Goldgrund vorgesehen gehabt, also reine Dekorationsmalerei, ohne eigene Aussage, ohne jeglichen Hinweis auf das "Schatzhaus" der kaiserlichen Kunstsammlungen.

Nach dem Tod Makarts wurde der Auftrag (ausgenommen dem Deckengemälde) auf die Gebrüder Ernst und Gustav Klimt und Franz Matsch übertragen, die Künstler teilten die Arbeit mittels Los unter sich auf. Jeder eine Seite, die 4. Seite gemeinsam. 

Diese Studienkollegen hatten 1879 gemeinsam die Künstler-Compagnie gegründet. Ihre "Probearbeit" hatten die drei schon vorher in der Hermesvilla abgeliefert, kurz danach bewährten sie sich beim Deckengemälde im Stiegenhaus des Burgtheaters. 
Die Arbeit im KHM sollte allerdings auch die letzte des Trios sein.

In der neuen Planung der Zwickel- und Interkolumnienbilder sollte auf die reichhaltigen Sammlungen der Habsburger hingewiesen werden. 

   Gustav Klimt

 

Dargestellt werden sollten nun Plastik, Kunstgewerbe, Kostüm, Schmuck, Waffen usw. Und zwar in den mannigfachen Stilen der verschiedenen Zeitepochen.
Diese Vorgabe verlangte von den Ausführenden ein breites kunstgeschichtliches Basiswissen und eine beinahe wissenschaftliche Kenntnis der Sammlungsobjekte. Die Compagnie hatte auch einen Gutteil ihrer Zeit mit intensivem Objektstudium verbracht. Sie wollten den Zyklus auch als eigenständiges Kunstwerk. Er sollte für sich selbst sprechen und keineswegs bloß als Intention eines historisch schulmäßigen Bilder- oder Schulatlases verstanden werden. In diesem Sinne hat der Zyklus auch keine sich chronologisch entwickelnde Leserichtung.

 Franz Matsch

 

1. Nordische Gotik des späteren Mittelalters

 

Sündenfall

Heiliger Georg,
Totentanz
Heilige Ursula

 

Totentanz

Hier im linken Zwickel sind zwei Hauptthemen der mittelalterlichen Kunst verbunden: Die Legende des Heiligen Georg und Totentanz. Aus dem dunklen, zart goldgerankten Grund tritt in plastischem Kontrast der geharnischte Georg. Seine zum Stoß gegen den Drachen erhobene Lanze führt das Totengerippe, nachempfunden dem Ritterbild Hans Holbeins dem Jüngeren im Baseler Totentanz.


Sein Harnisch, wie die darüber befindliche Inschrift, weisen auf Kaiser Maximilian I., den letzten Ritter, hin. Dieser stand an der Zeitwende vom Mittelalter zur Neuzeit. Er feierte noch Turniere und gleichzeitig bediente er sich der Errungenschaften der Renaissance und ließ Albrecht Dürer für propagandistische Verherrlichungen des Kaiserhauses unzählige Kupferstiche herstellen.

Holbein d.J., Baseler Totentanz, Ausschnitt


Heiliger Georg

"Der Schurl mit der Blechhaubn".... so nennt der Wiener liebevoll den Heiligen Georg (Verballhornung von Georg - Schorsch - Schurl).

Seit dem 4. Jahrhundert ist in Lydda (Palästina) die Verehrung des Märtyrers Georg bezeugt. Er stammte aus Kappadokien und war römischer Offizier. Unter Kaiser Diokletian erlitt er 303 n. Chr. einen grausamen Tod. 

In späteren, reichlich ausgeschmückten Legenden erscheint Georg als der Held, der glorreich den Kampf mit dem höllischen Drachen besteht. Der unbesiegbare Glaubensheld wurde zum großen Soldatenpatron.

Das Land zwischen dem Kleinen und dem Großen Kaukasus heißt nach ihm Georgien.

Heiliger Georg,  Ikone,Russland, 16. Jhd.

Aber nicht nur im Osten, sondern auch im Westen wurde Georg viel verehrt. In der Wiener Augustinerkirche wurde 1469 die Georgsritter-Bruderschaft von Kaiser Friedrich III. gegründet. Grundlage dafür war die Leg. Aur., welche erzählt, wie Georg in weißer Rüstung als "herrlicher" Jüngling" den Kreuzrittern vor Jerusalem erschienen sei. Von Gott zur Erde zurückgeschickt, habe er sie unterstützt, die Sarazenen zu erschlagen und Jerusalem zu erobern.

 

Der Sündenfall

 

Die Ursünde ist das Hauptthema des Interkolumniums (Teil zwischen den Säulen), auf dem sich unten der Drache als Repräsentant der Sünde befindet (im Maul die Lanze des Hl. Georg), darüber Adam und Eva unter dem Apfelbaum, in dessen Baumkrone das Totenkopfwappen hängt (Bild siehe oben).
Die Auswirkungen sind in der Bibel nachzulesen. Zur verführerischen Schlange sprach Gott: "Weil du das getan hast, bist du verflucht unter allem Vieh und allen Tieren des Feldes. Auf dem Bauch sollst du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens." Zu Adam sprach Gott (mit der Eva hat er gleich gar nicht mehr geredet): "Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse." Adam nannte seine Frau Eva (die die Leben gibt), denn sie wurde die Mutter aller Lebendigen.
Der Sündenfall, Lucas Cranach

 

Heilige Ursula

 

Im rechten Zwickel ist die Gotik dargestellt, mit der heiligen Ursula, die mit Lilienkrone, Ostensorium (ähnlich Monstranz mit Reliquie oder Hostie) und Kristallszepter ausgestattet ist. Ihr Profil unterlegt ein goldener Nimbus mit der Inschrift Sancta. Äffchen und Blumengirlanden, Motive der Buchmalerei, schließen den Zwickel. Hier hat der Maler Franz Matsch signiert: anno Domini 1890 steht im Eck geschrieben.

So wie der hl. Georg ist auch die hl. Ursula mit dem deutschen Rittertum verbunden. Sie war die Tochter eines frommen, englischen Königs, und berühmt für ihre Schönheit. Bevor sie heiraten soll, pilgert sie gemeinsam mit anderen Jungfrauen mit dem Schiff nach Rom. 
Dort buhlen römische Herren umsonst um die Jungfrauen. Aus Rache für die Ablehnung stiften diese Hunnen an, Ursula und ihr Gefolge bei ihrer Heimreise bei Köln hinzumetzeln. Ursula selbst stirbt durch einen Pfeilschuss. 
Dieses Martyrium ist ihr vorher schon von einem Engel im Traum vorhergesagt worden. Attribute: Pfeil in der Hand, gelegentlich Schiff, meist aber von den sich an sie drängenden Jungfrauen umgeben. Stadtpatronin Kölns.

Heilige Ursula, umgeben von Jungfrauen

 

2. Byzantinische Kunst

 

 
Byzantinische Kunst

Karl der Große

Für die byzantinische Kunst im Interkolumnium zeigt Matsch einen knieenden Engel, welcher ein rauchendes Thuribulum (Rauchfass) emporhebt, dessen Original sich im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg befindet, und zwei Hauptwerke der mittelalterlichen Kunst: Den Aachener Marienschrein und das Büstenreliquiar Karl des Großen. Beide befinden sich in der Aachener Marienkirche. 

Das Büstenreliquiar wurde von Kaiser Karl IV. anlässlich seiner Krönung 1346 gestiftet, es nimmt die Hirnschale von Karl I. (der Große) auf. Goldschmiedearbeit Aachen, heute im Domschatz.

   Büstenreliquiar Karl der Große

Diese Pfalzkapelle Karl des Großen war die ideologische Schaltzentrale seines Reichs und Ort seiner Grablegung. Während des ganzen Mittelalters war der Dom ehrwürdiger Schauplatz der Krönungen und symbolischer Lebensnerv des "Sacrum Imperium Romanum" für fast 600 Jahre. Von Kaiser Otto I. (936 n. Chr.) bis zu Ferdinand I. (1531 n. Chr.) wurden hier 30 Könige des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gekrönt, und wenn Kriege oder Nachfolgestreitigkeiten die Feierlichkeiten an einen anderen Ort zwangen, beeilten sich die Herrscher, sich noch einmal in Aachen krönen zu lassen.

 

Marienschrein - Reliquienbehälter

Der Marienschrein entstand am Übergang von der Romanik zu Gotik zwischen 1220 und 1239. In ihm werden seit seiner Fertigstellung die vier großen Heiligtümer Aachens, die Windeln und das Lendentuch Jesu, das Kleid Mariens und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers aufbewahrt. Seit dem Pestjahr 1349 wird der Schrein alle sieben Jahre bei Prozessionen mitgeführt und geöffnet. Goldschmiede brauchten 20 Jahre in ihrer mittelalterlichen Werkstatt, bis der Schrein fertig war. 

   Marienschrein Aachen

Um die frühere Pracht wieder voll zur Geltung zu bringen, mussten 750 Jahre später 3000 Einzelteile zerlegt und vom Ruß und Staub der Jahrhunderte befreit werden. Seit März 2000 befindet sich das Kunstwerk wieder an seinem angestammten Platz in der Chorhalle des Aachener Doms neben dem Altar.

Ungarische Krone

Im Zwickel wird die byzantinische Kunst mit einer Basilissa dargestellt, die den Betrachter frontal anblickt (Matsch suchte sich hier Vorbilder aus Ravenna). Sie ist ein ein perlenbesticktes Prachtkleid gehüllt und vom Kronerand fallen die Pendilien (hängender Schmuck) auf ihre Schultern. Der Hintergrund ist in Form eines ornamentalen Boden- und goldenen Wandmosaiks mit dem Zeichen Christi und Alpha und Omega angelegt.
Bei den meisten Kronen gingen die Pendilien verloren (auch bei der Reichskrone!), bei der ungarischen Krone blieben sie allerdings erhalten. Zugeschrieben wird die Entstehung Stephan dem Heiligen von Ungarn, der 1000 n. Chr. gekrönt wurde. Jedoch entstand sie wahrscheinlich 100 Jahre später, und ist ein Meisterwerk der byzantinischen Goldschmiedekunst.

Ungarische Krone

In der ungarischen Geschichte spielte sie eine besondere Rolle, denn das Gesetz anerkannte nur denjenigen als ungarischen König, der mit dieser Krone gekrönt worden war. So hatte die ungarische heilige Krone im Laufe der Jahrhunderte ein abenteuerliches Schicksal (das schiefe Kreuz zeugt davon), sie wurde gestohlen und vergraben, man führte Schlachten um ihren Besitz, und zum Ende des Zweiten Weltkrieges fiel sie in amerikanische "Gefangenschaft". Im Jahre 1977 kehrte sie schließlich aus Fort Knox nach Ungarn zurück. Heute ist sie zusammen mit den anderen Krönungsinsignien im Ungarischen Nationalmuseum in Budapest ausgestellt.

 

3. Römische Antike

 

 
Römische Antike

 

Als Heroine, in Tunika und Überwurf gehüllt, Lorbeerzweig und bronzene Statuette der Siegesgöttin Victoria in Händen, lehnt die römische Kunst am Bogen der Arkade. Hinter ihr ist die capitolinische Wölfin teilweise sichtbar, die Gebälkinschrift verweist auf die republikanische Zeit (Senat)us Popu(lus)que rom(anum).

Neben der Imperatorenbüste mit der Inschrift Caesar.august.imp. baut Matsch in freier, phantasievoller Kombination über einem Räucherbecken ein Tropaion als Staatsdenkmal auf: Über dem Haupt der Medusa die Feldzeichen der besiegten Barbaren mit der Inschrift Cb cives servatos. Darüber die sitzende Roma.

Julius Caesar

    


4. Karolingische Kunst

Entwurf

Ausführung, Germania mit Reichskrone

 

Symbolfigur der karolingischen Zeit im linken Zwickel ist Germania. Das "lichte, blonde, deutsche" Mädchen ist in den Krönungsmantel gehüllt, der sich heute in der Schatzkammer befindet. Es blickt ehrfürchtig auf die Reichskrone in seinen Händen. Im Hintergrund ist eine der karolingischen Buchmalerei entnommene Rahmenleiste zur Säule umgesetzt. Die Inschrift C(a)rolus + Imp(erator) schließt das Bild gegen die oben (Kämpferzone) ab.

Obwohl Krönungsmantel und Reichskrone erst später entstanden, wurden sie aus propagandistischen Gründen Karl dem Großen zugeordnet, der 800 n. Chr. vom Papst in Rom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekrönt wurde.

   Reichskrone

 

5. Burgundische Kunst

Ausführung Burgund Entwurf Burgund Eros

 

Maria von Burgund

Der rechte Zwickel zeigt ein Liebespaar und ist eine Anspielung auf Kaiser Maximilian und seine Gemahlin Maria von Burgund. Innig wendet das Paar die Köpfe zueinander, beide in prachtvolle burgundische Hofkleidung gehüllt. Der Jüngling hält in seiner rechten Hand einen Granatapfelzweig, wieder eine Anspielung auf Maximilian. Die Bordüre der den Hintergrund schließenden Tapisserie bezieht sich in ihrer nur teilweise lesbaren Inschrift auf die Minne: Schöne. Frouwe. Begnogend. mich...in .....I ...(...).

   Maria von Burgund

Orden Goldenes Vlies

Hier im Interkolumnium wird die Verbindung der Häuser Österreich und Burgund geschildert. Im Stammbaum erscheint auf goldenem Schild der doppelköpfige Reichsadler, überhöht von der rudolfinischen Hauskrone, umgeben von der aus Feuereisen zusammengesetzten Kette des Ordens vom goldenen Vlies.
Durch die Hochzeit Marias von Burgund, deren Großvater den Orden gegründet hatte, gelangte er nach Österreich, zusammen mit vielen anderen burgundischen Schätzen. Sie war ja damals die reichste und auch hübscheste Erbin Europas. Links und rechts des Stammes sieht man die Wappen der Häuser Österreich und Burgund. Hinter der Säule lugt Amor hervor. Alle drei Teile stammen vom Künstler Franz Matsch.

  Colane des Ordens vom Goldenen Vlies,  Schatzkammer Wien

6. Florentinisches Cinqueccento

Florentinisches Cinquecento, 15. Jhd. David, Caravaggio, KHM David, Michelangelo

 

Für ersteres wählte Gustav Klimt die Umsetzung eines der frühen Hauptwerke Michelangelos, den David mit dem Haupt des Goliath. Der Kopf des Goliath zwischen den Säulen, David im Zwickel. Dieser kraftvolle David im Lendenschurz hält in der Linken den blutbefleckten Säbel und in der ausgestreckten Rechten, übergreifend in das Interkolumnium das abgeschlagene Haupt seines Gegners.

   Goliath, Entwurfzeichnung

Goliath's Kopf scheint fast wie eine Büste auf den darunter stehenden Marmorsockel gesetzt, dessen lateinische Inschrift teilweise verdeckt ist. Als Zeichen der Mahnung lautet sie: Wen Gott verderben will, den verblendet er vorher. Durch die einheitliche, in sich geschlossene Hintergrundwand und den durchgehenden Perlenstab verbindet Klimt den linken und den rechten Zwickel zu einem Bildraum.



7. Florentinisches Quatrocento


Florentinisches Quatrocento, 14. Jhd


Das florentinische Quatrocento, also das 14. Jhd. verkörpert eine Venus (Botticelli nachempfunden). Sie lehnt an einer geöffneten Muschel, Amor zu ihrer Seite.

Aphrodithe (Venus) wird die Schaumgeborene genannt. Die Göttin der Liebe und der Begierde, entsprang angeblich dem Schaum, der die Genitalien des Uranos umhüllte, nachdem Kronos diese abgeschnitten und ins Meer geschleudert hatte. Nach ihrer Geburt ritt sie auf einer großen Meeresmuschel nach Kythera, einer kleinen Insel vor der Küste des Peloponnes. Dann zog sie weiter nach Paphos auf Zypern, das zu einem bedeutenden Zentrum ihres Kultes wurde.
Nach anderen Berichten war sie die Tochter von Zeus und Dione, der titanischen Göttin der Eichen, auf denen liebestolle Tauben nisteten. Tatsächlich wurde Aphrodite immer von Tauben und lüsternen Sperlingen begleitet. Die Legende von ihrer Geburt im Meer mag mit dem mediterranen Glauben zusammenhängen, dass Meeresfrüchte aphrodisisch wirken.

Geburt der Venus, Botticelli

8. Barock und Rokoko

 

   
franz. Barock, Rokoko österr. Barock, Rokoko

Im linken Interkolumnium stützt sich ein nacktes Mädchen auf einen Wappenschild. Dahinter sieht man den französichen Sonnenkönig Louis XIV. Er ist hier als seitenverkehrte Umsetzung der Bernini' schen Büste wiedergegeben.

In den Zwickeln trifft Matsch den süßliches Zeitgeschmack des Rokoko vollkommen. Schelmisch wendet sich die prachtvoll gekleidete Rokokodame ihrem sie aus dem gegenüberliegenden Zwickel betrachten den ebenso prachtvollen Kavalier zu. Lässig auf den Bogen der Arkade gestützt hält er in der Linken eine Violine. Rosengirlanden und Rocailleornamente füllen den Hintergrund.
Das rechte Interkolumnium zeigt eine Büste Kaiserin Maria Theresias, nach dem Original von Georg Raphael Donner. Unter den Reigen der Putti hat Matsch seine volle Signatur gesetzt.

   Bernini, Ludwig XIV.




9. Holländische Schule


Holländische Schule

 

Die Holländische Schule verkörpert Ernst Klimt, dessen Hauptinteresse kostümgeschichtlichen Studien gilt, durch eine schwarz gekleidete Patrizierfrau mit auffälligem, weißem Tellerkragen, in der Linken eine Tulpe. Hinter ihr bauscht sich ein dunkler, von einer Kordel geraffter Vorhang. Sie gibt den Typus der Frans Hals- und Rembrandt'schen Portraitmalerei wieder.

Mode

Um 1600 war das zur einflussreichen Kolonialmacht aufgestiegene Spanien federführend in der Mode geworden. Spanien stellte ein Zentrum katholischer Frömmigkeit dar, man trug fast ausschließlich schwarz, dazu gesteifte Halskrausen. Männer- wie Frauenmode war steif, ausgestopft und hochgeschlossen.

Die Weiterentwicklung der Mode durch den 30jährigen Krieg machten zwei Länder nicht so recht mit: Die Holländer und die Flamen. Sie trugen weiterhin am liebsten Schwarz und wollten nicht von der Halskrause lassen. Dies hatte nicht nur mit der protestantischen Strenge zu tun, sondern sie standen unter dem Einfluss Spaniens. Auch diese hielten an der Steifheit fest, die Reifröcke wurden sogar noch breiter, wie sie Velázquez oft malte. Erst 1648 befreiten sich die Niederlande von der spanischen Oberherrschaft, Flandern noch später.

   Damenportrait, Holland

 

10. Flämische Schule

 

 

Flämische Schule

 

Für die Symbolfiguren der Flämischen Schule stand Rubens Pate. Seinem Bacchanal nachempfunden, bedrängt ein Satyr spielerisch eine nackte Bacchantin. Zwei feiste, sich in Rosenblüten balgende Putten schließen den Interkolumnium.

Bacchanal

Die Satyrn erscheinen als Pferde in Menschengestalt. Verwandt mit den Nymphen führten sie ein friedliches und lustiges Leben (Ausnahme der Satyr Marsyas).
Sie waren wie ihre römischen Vettern, die Faune, von Haus aus Waldgeister, also sehr der Natur verbunden.

Dem Wein waren sie auch sehr zugetan, darin unterscheiden sie sich auch ein wenig von den sehr ähnlichen Silenen, denn diese sind für ihre Vorliebe für die Liebeslust bekannt.

So findet man sie alle musizierend und in munteren Sprüngen tanzend im lüsternen Gefolge bei den Festen (Bacchanale) des Weingottes Dionysos. (Bacchus).

 Weingott Dionysos (Bacchus) mit tanzendem Gefolge

Tragödie

Aus den kultischen Feiern zu Ehren des Gottes Dionysos entwickelte sich das Wort Tragödie. Wörtlich übersetzt bedeutet es Bocksgesang (griech: trágos - bock, ode - Gesang). Bei diesen kultischen Gesängen waren die Mitglieder des Chores in Bocksfellen als Satyrn verkleidet aufgetreten. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus der Tragödie das Drama: durch Einführung eines Dialogs zwischen Chorführer und Chor und durch Einführung eines, später mehrerer Schauspieler. Mit der Ausgestaltung des kultischen Chorgesangs zur dramatischen Form empfing die Bezeichnung Tragödie ihren neuen Sinn.

Satyr Marsyas

Der Satyr Marsyas fand die Flöte, die einst Athene fortgeworfen hatte (sie gefiel sich nicht mit aufgeblasenen Backen), und wurde bald ein Meister des Flötenspiels. Übermütig forderte er Apollon zu einem Wettstreit auf, den dieser erwartungsgemäß gewann. 

Der Wettgewinn für Apollon fiel grausam aus (er durfte mit Marsyas machen, was er wollte): zornig über die Unverfrorenheit des Marsyas, häutete Apollon ihn bei lebendigem Leib häutete wie einen Ziegenbock.

Satyr Marsyas wird von Apollon gehäutet



11. Römisches Quatrocento

 

Römisches Quatrocento

 

Linker Zwickel, Rom: Symbolfigur ist Ecclesia, die römische Kirche, im Kreis der Insignien des Papsttums: Den Kopf mit einem goldenem Nimbus unterlegt, hält sie die Tiara und das Pontifikalkreuz in Händen. Als Schaustück kirchlicher Prachtentfaltung umhüllt sie das mit Szenen aus der Heilsgeschichte reich bestickte Pluviale. Das Rundfenster, in der die beiden Zwickel zu einem Bildraum schließenden Marmorwand, trägt am Rahmen die Rundschrift (P)ontifex, als Hinweis auf den Papst als Pontifex Maximus.

Tiara - Mitra

Die Tiara, die der jetzige Papst wegen ihres Prunkes nicht trägt, ist nicht christlichen, sondern heidnischen Ursprunges. Die Krone findet sich schon auf assyrischen Tafeln und wird dort von "Göttern" oder "Engeln" getragen. 

Auch die Mitra (als "Nikolaushut" bekannt) findet man schon auf mesopotamischen Skulpturen. Sie symbolisierte ursprünglich den Kopf eines Fisches.

   Papsttiara


12. Venezianisches Quatrocento

 

Venezianisches Quatrocento

 

 

Im rechten Zwickel, im Venezianischen Quattrocento ist der venezianische Doge dargestellt, mit Dogenhut und Brokatmantel, als Gegenstück der römisches Kirche. 

Seine Züge erinnern an das Portrait des Dogen Leonardo Loredan von Giovanni Bellini, in der National Gallery in London. Hinter ihm hält der golden nimbierte Markuslöwe ein aufgeschlagenes, goldenes Buch, dessen Segensspruch (Pax tibi marce evan geli sta meus) sich auf den Schutzheiligen der Republik Venedig bezieht.

Das Interkolumnium füllt das Weihwasserbecken aus dem Dom von Siena.

   Bellini, Doge Leonardo Loredan (regierte 1501-1505)


13. Griechische Antike

 

Griechen Pallas Athene

 

Aus dem Interkolumnium beugt sich das "Mädchen aus Tanagra" dem Betrachter entgegen. Auf der marmornen Brüstung steht die kleine, bronzene Venus (in der Antikensammlung KHM) vor einer großen, antiken Vase. Gustav Klimt.

Im Zwickel sieht man Pallas Athena, die dem Betrachter wie ein Standbild gegenübersteht. Der Ägisschild ist ihr als schmückender, goldener Kragen um den Hals gelegt. In der Rechten trägt sie eine geflügelte Nike, Göttin des Sieges, und in der Linken ihren Speer.

   Pallas Athena, Gustav Klimt

Kopfgeburt Pallas Athena

Der Vater von Zeus, Kronos, hatte alle seine Kinder gleich nach der Geburt verzehrt, weil er fürchtete, sie würden mächtiger werden als er selbst. Zeus hatte nur durch eine List seiner Mutter überlebt (sie hatte Kronos einen Stein zum essen gegeben, und Zeus in einer Höhle versteckt aufwachsen lassen). Zeus heiratete dann Methis, die ihm übrigens auch half, seinen Vater zu stürzen. Aber als sie dann schwanger wurde, verschlang Zeus seine Gattin mitsamt ihrer Leibesfrucht, denn er fürchtete das gleiche Schicksal wie sein Vater! Doch nach dem Mahl bekam er fürchterliche Kopfschmerzen und rief die Titanen zu Hilfe. Als Zeus' medizinische Nothelfer den Druck in seinem Schädel mit einem Axthieb linderten, sprang Athene, als ausgewachsene Kriegerin in kompletter Rüstung, heraus.

 

14. Ägyptische Kunst

 

Ägyptische Kunst

 

Die Symbolfigur Ägyptens im Zwickel scheint in einer altägyptischen Grabkammer zu stehen, rechts unten steht der falkenköpfige Gott Horus. Im oberen Bereich zeigt Gustav Klimt typische Motive ägyptischer Tempel- und fürstlicher Grabdeckenmalereien: Die weibliche Aktfigur trägt die schwarze, goldgesträhnte Perücke, wie sie von königlichen Mumiensarkophagen bekannt ist. Ferner den typischen prachtvollen Halsschmuck und in der ausgesteckten Rechten "Anch", das Lebenszeichen.
Der ansonsten bei Gustav Klimt durchgehende gestaltete Hintergrund der Zwickelbilder ist hier aus thematischen Gründen geteilt.
   Mumienkopf, KHM

Göttin Nechbet

Plafond Ägyptische Sammlung KHM, Ausschnitt

Der Geier ist das heiliges Tier und Personifikation der Göttin Nechbet. Oftmals wurde er auf den Decken der Grabkammern dargestellt, mit weit ausgebreiteten Schwingen und langstieligen Federfächern in seinen Fängen bewacht er beschützend den Weg des bestatteten Königs in das Allerheiligste.Nechbet ist auch Göttin und Schutzherrin Oberägyptens, ihr Geier gilt in der ägyptischen Spätzeit als Symbol des Weiblichen. Ihm steht als Verkörperung des männlichen Prinzips der Käfer gegenüber, der geflügelte Skarabäus.

Das Interkolumnium zeigt ein effektvoll gebautes Ensemble der ägyptischen Kunstindustrie. Auf dem im Vordergrund sichtbaren Uschebti-Kästchen thront die basaltene Sitzstatue der Göttin Isis. Im Mittelgrund ist ein Kasten in Form eines Schreines mit zwei Hieroglyphenkolumnen zu sehen, auf dem die Statue des Gottes Path (Hauptgott der Residenz des Alten Reiches, Memphis) und ein Schreiber stehen. Dahinter ein großer, hölzerner, bunter Außensarkophag der 24. Dynastie und ein Hathor Kapitell. Keines der dargestellten Objekte befindet sich im KHM.
Isis ist ein wesentlicher Bestandteil des ägyptischen Schöpfungsmythos. Sie repräsentiert den weiblichen Archetypus. Osiris war ihr göttlicher Gatte. Sie steht mit Fruchtbarkeitskulten in Verbindung. Die Kuhhörner und die Sonnenscheibe auf ihrem Haupt deuten auch darauf hin. Der Isiskult wurde auch von den Griechen und Römern übernommen, und gelangte so bis nach Mitteleuropa. Die Darstellung von Maria und dem Jesuskind soll sich von der Darstellung Isis mit dem Horusknaben ableiten.

   Thronende Isis,  den Horusknaben säugend,  600 v. Chr., KHM

 

Uschebti

Uschebti heißt übersetzt soviel wie "Antworter". Es sind Arbeiterfiguren in Mumienform, die den Verstorbenen ins Grab mitgegeben werden, um stellvertretend für sie in den jenseitigen Gefilden die Arbeiten zu verrichten. Daher auch die große Anzahl der kleinen Figürchen (15-30cm): 365 entsprechend den Tagen des Jahres und zusätzlich mindestens 36 Aufseher. 
Ihre Verwendung und die zu verrichtenden Arbeiten sind ihnen auf den Leib geschrieben. Sie halten meistens Hauen in ihren beiden Händen. Und wenn der König, bzw. die Aufseher sie nun zur Arbeit riefen, mussten sie "antworten".

Uschebti für Sen-Nedjem, 1300 v. Chr., KHM


15. Altitalienische Kunst

 

     
Florenz Florenz Dante


In den linken Zwickel setzt Gustav Klimt einen jungen Mann. Er trägt ein florentinisches Kostüm des 15. Jhd., hält ein Buch in den Händen und blickt hinüber zum anderen Zwickel, zu seinem weiblichen Gegenpart. Hinter ihm sieht man noch Engelsköpfchen und einen Majolikafries.

Das prachtvoll gekleidete weibliche Gegenstück erinnert im Typus an die Engel- und Mädchengestalten des Tre- und frühen Quatrocento. In der Linken hält sie einen Blütenzweig, die leicht angewinkelte Rechte auf den Bogen der Arkade gestützt. Aus ihrer Armbeuge lugt ein rotgeflügelter Seraphim.

Im Vordergrund des Interkolumnenbildes steht ein geflügelter, weißgeschürzter Putto, der mit beiden Händen einen goldenen Schild hält. Über ihm ragt die Büste Dante Alighieris.

Entwurf  Interkolumnium, Büste Dantes

 

16. Deutsche Renaissance

 

   
Bronzebüste Rudolf II Deutsche Renaissance


Interkolumnium: Bronzebüste Kaiser Rudolfs II., nach dem im Haus befindlichen Original von Adriaen de Vries (Prag 1603). Die Portraitbüste Rudolfs, einer der wichtigsten Sammler und Förderer dieser Kunstrichtung, setzt Klimt auf einem Marmorsockel mit folgender Inschrift: Rvdolphv(s). II D. G. EleC. Rom. Impera.

Das Renaissancepaar der gegengestellten Zwickelfiguren verbindet Ernst Klimt durch einen einheitlich gestalteten, mit Ranken, Grotesken und Fruchtbündeln verzierten Bildgrund. Die reich gekleidete weibliche Figur hält mit beiden Händen einen Kokosnusspokal in der Art der Nürnberger Goldschmiedearbeiten. Das männliche Gegenstück ist mit einem dunklen, pelzverbrämten Oberkleid angetan, von dem sich die geschlitzten Ärmel abheben, die Figur hält ein geschlossenes Buch in Händen.

   Büste Kaiser Rudolf II.

 


17. Spanien und Niederlande


   
Spanische Kunst Niederländische Kunst

 

Zwickel rechts: Der in ein reich besticktes Wams gekleidete Kavalier hält mit beiden Händen einen prunkvollen Korbdegen. Vom Dunkel des Wamses heben sich die weißen, spitzenbesetzten Ärmel und die Tellerkrause ab. Auch hier wurde der Hintergrund von Ernst Klimt tapetenartig ausgeführt.

Die spanische Kunst im Interkolumnium verbildlicht ein Page im Kostüm der Zeit Philipps IV., der eine mit Points d'Espagne applizierte Tischdecke zeigt.

Die ihm zugewandte Symbolfigur der Niederlande ist eine vornehme Dame in Art der Van Dyck-Portraits. Sie trägt ein prachtvolles, spitzenbesetztes Brokatkleid, ein Spitzentuch in der Rechten, einen zusammengeklappten Fächer in der Linken. Haarschmuck, Collier sowie eine reich mit Steinen verzierte Brosche in Form einer Rose vervollständigen ihre Erscheinung. 

Den Hintergrund bildet eine mit Nelken ornamentierte, gepresste Ledertapete.

   König Philipp IV.

 

18. Italienische Hochrenaissance


   
Typus Violante Alessandro Farnese

 

Das Interkolumnium lässt Ernst Klimt rechts mit dem monumentalen bronzenen Kandelaber in der Art des berühmten Leuchters aus dem Museo Correr in Venedig abschließen.

Den Beginn der Italienischen Hochrenaissance verkörpert ein Page im Interkolumnium. Er trägt ein florentinisches Kostüm mit eng anliegenden Beinkleidern und samtenem Oberteil und entnimmt der großen Majolikavase, nach dem Vorbild Orazio Fontanas, eine Blüte. Das Möbel ist eine reich geschnitzte florentinische Hochzeitstruhe.

Die lautenspielende Symbolfigur ist eine Umsetzung der Tizianischen Violante. Der ihr über die Schulter blickende Putto mit einem aufgeschlagenem Notenblatt verfolgt ihr Spiel. Als männliches Pendant fungiert Alessandro Farnese, Herzog von Parma und Piacenza, in seinem prachtvoll getriebenen Prunkharnisch des Mailänder Meisters Lucio Piccinino.

   Violante, Tizian

Juli 2002