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Home | KHM | Das Pelzchen

Das Pelzchen
Peter Paul Rubens

Öl auf Eichenholz, verglast, 176 x 83 cm, 1638

Helene - Susanna im Bade - Mädchen im Pelz - Venus Pudica - Testament - Stiegenhaus

Helene Fourment

Dargestellt ist hier Helene Fourment, 1614 - 1658, die zweite Frau von Peter Paul Rubens, 1577 – 1640 (Wikipedia).

Als Rubens 49 Jahre alt war, starb seine erste Frau Isabella Brant 1626 nach 17 Ehejahren an der Pest.

Sie hatten drei Kinder. Rubens war von ihrem plötzlichen Tod noch lange schwer betroffen.

Er blieb alleine, schrieb einmal in einem Brief:“ … alle Welt wollte mir einreden, eine Heirat bei Hofe einzugehen …“. Natürlich hätte dies seinen gesellschaftlichen Rang noch mehr heben können, doch er entschied sich für die Liebe.

Als er den Auftrag bekam, ein reizvolles Portrait von der Tochter des Tuchhändlers Daniel Fourment zu malen, lernte er bei dieser Gelegenheit auch deren Schwester Helene kennen.

Helene war gerade 16 Jahre alt geworden, wunderschön und sehr klug. 1630 heirateten die beiden, zehn Ehejahre und fünf Kinder waren ihnen beschieden (eine Tochter kam erst acht Monate nach dem Tod von Rubens auf die Welt).

Helene stirbt 1658, sie überlebt ihren Mann um 18 Jahre.

'Das Pelzchen'    
 

 

Susanna im Bade

Wir sehen Helene, sie steht im leichten Kontrapost und hält einen Pelzmantel fest, der sie halb bedeckt. Helenes Blick ist direkt auf den Betrachter des Bildes gerichtet, der Mund trägt roten Lippenstift, es entsteht der Eindruck von Intimität und großer Nähe. Das weiße, zarte Seidenhaarband hebt die Reinheit ihrer Jungend hervor, der Perlenring ihre Noblesse. Sie steht auf einem roten Tuch, neben ihr liegt ein roter Samtpolster über dem aus einem Löwenmaskeron Wasser heraus spritzt.

Nimmt Rubens in dieser Darstellung Bezug auf das alttestamentarische Thema 'Susanna im Bade'? Offen bleibt jedenfalls: ist die Frau auf dem Weg zum Bade, oder ist sie am Weggehen? Lässt sie den Pelzmantel gleich fallen, oder wird sie ihn gleich hochziehen? Phantasieanregende Bilder haben immer Erfolg, so auch dieses.

Mädchen im Pelz

Die Bezeichnung „Das Pelzchen“ („het pelsken“) geht auf den Künstler selbst zurück (Die meisten Bildtitel im KHM entstanden erst im 19. Jahrhundert).
Schon Tizian hatte die Idee gehabt, eine Frau mit Pelz malen, den Gegensatz zwischen der hellen, weichen Haut und dem dunklen, samtigen Pelz mit großer Sensibilität darzustellen.
Rubens hatte das Bild von Tizian 'Mädchen im Pelz' (1535) in der Sammlung Karls I. in England gesehen und auch kopiert. Tizians Bild hängt heute im KHM, Rubens' Kopie in Brisbaine.

Tizian 'Mädchen im Pelz'
Rubens 'Das Pelzchen', Detail

Venus Pudica

Rubens definiert in diesem Bild seine Frau als Venus/Aphrodite, als Göttin der Schönheit und Liebe dar, indem er ihr die Haltung einer Venus Pudica gibt (schamhafte Venus), die mit ihren Armen ihre Nacktheit zu bedecken versucht.

Jedoch passiert hier das Gegenteil: ihr rechter Arm, der zur Schulter greift, hebt ihre Brüste hoch, anstatt sie zu verdecken!
Anatomisch ist diese Stellung gar nicht möglich, aber durch diesen Kunstgriff verstärkt Rubens die Weiblichkeit, die erotische Wirkung seiner Frau.

Das Pelzchen
Venus Pudica, Rom
Botticelli, Geburt der Venus

Rubens' Testament

Rubens sagte: „Das ist das schönste Gemälde von Antwerpen“. Nicht nur er dürfte von Helene sehr begeistert gewesen sein: Zu ihrer Hochzeit erschien ein Gedicht in dem sie mit der griechischen Helena verglichen wird, deren Schönheit der Anlass zum Trojanischen krieg gewesen war.
In seinem Testament vermacht Rubens dieses Bild seiner Frau ausdrücklich als ‚persönliches Geschenk’, womit es dann auch nicht besteuert werden durfte.
Das Bild wird 1658 nochmals in Helenas Testament erwähnt und ist seit 1730 in der Gemäldegalerie nachweisbar.

 

 

Stiegenhaus

 

Im Stiegenhaus des KHM sind in den Lunettenbildern Maler mit ihren Werken (Modellen) abgebildet. Beim Bild für Rubens hat sich der ausführende Künstler, Hans Makart, vom Pelzchen inspirieren lassen.
Lunettenbild im Stiegenhaus des KHM

 

Februar 2009

Quellen: Katalog Rubens in Wien, 2004; Rubens, Gilles Néret, 2004; KHM Führer durch die Sammlung, 1988