Die Sowjets hatten Wien bereits erreicht
und Hitlerdeutschland stand vor der Kapitulation, als Josef
Weinheber starb. Der 53-jährige, von braunen Gedankengut
verblendete Dichter, wurde am 8. April 1945 in seinem Haus
in Kirchstetten bei St. Pölten tot aufgefunden. Mit
einer Überdosis Morphium.
Es gibt zwei Versionen, die darüber Auskunft geben wollen, wie er ums Leben kam. Für die Version Selbstmord sprechen Depressionen, spricht ein Brief, den er fünf Tage vor seinem Tod an seine Ziehmutter Maria Grill geschrieben hat: "Wir werden uns in diesem Leben nicht mehr sehen. Ich danke Dir für alles Gute, das Du an mir getan hast. Ich kann Dir wahrscheinlich kein Lebenszeichen mehr geben, weil ich Stunde für Stunde damit rechne, dass wir von der Außenwelt abgeschnitten werden. Leb also wohl, Dein Weinheber."
Seine Witwe Hedwig beschrieb die letzten
Tage hingegen so: "Er litt schon seit Jahren unsäglich
an dem, was er kommen sah, war an schwere Schlafmittel
gewöhnt und musste die Dosis immer wieder verstärken.
In der Nacht zum 8. April wirkte auch das nicht mehr, er
war am Morgen todmüde, aber ruhig. Da muss es geschehen
sein. Er wollte schlafen, musste schlafen. Jetzt aber war
die Dosis zu groß, die in der Nacht zu klein gewesen
war. Er schlief ein, aber er wachte nicht mehr auf."
War es Selbstmord, wie es der Brief an die Ziehmutter vermuten lässt, oder war es ein Unfall, wovon die Witwe überzeugt war?
Fest steht, dass der trinkfeste Dichter von den Nazis hofiert und zu ihrem Paradeliteraten ernannt worden war. Ab 1931 NSDAP-Mitglied, schrieb er Huldigungsgedichte wie Dem Führer und Ode an die Straßen Adolf Hitlers. Als ihm seine Verblendung bewusst wurde, fand er keinen Ausweg mehr.
Weinhebers Sohn Christian lebt im Haus des Dichters in Kirchstetten. Auch er will nicht an die Unfallversion glauben. "Der Brief an seine Ziehmutter ist eindeutig. Es war Selbstmord, er war gesundheitlich schwer angeschlagen und hatte Angst vor den herannahenden Russen."
Christian Weinheber-Janota entstammt der Verbindung des Dichters mit der Germanistikstudentin Gerda Janota, die sich bei einer Autorenlesung in Linz in Weinheber verliebt und ihm 1941 den unehelichen Sohn geschenkt hatte.
(Quelle: Markus) |