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Home | Denkmäler | Ringstraße |Raimund

Denkmäler der Wiener Ringstraße

  Ferdinand Raimund   
Schriftsteller, 1790 - 1836

Ferdinand Raimund (eig. Reimann), 1790 - 1836

Standort: Weghuberpark (Museumstraße, hinter dem Justizpalast)
Bildhauer: Franz Vogl
Enthüllung: 1. Juni 1898

Bildhauer - Muse - Aufstellungsort - Büste - Enthüllung

Das Denkmal des Schriftstellers und Schauspielers Ferdinand Raimund entstand fast 60 Jahre nach seinem Tod.

Das Denkmalkomitee, an dessen Spitze der Mäzen Nicolaus Dumba stand, dürfte kein leichtes Spiel gehabt haben das Geld dafür aufzutreiben, denn eine Zeitung schrieb damals: ,Der Aufruf, welcher zur Sammlung für den Denkmalfonds aufforderte, hatte ein klägliches Resultat.

Die große, breite Masse des Bürgertums und der kleinen Leute hat ihren Poeten nicht das kleinste Opfer gebracht - doch ja, ein Schustergehilfe aus Innsbruck schickte zwei Gulden mit einem rührend herzlichen Briefe'.

Der Auftrag zur Ausführung des Denkmales erging an den Künstler Franz Vogl (1861 - 1921).

Seine Signatur befindet sich auf der Stufe unterhalb der Inschrift "Ferdinand Raimund", welche durch einen Lorbeerkranz geteilt ist.

lässig sitzender Raimund
 

Bildhauer Franz Vogl

Acht Jahre, seit er die Ausschreibung gewonnen hatte, beschäftige sich der Bildhauer mit dem Denkmal: "Raimund hat es mir angetan wie kein zweiter Dichter."
"Ich habe alle seine Werke durchgelesen, bin ins Theater zu seinen Stücken gegangen und machte Partien nach Gutenstein an sein Grab, in die Villa Raimund bei Pernitz, um seine Sommerfrische zu sehen, habe auch seine Zeit studiert, eine Menge Bilder von ihm gesehen, um mich so ganz von ihm erfüllen zu lassen."

 
Franz Vogl

Raimund und seine Muse

Raimund sitzt lässig hingestreckt in der Ecke einer Gartenbank, seinen rechten Arm über die Lehne gestreckt, in seiner linken Hand hält er ein Theaterheft.

Gekleidet ist er im Stil der 1830er Jahre. Sein Blick schweift sinnend in die Ferne, es scheint, als würde er sich gerade von der Muse, welche hinter ihm auf einen Felsblock gelehnt ist, inspirieren lassen.

Zur Figur dieser Allegorie sagte Vogl: "Und wie ich so an meinen Ton herumknetete, da ist mir nach vielen Versuchen der Einfall mit der Phantasie gekommen - ich weiß selbst nicht wie! Ich war ganz glückselig, wie berauscht bei der Arbeit. Es war ein Zustand wie zwischen wachen und Träumen. Kennen Sie so ein Glück? . Nun, und zu Raimund gehört doch die Phantasie, wie zum Reiten das Ross. Raimund hat sie ja in seiner "Gefesselten Phantasie" so schön beschrieben."

Die weibliche Figur mit Schmetterlingsflügel erscheint als überirdisches Wesen, ein Stern glänzt an ihrer Stirn, einem Diademschmuck gleich.

In ihrer rechten Hand hielt sie einen Zauberstab, welcher längst dem Vandalismus zum Opfer gefallen ist. Damals hatte man ganz andere Bedenken: man befürchtete, dass etwaiger Hagelschlag den Flügeln vielleicht zusetzen könnte.

Aufstellungsort

Der Aufstellungsort vor dem Deutschen Volkstheater stand schon lange fest, bevor es überhaupt noch ein Raimund Theater gab.

Und damit kehrte Vogl an seine frühere Wirkungsstätte zurück, denn der Bacchuszug im Giebel des Deutschen Volkstheaters, welchen er mit nur 27 Jahren ausführte, war sein erstes Werk in der Wiener Öffentlichkeit.

Dieses Relief wurde 1938 entfernt. Und auch Raimund musste weichen - er steht heute an der Ecke des Weghuberparkes.

alter Aufstellungsort vor dem Theater
 

Büste Raimunds am Volkstheater

Volkstheater 1938/39
 

Dennoch ist Raimund am Volkstheater präsent: Ursprünglich befanden sich dort die Büsten von Schiller, Lessing und Grillparzer. 1938/39 wurde die Fassade vereinfacht, der Giebel und das Kuppeldach abgetragen, auch die Büsten darunter (vor den Rundfenstern) verschwanden.

1989 wurden im Zuge einer Generalsanierung das Dach wieder in den Originalzustand gebracht, bei der Auswahl der Büsten entschied man sich nun für Raimund, Nestroy und Grillparzer.

Auch das Café Raimund an der Ecke schräg gegenüber des Volkstheaters erinnert an den Volksdichter.

Büste Raimund
 
Büsten am Volkstheater unterhalb des Giebels: Raimund, Grillparzer, Nestroy

Enthüllung zum Geburtstag Raimunds

Die Enthüllung des Denkmals erfolgte zum Geburtstag des Dichters, am 1. Juni 1898 durch Erzherzog Otto (1865 - 1906).

Alle Fenster, Giebel und Erker des Theaters trugen reichen Blumen- und Fahnenschmuck. Der große Balkon des Theaters und auch die Fenster der umliegenden Häuser waren dicht besetzt, die umliegenden Straßen für den Verkehr gesperrt, sodass sich eine große Zuschauermenge ansammeln konnte.

Vom Monument führte ein roter Teppich zum Zelt des Erzherzogs.

 
Enthüllungsfeierlichkeiten bei Regen
Anwesend waren viele von Rang und Namen. Bürgermeister Dr. Karl Lueger, das Herrenhausmitglied Lobmayr, der Präsident des Deutschen Volkstheaters Hermann Gerhardus, Architekt Helmer, Gustav Klimt, Adele Sandrock, Katharina Schratt und Alexander Girardi, einer der meistbemerkten Festgäste - hauptsächlich deshalb, weil Raimunds Züge auf dem Denkmal eine geradezu frappante Ähnlichkeit mit jenen Giradis zeigen (Neue Freie Presse).

Die Feier ging nicht ganz planmäßig über die Bühne, denn gleich zu Beginn einsetzender heftiger Strichregen kündigte ein heftiges Gewitter an, sodass die Verantwortlichen die Hülle des Denkmals vorzeitig fallen ließen, um die Zeremonie zu beschleunigen.

Nach etlichen Dankesreden trug der Schauspieler Joseph Lewinsky Raimunds Gedicht
,An Gutenstein' vor.

Für die musikalische Untermalung der Feierlichkeit sorgte der Wiener Männergesangsverein mit Schuberts
,A Capella Gesang'.

Während und nach der Enthüllungsfeier wurden Kränze am Denkmal niedergelegt, in dessen Sockel die Errichtungsurkunde eingemauert worden war.

Kranzniederlegungen
 
   

Links:

Wiener Bilder, 5.6.1898
Wiener Zeitung, 2.6.1898
Wiener Bauzeitung, 1898, S 345
Neue Freie Presse, 2.6.1898

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