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Home | Palais | Wittgenstein

 

  Palais Wittgenstein   
4., Argentinierstraße 16

 

Architekt: Friedrich Schachner
1873, 1950er Jahre demoliert

Das Palais Wittgenstein in der Alleegasse (heute Argentinierstraße 16) im 4. Wiener Gemeindebezirk Wieden wurde 1871-73 vom Architekten Friedrich Schachner für einen Bauherrn namens Prantner errichtet.

Es ging jedoch bald in den Besitz des Stahlindustriellen Karl Wittgenstein über. Karl Wittgenstein, aus ursprünglich jüdischer, aber zum Protestantismus übergetretener Familie, war Vater von neun Kindern, darunter der Philosoph Ludwig Wittgenstein und der Pianist Paul Wittgenstein.

Die straßenseitige Fassade war ganz in Werkstein, die Gartenseite als Rohziegelbau mit bunten Terrakotten ausgeführt. Über ein mit grauem schlesischen und rotem ungarischen Marmor verkleidetes Stiegenhaus gelangte man in eine Flucht herrschaftlicher Wohnräume, die durch prachtvolle Holzdecken und Wandverkleidungen ausgezeichnet waren. Der für die Badezimmer sowie für den großen Gartensaal verwendete pompejanische Stil (wie er im Turnzimmer der Kaiserin Elisabeth in der Hermesvilla noch zu sehen ist) stellte für damalige Wiener Verhältnisse eine Rarität dar. Die Malereien stammten von den Brüdern Jobst, die Deckenbilder des Speisesaales von Fux und Schönthaler.

Karl Wittgenstein, der sich am Höhepunkt seines Erfolges aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hatte, betätigte sich danach vor allem als Förderer der Künste, etwa der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte. Von den Künstlern bekam er etliche Werke als Geschenk (darunter Klimt), mit denen das Palais in der Argentinierstraße ausgestaltet wurde.

Stahlbaron Karl Wittgenstein
 

Die Veränderungen, die Carl Wittgenstein in dem Palais vornehmen ließ, fügten sich dem vorgegebenen Konzept harmonisch ein; dazu zählten vermutlich die reichen Schmiedeeisenarbeiten im Vestibül und ein Brunnen von Mestrovich. Im ersten Stock wurde ein Musiksalon mit Orgel eingerichtet.

Das prachtvoll eingerichtete Palais überstand den Krieg praktisch ohne Schäden, allerdings quartierte das NS-Regime Behörden ein. Nach dem Krieg verkaufte Karls Tochter Hermine das Objekt an die Länderbank, die das Palais in den fünfziger Jahren abreißen ließ.

Der Musiksalon
Situation 2010

Link: Familiengruft Wittgenstein am Zentralfriedhof

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