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Home | Palais | Württemberg

 

  Palais  Württemberg - Hotel Imperial
1., Kärntner Ring 16

 

Architekt: Arnold Zenetti, Heinrich Adam
1862 - 1865

Der Bauherr - Das Palais wird zum Hotel - Krieg, sowj. Besatzung - Wiedereröffnung

Fassade - Portal - Prunktreppe

Geschichte - der Bauherr

Das Hotel Imperial begann seine Geschichte als Palais. Es entstand als eines der ersten Gebäude, auf einem der besten und teuersten Gründe, mit freiem Blick auf die Karlskirche.

Selbst für ein Adelspalais war es ausgesprochen repräsentativ. Der Raum war verschwenderisch eingeteilt: Allein die große Treppe hätte in einem normalen Zinshaus Platz für zwei Wohnungen geboten. Wer so bauen ließ, der musste nicht auf sein Geld achten.

Der Bauherr war eine dementsprechend illustre Gestalt: Eng verwandt mit der württembergischen Königsfamilie (1806 Gründung Königreich Württemberg) kam Herzog Philipp von Württemberg (1838 - 1917) als Sohn von Alexander Friedrich Wilhelm von Württemberg I838 im französischen Neuilly zur Welt.

Seine Mutter, eine Prinzessin von Orleans, verstarb ein paar Monate nach Philipps Geburt, daher wurde er von seinen Großeltern, dem französischen Bürgerkönig Louis Philippe, dem letzten offiziellen König der Franzosen und dessen Gemahlin, Königin Marie Amelie, in Paris getauft und erzogen.

Herzog Philipp von Württemberg
 

Mit zehn Jahren musste Philipp mit der Königsfamilie 1848 vor der revoltierenden Menge aus der französischen Hauptstadt fliehen und kehrte zurück nach Bayreuth.

Sein Vater hatte später nochmals, sehr zum Missfallen des Sohnes geheiratet, denn die Ehe war morganatisch: es handelte sich um dessen Haushälterin.

Philipp schlug die militärische Laufbahn ein.

 
Rohbau Palais Württemberg

Hochzeit mit Habsburgerin

In der großen Auseinandersetzung zwischen Österreich und Preußen stand er auf der Seite der Habsburger und zählte so zu den Verlierern von Königgrätz.

Die Württembergs waren Europas mächtigsten Herrscherhäusern ebenbürtig. Philipp hielt um die Hand der jüngsten Schwester von Kaiserin Elisabeth, Prinzessin Sophie, an, aber die Hochzeit kam nicht zustande.

Schließlich brachte ihn die Liebe nach Wien, der Herzog heiratete in die Habsburgerfamilie ein.

1865 ehelichte er Erzherzogin Marie Therese (1845 - 1927), Tochter von Erzherzog Albrecht (Denkmal Albertinarampe), Enkelin von Erzherzog Karl, dem Sieger von Aspern (Denkmal Heldenplatz).

Die Hochzeit fand in der Kammerkapelle der Wiener Hofburg statt.

 
Hochzeit mit Habsburgerin

Gemeinsam bezogen sie das soeben fertiggestellte Palais an der Ringstraße.
Erbaut wurde es 1863 - 65 vom Münchner Architekten Arnold Zenetti, nach den Plänen von Heinrich Adam (Grab Zentralfriedhof).

Seine Gattin hatte kurz zuvor einen schweren Schicksalsschlag erlitten: Ihre Mutter hatte sich beim Begräbnis ihres Bruders so stark verkühlt, dass sie an den Folgen starb. Und bald darauf sollte ihre Schwester Mathilde bei lebendigem Leib verbrennen.

Diese hatte für einen Theaterbesuch ein Kleid aus indischem Musselin angezogen. Diese Art von Stoff wurde in der damaligen Zeit mit Glycerin imprägniert, um dem Stoff mehr Fülle zu geben.

Vor der Abfahrt ins Theater wollte sie noch eine Zigarette rauchen. Als plötzlich ihr Vater, der ihr das Rauchen streng verboten hatte, eintrat, versteckte sie die Zigarette hinter ihrem bauschigen Kleid. Der leicht brennbare, glycerinimprägnierte Stoff ging sofort in Flammen auf.

Grundriss 1. Stock
 

Die Aussicht auf die Karlskirche ging verloren

Der freie Blick zur Karlskirche ging durch den Bau des Musikvereins verloren.

Der Herzog konnte sich an seinem Palais nicht lange erfreuen. Denn dahinter, zum Karlsplatz hin, befand sich ein begrünter Park, der eine freie Sicht hinüber zur Karlskirche gewährte.

Doch als er aus Königgrätz zurückkehrte, hob man gerade das Fundament für den Musikverein aus. 1870 war der "Musiktempel" fertig und die schöne Aussicht dahin.

Musikverein, links dahinter das Hotel Imperial
 
Das soll der Grund gewesen sein, dass Philipp Im Jahr darauf Philipp sein Palais verkaufte. Ich halte dies für eine der vielen "Gschichtln", denn all die Repräsentationsräume lagen auf Seiten der Ringstraße. Wenn ihm die Aussicht sooo wichtig gewesen wäre, hätte er auch auf der Rückseite des Palais 'bequeme' Zimmer anlegen lassen. Jedenfalls bezog er den Strudelhof im 9. Bezirk, eine billigere Lösung, handelte es sich hier um eine großzügige Villa. Es wird übrigens auch erzählt, dass er Spielschulden hatte und sich daher das teure Palais an der Ringstraße nicht mehr hatte leisten können.

Sommersitz

Herzog Philipp, der sich in Wien nicht sehr heimisch fühlte, gelüstete es nach einem Sommersitz im Salzkammergut.

Neben der Jagd um Gmunden galt des Herzogs Leidenschaft der aufkommenden Fotografie.

Der Architekt Heinrich Adam erbaute für das Herzogspaar ab 1872 die Villa Maria Theresia in Altmünster nach französischem Vorbild hoch über dem Traunsee.
Im Sommer I875 zog man ein, 1878 - 80 wurde die Schlosskapelle durch Heinrich von Ferstel umgebaut.

 
Sommersitz in Altmünster bei Gmunden am Traunsee
Als die Thronfolge des Stuttgarter Stammhauses auf Philipps Sohn Albrecht fiel übersiedelte Philipp 1905 mit seiner Familie ins Stuttgarter Prinzenpalais. Nach seinem Tod 1917 verbrachte seine Witwe Maria Theresia ihre einsamen Sommer am liebsten in Altmünster bis sie selbst 1927 starb.

Das Palais wird Hotel

Das Palais kam 1872 in die Hände des Budapester Hoteliers Johann Frohner. Als Geschäftsmannr witterte er mit der nahenden Weltausstellung seine Chance.

Und er wusste, dass es an repräsentativen Unterkünften in Wien mangelte, somit wandelte er den Prachtbau in ein Hotel um.

Zur Eröffnung war auch Kaiser Franz Joseph I. geladen, dem man eine Torte reichte. Diese soll er goutiert haben, damit war die Frohner-Torte, heute Imperial-Torte genannt, geboren. Das besondere daran: Sie ist quadratisch.

Ein Originalrezept der Imperial-Torte aus dem 19. Jahrhundert ist allerdings nicht überliefert. Bekannt ist sie erst seit einigen Jahrzehnten. Damals wurde damit begonnen, sie als Haustorte im Café Imperial anzubieten.

Vor mehreren Jahren startete man eine Marketingkampagne und erreichte damit, dass die Imperial-Torte heute weltweit verschickt wird und man nach Angaben des Hauses im Schnitt eine Gesamtmasse von 40 Tonnen im Jahr dafür benötigt.

quadratische Imperial Torte
 
Café Imperial, Aufnahme 1941

Der Wintergarten

Der Innenhof wird zum Wintergarten.
Donauweibchen-Kopie

Frohner hatte Sinn für Inszenierungen. Der glasüberdachte Innenhof wurde zum Speisesaal mit Wintergartenflair.

In der Mitte stand eine Kopie des Donauweibchens aus dem Stadtpark. Heute befindet sie sich am Ende der Prunktreppe .

Die Zeitungen wurden gebügelt, damit die Gäste keine Druckerschwärze auf den Fingern hatten. Und das Butlerservice gibt es bis heute.

Wer mal hineingeschaut hat, der weiß, warum wir die meisten unserer Staatsgäste dort unterbringen - Es ist eben kein "normales" Hotel, sondern noch immer ein Palais, eines der prächtigsten!

Zwischen der Lobby und dem Café Imperial verläuft ein schmaler Gang, wo die Geschichte des Hauses in Bild und Text erzählt wird. Und es lohnt sich auch die dort gezeigte Gästeliste zu studieren.

Lobby zu Frohners Zeiten
 

2. Weltkrieg, sowjetische Besatzung

Der Krieg und die Besatzungszeit waren an dem Haus nicht spurlos vorübergegangen. Da hier Adolf Hitler bei seinen wenigen Wien-Besuchen seine Unterkunft nahm, musste das Hotel entsprechend ausgestattet sein.

Auf der Seite der Canovagasse errichtete man einen unterirdischen Bunker, allerdings nicht in der üblichen Weise.

Es wurde einfach die Straße aufgegraben, der Bunker in eine Grube hineingebaut und dann die Straße darüber wieder zubetoniert.

 
Hitler steigt im Imperial ab

Während der alliierten Fliegerangriffe auf Wien fanden hier viele Menschen Unterschlupf, vor allem die Wiener Philharmoniker vom benachbarten Musikverein.

Nach dem Krieg nutzten die Sowjets das Haus als Bürogebäude. Als sie hier nach der Besatzungszeit wieder auszogen, war das Haus praktisch leer.


Über den Zustand des Imperial, in dem sie es Mitte der fünfziger Jahre wieder verließen, gibt es unterschiedliche Aussagen.

Allem Anschein nach dürfte die Verfassung des Hauses nicht viel schlechter gewesen sein als die anderer Quartiere der sowjetischen Armee.

Im Stuccolustro der Haupttreppe des Imperial hat sich ein Soldat mit einer kleinen Kritzelei verewigt.

Bild links: das jubelnde Volk vor dem Hotel Imperial am 15. März 1938

Hakenkreuzfahnen am Hotel Imperial
 

Wiedereröffnung des Hotels

Das große Bildnis von Kaiser Franz Joseph am Ende der Treppe, ein Symbol reaktionärer Gesinnung, blieb über all die Jahre unberührt.

Auch als das Imperial wieder ein Hotel war, betrachteten russische Politiker das Haus als eine Art ideelle Erbpacht.

Erst US-Außenminister Henry Kissinger brach dieses Monopol, als er anlässlich eines Treffens mit seinem sowjetischen Kollegen Andrej Gromyko in Wien im Imperial wohnte.

Da Gromyko nicht mit dem Vertreter einer kapitalistischen Weltmacht unter einem Dach nächtigen wollte, wich er verärgert in die sowjetische Botschaft aus. Auch für andere Staatsgäste empfahl sich das Imperial als erste Adresse.

Wiedereröffnung des Hotels 1958
 
Zimmer im Hotel Imperial im damals modernen 50-er Jahre Stil

Gäste

Dass die englische Königin Elizabeth während ihres Wien-Besuches hier Quartier nahm, empfand man als große Ehre Denn die Queen nächtigte auf Auslandsbesuchen nur ganz selten in Hotels.

Daher tauschte man die durchaus nicht unrepräsentativen Möbel ihrer Suite gegen solche aus dem Hofmobiliendepot aus. Und für die Dauer ihres Aufenthaltes hingen Bilder aus dem Kunsthistorischen Museum in ihren Räumlichkeiten.

So konnte die Queen zumindest einen Hauch monarchischer Vergangenheit spüren. Schließlich ließ die Hotelleitung die Sitzgelegenheiten aus der Lobby entfernen. Niemand sollte die Möglichkeit haben, die Queen zu beleidigen, indem er einfach vor ihr sitzen blieb.

Queen Elisabeth grüßt vom Balkon des Hotels, 1969
Gedenktafel Rainer Maria Rilke
Gedenktafel Richard Wagner

Inschrift:
Während des Jahres 1916 besuchte Rainer Maria Rilke im Hotel Imperial fast täglich sein "Unvergessliches Café" und traf hier Oskar Kokoschka, Karl Kraus und Adolf Loos.

Österreichische Gesellschaft für Literatur

 

Inschrift:
Richard Wagner war am Ausgang des Jahres 1875 mit seiner Familie fast zwei Monate lang zur Vorbereitung der Aufführung seiner Opern Tannhäuser und Lohengrin Gast dieses Hotels.

Der Wiener Schubertbund zum 50. Todestag des Künstlers, 1933
(Bildhauer Robert Ullmann)

 

Fassade

Bedeutendes streng historistisches Palais, 1862 - 65 erbaut von Arnold Zenetti nach Plänen von Heinrich Adam. Monumentaler freistehender Bau des beginnenden Strengen Historismus in Formen der Neo-Renaissance.
Die Hauptfassade besitzt einen 6-achsigen Mittelrisalit, der zusätzlich durch das dreiachsige Portal betont wird.

1928 wurde das Haus an der Ringstraßenseite um zwei Geschosse aufgestockt. Die Attika wurde zu einem durchgehenden Balkon im 4. Stock umfunktioniert.

1946 wurde das Portal vereinfacht und die dreischiffige Eingangshalle (Lobby) zur heutigen Form umgebaut.

Grundriss 6. Stock
 
1988 - 1994 erfolgten eine Generalsanierung und der Dachausbau (Maurizio Papiri), welcher auf der Rückseite des Palais nicht sehr gelungen ist.

Portal

3-achsiges Portal, darüber Statuen, welche Herrschertugenden darstellen.

Da der Herzog das Haus rund um die Uhr bewachen ließ, flankierten ursprünglich zwei Schildwachenhäuschen den breiten Eingang, der für die Einfahrt der Kutschen konzipiert war.

Der sechsachsige Mittelrisalit tritt optisch etwas hervor und ist reicher dekoriert. Die Wirkung beruht vor allem auf den großzügig eingesetzten Plastiken der Portal- und Giebelzone.

Die Statuen über dem Eingangsportal stammen von Franz Melnitzky und stellen personifizierte Herschertugenden dar: Weisheit - alter Mann, lorbeerbekränzt und Schriftrolle, Ehre - Frau mit Wappen, Gerechtigkeit - Schwert, Stärke - Keule.

Neben den Figuren waren vom gleichen Künstler Reliefs, die 1946 zerstört wurden, ebenso die Lunetten angefertigt worden.

Statuen (Herrschertugenden)
 
Hoteleingang: Reliefs und Lunetten wurden 1946 zerstört
Weisheit
Ehre
Gerechtigkeit
Stärke
   
Über den Balkonen und Fenstern der ersten Etage findet sich das aus dem Orient stammende Greifmotiv: Zwei Greifen flankieren jeweils eine Vase. Der Löwengreif, dessen Kopf und Leib wie jene eines Löwen anmuten, der aber die Schwingen eines Adlers hat, wurde in der Antike als Hüter des Goldes apostrophiert. Hier wurde er zum Hüter des Hauses umgedeutet.
Im Dreiecksgiebel des Daches ist eine Allegorie auf das Haus Württemberg mit den Wappentieren des Hauses, dem Hirsch und dem Löwen, zu sehen. Das sehr markante Dach existiert heute nicht mehr, sondern fiel der Aufstockung des Hotels im 20. Jahrhundert zum Opfer.

Prunktreppe

ehemaliger Hof (später Wintergarten, heute Aufenthaltsraum)

Zu Württembergs Zeiten hatte das Palais noch einen offenen Hof in der Mitte. Dieser Hof ermöglichte, wie bei allen anderen Bauten jener Epoche, Kutschern dort zu wenden, nachdem sie ihre Kundschaft in der Einfahrt hatten aussteigen lassen.

Damit die Kutschen dafür ausreichend Platz hatten, musste die sündteure Haupttreppe auf die Seite verlegt werden. Wer heute die Hotellobby des Imperial betritt, sieht das edle Werk nicht gleich, sondern muss ein paar Stiegen rechts hinaufsteigen. Solche Umständlichkeiten wurden damals hingenommen.

Die große Treppe führt nur in die Beletage. Die Stiegen in die oberen Stockwerke gestaltete man schon sehr viel schlichter. Denn hier verkehrte nur mehr das Personal.

Prunktreppe
Prunktreppe Beletage
Lobby

Link: Website Hotel Imperial

Quellen:
  • Die Ringstraße, Eine europäische Bauidee, Barbara Dmytrasz, Amalthea Verlag, 2008,
    ISBN 978-3-85002-588-1
  • Hinter den Fassaden der Ringstrasse, Geschichte, Menschen, Geheimnisse, Otto Schwarz, Amalthea Verlag, 2007, ISBN 978-385002-589-8
  • Künstler und Kaiser im Salzkammergut, Bernhard Barta, Brandstätter Verlag, 2008,
    ISBN 978-3-85033-165-4
  • Dehio, Wiki
  • Die Architektur der Wiener Ringstraße, 1860 - 1900, Markus Kristan, Album Verlag
  • Wien im Wandel, Edgard Haider, Böhlau Verlag, 1996, ISBN 3-205-98561-3
 
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