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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Tor 1 | Ehrengräber | Schnitzler, Plan Nr. 11

Tor 1 - jüdische Ehrengräber

Dr. Arthur Schnitzler
Schriftsteller, Arzt, 1862 - 1931

Arthur Schnitzler
Schriftsteller, Arzt, 1862 - 1931

Heinrich Schnitzler (Sohn)
Regiesseur, Schauspieler, 1902 - 1962

Dr. Julius Schnitzler (Bruder)
Chriurg, 1865 - 1939

Zentralfriedhof, Tor 1, Gruppe 6 , Reihe 0, Nr. 4

Lageplan Ehrengräber Gruppe 6

Arthur Schnitzler in Anekdoten

Sordiniert täglich von 14 bis 17 Uhr - so charakterisierte ein Witzwort im Ballkalender der Schriftstellervereinigung Concordia den Nervenarzt und Schriftsteller Arthur Schnitzler. Der Meister des Dialogs, der mit dem süßen Mädel eine Bühnenfigur von zeitloser Gültigkeit geschaffen hat, war auch im Privatleben ein geistreich-eleganter Plauderer. Schlank, blond, mit gepflegtem Vollbart und immer ein wenig schwermütig wirkend, wurde er eine bekannte Gestalt der Wiener Gesellschaft. Schon Schnitzlers Vater war Arzt gewesen und hatte als Laryngologe mit dem Kehlkopfspiegel gearbeitet. Sigmund Freud prägte über den Sohn das Bonmot: "Es wundert mich nicht, dass Sie Schriftsteller geworden sind, hat doch schon Ihr Vater seinen Zeitgenossen den Spiegel vorgehalten."

Bereits im Volksschulalter schrieb Schnitzler sein erstes Gedicht. Es lautete:
Figaros Hochzeit ist vorbei,
doch immer noch hört man Arthurs Geschrei,
Er hat verloren seinen Hut
Mama ist außer sich vor Wut.
Doch endlich findet er ihn
und bald liegt er ruhig im Bette drin.

Über das Publikumsecho auf dieses literarische Erstlingswerk berichtet Schnitzler in seiner Autobiographie Jugend in Wien: "Es erscheint begreiflich, dass der Erfolg dieses Poems, als ich es neben einem anderen, ernsthafteren, Sardanapal betitelt, meinen israelitischen Kollegen vortrug, während die Katholiken Religionsstunden hatten, vieles zu wünschen übrigließ. Und ich sollte die ersten Regungen von Schriftstellerneid kennenlernen, als gleich nach mir ein Kamerad mit selbstverfassten heiteren Gedichten erheblich größeren Anklang fand."

Bald schon waren es die anderen, die Schriftstellerneid empfanden. Als das Burgtheater sein Stück Liebelei aufführte, wurde Schnitzler mit einem Schlage berühmt. Er konnte seine ärztliche Praxis aufgeben und von seinen Einnahmen als Schriftsteller leben. Standesbewußt wie er war, erklärte er in einem Gespräch mit Jakob Wassermann: "Ich bin kein Schriftsteller, ich bin ein Herr, der schreibt."

Solch schlichtes Selbstbewußtsein legte Schnitzler bei verschiedenen Gelegenheiten an den Tag. Nach einer Soiree befragt, wie er sich unterhalten habe, antwortete er: "Ohne mich hätte ich mich gelangweilt!"

In einer Gesellschaft, unter deren Gästen sich auch ein Oberst der k. u. k. Artillerie befand, wurde der junge Dichter vom Hausherrn aufgefordert, doch etwas aus seinen Werken vorzutragen. "Gern", erwiderte Schnitzler, "aber zuerst soll der Herr Oberst seine Kanone abschießen."

Adele Sandrock war nicht nur eine ungewöhnlich attraktive, sondern auch eine mutige Schauspielerin, die sich für junge, unbekannte Autoren einsetzte. Eine ihrer leidenschaftlichsten Affären erlebte sie mit Arthur Schnitzler, dessen Stück Liebelei sie zum Durchbruch verhalf. Der Beginn der Beziehung zog sich infolge der Schüchternheit des Schriftstellers lange hin. Was auch immer die Sandrock an verführerischen Mitteln einsetzte - der Herr Doktor blieb zurückhaltend, küsste ihr die Hand und ging. Als er eines Abends in ihre Wohnung kam und sogleich wieder zu philosophieren begann, verlor sie schließlich die Geduld und schrie ihn an: "Also jetzt - marsch ins Bett mit Ihnen!"

Während des Reigen-Skandals kam eine hochgestellte Dame zu Kardinal Piffl und regte an, seine Eminenz möge doch etwas gegen die gottlose Wiener Literatur tun. "Ja", sagte der Kardinal, "da werden Eure Hoheit sich schon an meinen Kollegen, den Oberrabbiner Güdemann, wenden müssen."

Überliefert ist der Ausspruch einer Dame der Wiener Gesellschaft, die ihrer Tochter einschärfte: "Wenn ein Mädchen in einem Schnitzler-Stück gesehen wird, bekommt es keinen Mann."

Zwischen Schnitzler und dem Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud bestand eine weitreichende geistige Übereinstimmung. In einem Brief bezeichnete Freud den "verehrten Herrn Doktor" sogar als seinen Doppelgänger. Eine Anekdote, die in Wien kursierte, illustriert das geistige Nahverhältnis der beiden Ärzte: Der Sohn eines Industriellen wurde von einem Pony an der empfindlichsten Stelle seines Körpers gebissen. Zwei Diener betten den Reiter auf eine Tragbahre und befördern ihn in die Ordination Doktor Schnitzlers. Nachdem dieser einen Notverband angelegt hat, gibt er den Trägern die Weisung: "Den jungen Mann bringen Sie sofort auf die Unfallstation." Und nach einer kleinen Pause: "Ja, und das Pony zum Professor Freud!"

(Quelle: Typisch Österreich, Literatur in Anekdoten, Johannes Twaroch, Amalthea Verlag, 2003)