Der in Tschechien (Seestadtl, heute Ervenice) gebürtige Autor George Saiko wurde in seinen letzten Lebensjahren der wichtigste österreichische Romancier neben Heimito von Doderer genannt. Er gilt als Vertreter des "magischen Realismus", der sich von James Joyce herleitet. Angestrebt wurde darin, über den naturalistischen Roman hinauszugehen und die hinter der Wirklichkeit liegenden psychischen Vorgänge literarisch zur Sprache zu bringen.
George Saiko setzte persönliche Akzente mit psychoanalytischen Ansätzen (Verwendung von Symbol und Assoziation) und starkem Österreichbezug. Er kam nach Wien, um Archäologie, Kunstgeschichte, Philosophie und Psychologie zu studieren. In den Jahren von 1918 bis 1939 lebte er als Privatgelehrter und war viel auf Reisen.
1939 wurde über den Autor ein Schreibverbot und eine Dienstverpflichtung an der Wiener Albertina verhängt, wo er während des Krieges für die Auslagerung und Sicherung der Kunstschätze verantwortlich war. Immer wieder erschienen nationalsozialistische Würdenträger, die aus Repräsentationsgründen Leihgaben aus den unersetzlichen Beständen für ihre Villen und Büros anforderten. Saiko, was blieb ihm übrig, sagte konziliant zu. Geliefert wurden etwas später Reproduktionen, so meisterhaft ausgeführt, dass sie als Originale, auf Nimmerwiedersehen, die Reise in diverse Salons antraten. 1945 avancierte Saiko zum stellvertretenden Leiter der Albertina, schied aber 1950 nach Konflikten mit der Behörde aus und lebte danach als freier Schriftsteller in Rekawinkel, wo er 1962 auch starb. In diesem Jahr wurde sein Werk mit dem Großen Österreichischen Staatspreis ausgezeichnet.
Ausgabe: Sämtliche Werke in 5 Bden., hg. v. Adolf Haslinger, 1987-90. - Literatur: George Saikos magischer Realismus, hg. v. Joseph Strelka, 1990; Renate S. Posthofen, Treibgut. Das vergessene Werk George Saikos, 1994. |