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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Opfergräber | Kinder vom Spiegelgrund

ermordete Kinder vom Spiegelgrund 1945
Gruppe 40

   
Am 28. April 2002 wurden hier knapp 600 Urnen mit den sterblichen Überresten
von den Opfern der NS-Kindereuthanasie 'Am Spiegelgrund' (Steinhof) begraben.
Auf acht Platten sind die Namen der Opfer angeführt.

Inschrift:
Niemals vergessen

Zur Erinnerung an die Kinder und Jugendlichen, die als "Lebensunwertes Leben" in den Jahren
1940 bis 1945 in der damaligen Kinderklinik "Am Spiegelgrund" der NS-Euthanasie zum Opfer gefallen sind.
Gewidmet von der Stadt Wien im Jahre 2002

Am Spiegelgrund - Am Steinhof - Otto-Wagner-Spital

"Am Steinhof" - heutiges Otto-Wagner-Spital, 14. Wiener Gemeindebezirk

"Am Spiegelgrund": das war ein alter Flurname und in weiterer Folge ein Straßennamen zwischen Ottakring und Penzing (heute Spiegelgrundgasse). 1907 wurde dort die Pflege- und Heilanstalt "Am Steinhof" errichtet . Die später dort untergebrachte Kinderabteilung wurde "Am Spiegelgrund" genannt.

Steinhof ist eine alte Ortsbezeichnung, die sich von den ehemals in diesem Gebiet befindlichen Ottakringer Steinbrüchen und Steinlagern, welche Steinhöfe genannt wurden, ableitet.

Heute heißt das Krankenhaus Otto-Wagner-Spital. Er war der Architekt der Kirche und entwarf auch das Gesamtkonzept der Anlage.

Der Limoniberg - geh'n ma Depperte schaun

Steinhof, wo auch Geisteskranke behandelt wurden, war damals eines der größten und modernsten Spitäler Europas. Das Konzept umfasste sogar ein eigenes Theater für die Patienten.

Die Anlage besteht aus vielen einzelnen Pavillons mit großzügigen Grünflächen und ist von einer Mauer umschlossen. Die war auch dringend notwendig, "Geh'n ma' Depperte am Limoniberg schau'n!" war eine der Wochenendbeschäftigungen mancher Wiener.

Da die Pavillons auf einem Hügel liegen und die Kuppel der Anstaltskirche vergoldet ist, entstand im Volksmund der Name Limoniberg.

Kirche Am Steinhof, Architekt Otto Wagner
 

Das Spital in der Nazi-Zeit

Am Steinhof: rechts das Theater, darüber die Küche, darüber die Kirche, links Patientenpavillons

 

In der nationalsozialistischen Zeit wurde 1940 am Steinhof eine "Kinderfachabteilung" eingerichtet. Schwer erziehbare und behinderte Kinder wurden dort unter- und umgebracht.

Einer der dort tätigen Ärzte, Dr. Heinrich Gross, begründete seine medizinische Karriere auf 300 Kindergehirnen von "Patienten" von Steinhof.

Nach dem Krieg wurde der Leiter der Kinderfachabteilung, Dr. Ernst Illing 1946 zum Tode verurteilt. Dr. Gross befand sich damals in sowjetischer Gefangenschaft und entging dadurch diesem Prozess.

Eine spätere Verurteilung gegen ihn (Anklage: Totschlag) wurde wegen Formfehlern wieder aufgehoben, er trat der SPÖ bei (die sich später öfters schützend vor ihn stellte) und wurde einer der meistbeschäftigsten Gerichtsgutachter Österreichs (die Entschuldigung der Partei erfolgte unter Alfred Gusenbauer).

zum Tode verurteilt: Dr. Illing
 

Als Gerichtsgutachter traf Gross 1975 auf einen seiner ehemaligen Zöglinge, Friedrich Zawrel.

Dieser war nach seiner Entlassung vom Steinhof auf die schiefe Bahn geraten und saß nun vor seinem ehemaligen Peiniger.

Als Gross mitbekam, dass Zawrel ihm gefährlich werden könnte, wollte er ihn sofort in eine Anstalt einweisen lassen.

Aber dieser setzte sich mit Hilfe der Presse und des Patientenombudsmannes zur Wehr und so endete der Fall Dr. Gross vor der Justiz und deckte dessen verbrecherisches Vorleben auf.

Friedrich Zawrel kam frei und wurde von der Republik für seinen Beitrag als Zeitzeuge vielfach mit Orden ausgezeichnet. 2015 starb er und liegt in einem Ehrengrab unweit von hier (40/6/21).

 
Ehrengrab Friedrich Zawel

Dr. Gross konnte nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Es hatte fast 20 Jahre gedauert, bis 1997 der Gerichtsprozess begann.

Und damals war der Angeklagte bereits so hochbetagt, dass er als nicht mehr gerichtsfähig eingestuft wurde. Er starb 2005 in Hollabrunn.

Als 1996 etliche Opfer nach Hamburg überführt und dort bestattet wurden, entschied man sich in Wien, auch den anderen eine würdige Begräbnisstätte zukommen zu lassen.

Sechs Jahre später war es soweit. Am 28. April 2002 wurden hier knapp 600 Urnen mit den sterblichen Überresten der NS-Kindereuthanasie 'Am Spiegelgrund' (Steinhof) begraben

2002 wurde die Lebensgeschichte von Friedrich Zawrel und Dr. Gross verfilmt. Titel: "Der Mörder".

Plan Gruppe 40
 

Ärztliche Untersuchung

Bei dem Kinde Rudolf, geb. 1938 in Wien,...besteht ein beträchtlicher allgemeiner Entwicklungsrückstand, verbunden mit Erethie. Er spricht noch nichts, ist vollkommen unrein und bereitet nach Angabe der Kindesmutter beträchtliche Erziehungsschwierigkeiten. ...

...beantragen wir die Überstellung des Kindes und Beobachtung auf der Kleinkinderabteilung am Spiegelgrund.

Heil Hitler
Dr. Heinrich Groß

 
Einweisung eines 3-jährigen Kindes, 1941

 

Quellen:
(pdf) Wolfgang Neugebauer : Die Klinik "Am Spiegelgrund" 1940 - 1945
Studien zur Wiener Geschichte, Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, 1996/1997, Band 52/53

Links:
Friedrich Zawel (wiki)
Dr. Gross (wiki)
Am Spiegelgrund (wiki)

Gedenkstätte Steinhof (mit Bildern vom Begräbnis am Zentralfriedhof)

 

 

Seite überarbeitet: November 2015