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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Opfergräber | Flieger 1914

Opfer der Luftschiffkatastrophe 1914
Gruppe 22 B, Nr. 1 - 9

   
     

Zentralfriedhof, Tor 2, Gruppe 22 B, Nr. 1 - 9

Im Friedhofsführervon Pemmer aus dem Jahre 1924 ist zu lesen:
'Hier ruhen die bei dem Aeroplanzusammmenstoss am 20. Juni 1914 in Fischamend
verunglückten Flieger. Das Grab ist auch seiner gärtnerischen Ausschmückung wegen sehenswert.'

Fischamend, in der Nähe Wiens gelegen, war während der Kaiserzeit Standort der neu aufkommenden Luftstreitkräfte (k.u.k. Luftfahrttuppe LFT). Die Flugzeugtechnik steckte noch in den Kinderschuhen, gasgefüllte Luftschiffe, waren damals die bewährtere Technik z.B. Fesselballons).

Eine Woche vor dem Attentat in Sarajewo stieg dort in den Morgenstunden des 20. Juni 1914 ein Ballon auf, die neue Technik der Landschaftskartografie sollte dabei getestet werden (Photogrammetrie).

Was dann passierte, darüber berichtet das Pilsner Tagblatt: Der bemannte Ballon flog nicht wie gewöhnlich. Er schien im Winde zu treiben ....Oberleutnant Flatz sah, dass etwas nicht stimmte, und stieg mit dem Flugzeug auf. Zuerst umkreiste er drei Mal den Ballon.

Dann erhob er sich darüber, hielt aber die vorgeschriebenen zehn Meter Distanz nicht ein, und als ihn ein plötzlicher Windstoß hinunterdrückte, riss die linke Tragfläche seines Flugzeuges die Längsseite des Ballons auf.

Dabei strömten Gase heraus, entzündeten sich beim Flugzeug, eine Stichflamme schoss in den Himmel. Flugzeug und Ballon bohrten sich in den Boden.

Alle Beteiligten des Unglücks starben. Diese Kollision war dies die erste Flugzeugkatastrophe der österreichischen Luftfahrtgeschichte.

   

Die Leichen wurden in einer Totenkammer aufgebahrt, die Linzer Tagespost beschreibt ihren Zustand ausführlichst. “Gleich beim Eingang liegt Fregattenleutnant Puchta und der Oberleutnant Flatz. Puchta trägt Marineuniform, die Fußknöchel sind angebrochen, die Augen sind offen und man sieht deutlich, dass der Offizier die drohende Todesgefahr erkannt hat. Oberleutnant Flatz ist in Uniform und verhältnismäßig wenig verletzt.
Die sieben anderen Toten sind vollständig nackt. Bei einigen sind Arme und Füße schwarz verkohlt und sehen wie verbranntes Holz aus. Das Kopfhaar ist weggebrannt. Einem Opfer ist ein Bestandteil der Gondel mit einem Stück Drahtseil durch den Körper gedrungen. Wenn man die Toten näher betrachtet so sieht man,, dass die Insassen des Flugzeuges nicht verbrannt sind, sondern durch den Sturz getötet wurden. Es ist dies ein Beweis, dass die Explosion des Ballons erst später erfolge.

Da sämtliche Familienangehörigen der Opfer ihre Einwilligung zu einer gemeinsamen Leichenfeier und zur Bestattung in einem gemeinsamen Grab gaben, wurde beschlossen, alle Leichen auf den Zentralfriedhof zu überführen und dort zu beerdigen. Beim Begräbnis waren mehrere, damals in Wien weilende Mitglieder des Kaiserhauses, der Kriegsminister, der Korpskommandant, der Bürgermeister, sowie die gesamte Mannschaft der Luftschifferabteilung mit den Offizieren usw. beteiligt.

Das gemeinsame Ehrengrab widmet die Gemeinde Wien, die Kosten der Leichenbegängnisse wurde vom Militär bezahlt.

Dem Ingenieur Gustav Kammerer widmet die Zeitung einen ausführlichen Nachruf:

Der bei dieser Katastrophe verunglückte Ingenieur Gustav Kammerer war Salzburger, sein Vater wirkte lange Jahre als Professor an der Oberrealschule in Salzburg, lehrte Mathematik und Zeichnen und war eine in allen Kreisen der Stadt bekannte Persönlichkeit. Ingenieur Kammerer stand im 48. Jahre. Er maturierte 1885 in Salzburg und wandte sich als ausgezeichneter Mathematiker und Zeichner der Technik zu.
Er war ein weitgereister Mann, wirkte lange Jahre in Amerika, baute u. a. eine Wasserleitung in Djibuti am Roten Meer und machte eine Expedition in das Somaliland mit. Lange Zeit lebte er in London, von da führten ihn Geschäftsreisen nach Wien, wo er Kapitän Scheimpflug kennenlernte. Für diesen entwarf er die Zeichnungen zu jenen Apparaten, welche zu Scheimpflugs ersten Versuchen auf dem Gebiete der Photogrammetrie dienten.
Nach dem Tode Scheimpflugs übernahm Kammerer dessen Erbe und setzte in vielfachen Versuchen die Erfindung vor. Seit dieser Zeit lebte Kammerer inWien, unternahm aber vielfache Reisen und führte die Apparate in der Schweiz, in Frankreich, Belgien usw. den Fachkreisen vor. Es handelt sich hierbei um Terrainaufnahmen vom Ballon aus, welche die Anfertigung von Landkarten in bisher nicht gekannter Genauigkeiten ermöglichen.
Kürzlich erst beteiligte sich Ingenieur Kammerer an einem Parsevalflug in Dresden. Ingenieur Kammerer ist auch in Linz nicht unbekannt, denn im Vorjahre hielt er hier im Aeroclub einen Vortrag über Scheimpflugs Erfindung. Nun hat ihn ein tragisches Schicksal mitten aus seiner Laufbahn gerissen: Er ist ein Opfer seines unermüdlichen Schaffens geworden.