Das Schlamassel seines Liebeslebens könnte aus einem Stück von Ferdinand Raimund stammen, es ist aber traurige Realität. Der Künstler hatte im Jahre 1819 die Wiener Kaffeesiedertochter Toni Wagner kennen gelernt und sich in sie verliebt. Sie erwiderte seine Zuneigung, doch ihr Vater wollte "mit dem Gesindel vom Theater" nichts zu tun haben und verweigerte die Einwilligung zur Heirat, ja er verbot Raimund sogar, je wieder sein Haus zu betreten.
Tief getroffen, erkrankte der 29-jährige, ohnehin zur Schwermut neigende Schauspieler aus Gram ernsthaft. In dieser Situation nahm sich die Soubrette Louise Gleich - die er selbst ans Leopoldstädter Theater gebracht hatte - des unglücklich Verliebten an. Als Louise als Folge allzu intensiver "Krankenpflege" ein Kind erwartete, blieb Raimund in seiner Verzweiflung nichts anderes übrig, als einer Verehelichung mit der Frau, die er nicht liebte, zuzustimmen. Am Hochzeitsmorgen kam es zum Krach, im Zuge dessen Louise dem Verlobten in den Finger biss. Ferdinand Raimund lief davon und ließ die Hochzeit platzen.
Nun setzte Louises Vater - der bekannte Theaterdichter Josef Alois Gleich - alle Hebel in Bewegung, den Bräutigam zu einem neuen Termin zu bewegen. Kaum war der Hintergrund der "verhinderten Hochzeit" publik, hatte Wien einen Skandal, der dazu führte, dass Raimund auf der Bühne ausgepfiffen wurde. Er beugte sich dem Druck des Publikums und heiratete Louise Gleich am B. April 1820. Diese brachte im Oktober eine Tochter zur Welt, die nach wenigen Wochen starb.
Raimund, der sich zur Ehe erpresst fühlte, war unglücklich, es gab ständig Streit, der sogar in Tätlichkeiten ausartete. Der Trennung von Tisch und Bett folgte schließlich die Scheidung.
Doch Ferdinand Raimund hat seine Verbindung mit der geliebten Toni nicht abreißen lassen. Am 11. September 1821 schreibt er ihr: "Gute, brave Toni! Die ersten Strahlen der heutigen Sonne finden mich wach, und was kann mein erster Gedanke sein? Du! Mein Leben, mein Alles! " -Er schwört ihr ewige Treue und bittet sie, zu ihm zurückzukehren.
Tatsächlich finden die Liebenden zueinander, ohne aber nach der damaligen Gesetzeslage -da Raimund geschieden ist -heiraten zu können. Ihre Treffen sind heimlich, denn Tonis Vater lehnt nach wie vor jeden Kontakt mit dem dichtenden Schauspieler ab. Erst nach neun Jahren - Raimund ist inzwischen auch als Schriftsteller ein berühmter und wohlhabender Mann -erlaubt Ignaz Wagner, dass seine Tochter und Raimund eine gemeinsame Wohnung beziehen.
In der Zeit ihrer heimlichen Liebe hatten sich die beiden oft in der Gemeinde Gutenstein im südlichen Niederösterreich getroffen. 1834 kaufte Raimund dort eine Villa, in der sie nun gemeinsam lebten. Hier sollte seine Toni auch Zeugin jener Tragödie werden, die den Tod des Dramatikers zur
Folge hatte: Sein Hund verletzt ihn im Sommer 1836 an der Hand, Raimund fürchtet, an Tollwut zu erkranken, will zu seinem Arzt nach Wien fahren. Er lässt in Gutenstein die Pferde anspannen. Unterwegs geraten er und Toni in ein Unwetter, worauf sie beschließen, im Gasthof Zum goldenen Hirschen in Pottenstein zu nächtigen. Raimund schickt Toni um frisches Wasser in den Schankraum und jagt sich während ihrer kurzen Abwesenheit im Zimmer eine Kugel in den Kopf.
(Quelle: Markus) |