Franz Schmidt war einer der führenden Musikpädagogen und Komponisten Österreichs und von Jugend an eng mit Perchtoldsdorf verbunden. In Pressburg geboren, wuchs er am Schnittpunkt deutscher, slowakischer und ungarischer Musikkultur auf. Sein musikalisches Talent zeigte sich schon früh, doch konnte die Familie aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten die Ausbildung des "Wunderkindes" in Pressburg nicht mehr fortführen und übersiedelte nach Wien.
Der 14-jährige Klaviervirtuose fand eine Stellung als Musik- und Hauslehrer bei der wohlhabenden musikalischen Familie Grienauer in Perchtoldsdorf, wo er sich sehr wohl fühlte. Heimlich versuchte er sich in seinen ersten Kompositionen. In unmittelbarer Nähe schrieb zu dieser Zeit Hugo Wolf seine "Mörike-Lieder". Der junge Schmidt sah die "menschenscheue, düstere Erscheinung", wie er Wolf beschreibt, mehrmals aus der Ferne, zu einem persönlichen Kontakt kam es aber nicht. 1890 begann er mit dem Cellostudium am Konversatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, war Schüler von Ferdinand Hellmesberger und trat 1896 als Violoncellist ins Hofopernorchester (Philharmoniker) ein. Seit 1901 unterrichtete er an der Musikakademie verschiedene Fächer, 1925 wurde er Direktor und später Rektor der Musikakademie. 1931 trat er in den Ruhestand.
Schon im Jahr 1900 trat Franz Schmidt mit seiner ersten Symphonie an die Öffentlichkeit und erhielt den Beethovenpreis der Gesellschaft der Musikfreunde. Weniger Erfolg hatte er mit seinen beiden Opern "Notre Dame" (1914) und "Fredegundis". Die Fertigstellung von "Fredegundis" erfolgte in Greifenstein, als er den Sommer 1921 bei der Familie des Klavierhändlers Joseph Saphier verbrachte.
Einige seiner bedeutendsten Werke entstanden in Perchtoldsdorf, wo er 1926 ein Haus und einen Garten erwarb und sich von der nahen Perchtoldsdorfer Heide inspirieren ließ. Hier komponierte er die dritte und vierte seiner insgesamt vier Symphonien, die "Variationen über die Husarenlieder" sowie das monumentale Oratorium "Das Buch mit den sieben Siegeln", das als Höhepunkt seines Schaffens gilt und als großartigster Beitrag dieser musikalischen Gattung im 20. Jahrhundert bezeichnet wird. Er komponierte es, immer wieder unterbrochen durch seine schwere Krankheit, zwischen 1935 und 1937 und konnte noch dessen Uraufführung unter der Leitung von Oswald Kabasta 1938 erleben. Im folgenden Jahr starb er in seiner Wahlheimat Perchtoldsdorf im Alter von 64 Jahren. Sein musikalisches Werk umfasst auch zwei Streichquartette und eine große Zahl von Orgelwerken.
An Leben und Werk des bedeutenden Komponisten erinnert die Franz-Schmidt-Gedenkstätte in Perchtoldsdorf, wo sich sein persönlicher Nachlass aus der Perchtoldsdorfer Villa befindet.
(Quelle: P. Erhart, Niederösterreichische Komponisten, 1998, Doblinger Wien, S. 155f.) |