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Der österreichische Schriftsteller Franz Theodor Csokor, der beim XI. PEN-Kongress in Dubrovnik im Mai 1933 für verfolgte Schriftsteller im nationalsozialistische Deutschland eingetreten war, emigrierte 1938 nach Polen, von wo er 1939 nach Rumänien und später nach Jugoslawien flüchtete.
Dort schloss er sich den Partisanen an. 1944 war er beim Radiosender der BBC in Rom tätig. 1947 wurde Theodor Csokor Präsident des österreichischen PEN-Clubs.
1975 wurde die Csokorgasse im 11. Bezirk nach ihm benannt.
Franz Theodor Csokor wurde in Wien geboren und verbrachte seine Jugend in Mödling. Er ist bekannt als Dramatiker, Lyriker und Romancier sowie als Vertreter des expressionistischen Dramas ("Die rote Straße", 1918). 1913 geht Csokor als Dramaturg nach St. Petersburg, von 1922 bis 1928 arbeitet er als Regisseur am Raimundtheater und am Deutschen Volkstheater in Wien. 1938 wird er zur Emigration gezwungen. Ab 1944 lebt Csokor in Rom und arbeitet für die BBC, bis er 1946 nach Wien zurückkehrt. In den Jahren 1947 bis 1969 war er Präsident des Österreichischen P.E.N.-Clubs, ab 1967 Vizepräsident des Internationalen P.E.N.-Clubs.
Als überzeugter Humanist trat Csokor in seinen Dramen für Frieden, Freiheit und Menschenrechte ein. Berühmt wurde vor allem sein 1935 geschriebenes Schauspiel "3. November 1918", das den Zerfall der Donaumonarchie thematisiert. Im Jahr 1955 wurde Csokor mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur geehrt.
Werke:
"3. November 1918"
Wie schon im Titel festgelegt, spielt dieses Stück am Vorabend des Zusammenbruchs der Monarchie. Schauplatz der Tragödie ist ein Rekonvaleszentenheim in den Karawanken und die handelnden Personen sind Angehörige der sich in Auflösung befindlichen k. u. k. Armee, Vertreter der verschiedenen Völkerschaften, deren nationale Interessen nun plötzlich mit der bisher alle verbindenden übernationalen Idee in Konflikt geraten. Die Hauptfigur ist Oberst Radosin, ein aktiver Offizier, den keine Nation für sich reklamiert. Er ist der einzige, der sich weigert, den Zerfall des Ganzen in einzelne Nationalstaaten anzuerkennen und repräsentiert damit Csokors Idee von einem über den Nationalismen stehenden Patriotismus.
Dramen: Die Sünde wider den Geist, 1918; Gesellschaft der Menschenrechte, 1929; Besetztes Gebiet, 1930; 3. Nov. 1918, 1936; Der verlorene Sohn, 1947. - Prosa: Über die Schwelle, 1937 (Novellen); Auf fremden Straßen, 1939-45 (Autobiographie); Zeuge einer Zeit, 1964; Auch heute noch nicht an Land. Briefe und Gedichte aus dem Exil, 1993. - Lyrik: Der Dolch und die Wunde, 1918; Ewiger Aufbruch, 1926; Das schwarze Schiff, 1945. - Literatur: P. Wimmer, Der Dramatiker Franz Theodorf Csokor, Diss., Wien 1981; B. Brandys, Csokors Identität von Leben und Werk, 1988; J.P. Strelka (Hg.), Immer ist Anfang. Der Dichter Franz Theodor Csokor, 1990; U.N. Schulenburg, Lebensbilder eines Humanisten. Ein Franz-Theodor-Csokor-Buch, 1992. |