Heinrich von Angeli war Hofmaler Kaiser Franz Josephs. Und er hat es dennoch geschafft, einen Auftrag der Kaiserin Elisabeth abzulehnen.
Wie es dazu kam, verrät Angeli in seinen (unveröffentlichten) Lebenserinnerungen: "Sisis" Hofdame Ida von Ferenczy war eines Tages in Angelis Atelier auf der Wieden erschienen.
"Herr Professor", teilte sie ihm mit, "Sie werden in den nächsten Tagen die Einladung zu einem Diner erhalten, das Ihre Majestät, die Kaiserin, geben wird. Sie werden dabei ihre Gesichtszüge studieren können, dann wird es Gelegenheit für ein kurzes Gespräch geben, damit Sie Ihre Studien fortsetzen können."
Mit anderen Worten: Die Kaiserin wollte sich vor stundenlangen Sitzungen im Atelier "drücken". Doch so ging's nicht bei Angeli. "Sie können Ihrer Majestät sagen", erwiderte er, "dass ich kein Zauberer bin. Wenn sie mir nicht Modell sitzt, kann ich sie nicht malen."
Frau von Ferenczy kam noch einmal und sagte, die Kaiserin sei bereit, eine Stunde zu sitzen, mehr nicht!
"Sagen Sie Ihrer Majestät, dass ich es mir vorbehalten muss, wie lange eine Persönlichkeit zu sitzen hat. Auch wenn es die Kaiserin von Österreich ist."
Ida von Ferenczy entgegnete, dass der bekannte Bildhauer Viktor Tilgner die Kaiserin auch nur kurz gesehen und trotzdem eine Büste von ihr angefertigt hätte. "No", sagte Angeli, "und ist die Büste gelungen?" Als die Hofdame ehrlicherweise verneinen musste, erwiderte Angeli: "Na, sehen Sie, ich will es ihm nicht nachmachen. Es tut mir Leid, dass ich unter diesen Umständen auf die Ehre verzichte, Ihre Majestät zu malen."
Der Hofmaler Heinrich von Angeli hatte der Kaiserin von Österreich eine Abfuhr erteilt.
(Quelle: Markus) |