Caspar Ritter von Zumbusch war der führende Monumentalplastiker der Ringstraße.
Er stammte aus Westfalen, studierte in München, wo er bald bekannt und vor allem für König Ludwig II. tätig wurde (Marmorstatuetten von Opernfiguren R. Wagners). Nur zögernd gab er die gesicherte Position in Bayern auf, um den drängenden Rufen aus Wien zu folgen, wo er von 1872 bis 1901 eine Meisterschule an der Akademie der bildenden Künste leitete.In dieser Zeit bekleidete er zweimal das Amt des Rektors. München blieb er jedoch durch sein Denkmal für König Max II. verbunden.
Für Wien schuf er zunächst das Beethoven-Denkmal, dem dann zahlreiche weitere Monumente und Grabdenkmäler folgten. Zumbuschs Hauptwerk und zugleich einen Höhepunkt historistischer Skulptur überhaupt bedeutet das Gruppendenkmal für Kaiserin Maria Theresia, das ihm auch den Ritterstand eintrug. Kaum weniger bekannt sind das Radetzky-Denkmal sowie die überlebensgroße Statue Kaiser Wilhelms I. für die Porta Westfalica.
Dazu kommen zahlreiche, oft aufwendige Grabmonumente und weitere Denkmäler (Erzherzog Albrecht, Theodor Billroth im Arkadenhof der Universität Wien) sowie viele Porträts. Große Verdienste erwarb sich Zumbusch auch als Lehrer. Indem er weniger Wert auf Detaileffekte legte, sondern die große Form im Auge behielt und extreme Formkunststücke ablehnte, ergab sich ein zwangloser Übergang zu den neoklassizistischen und sachlichen Tendenzen um und nach 1900. Sehr charakteristisch mutet es an, wenn er glaubte, "dass die moderne Richtung der Kunst eine gewisse Notwendigkeit war, dass sie dazu beitrug, mit dem alten Schlendrian aufzuräumen, und dass sie große Erfolge, namentlich in der Flächendekoration, aufzuweisen hat."
Diese Aufgeschlossenheit schränkte der Meister, stellvertretend für viele seiner Kollegen, dann aber ein: "Doch bin ich kein großer Freund des allzu gewalttätigen Abweichens von der Tradition." Die Natur blieb ihm Leitbild. Aussprüche wie der hier festgehaltene
finden sich daher auch ähnlich in den aphorismenartigen Äußerungen zur Kunst, die Zumbuschs Enkelin Maria Kolisko überliefert hat. Im Alter hielt sich Zumbusch meist auf seinem Landsitz in Rimsting bei Prien am Chiemsee auf.
Quelle: Stimmporträts, Serie 2, Verlag Akademie der Wissenschaften, 1999 |