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Unter zahlreicher Beteiligung der Freunde,
Schüler und Verehrer Theophil Hansens
wurde am 4. Juli 1895 das marmorne Grabmal
enthüllt.
Die Idee und die Ausführung
stammten vom Architekten Georg Niemann und
vom Bildhauer Karl Kundmann. Als Vorbild diente
ihnen das Grabmal
Franz Schuberts, welches
von Theophil Hansen entworfen worden war. Dem Grab Hansens wurde eine kupferne
Kapsel beigefügt. Darin befindet sich
eine Urkunde mit kurzem Hinweis auf das Grabdenkmal
und die Spender desselben, unter denen an erster
Stelle die kurz zuvor verstorbene Schwester
des Meisters, Marie Hansen, vorkommt.
Zudem
wurde auch ein biographisches Werksverzeichnis
des Architekten eingeschlossen, das von Georg
Niemann (1841 - 1912) und Ferdinand von Feldegg
(1855 - 1936) herausgegeben worden war. |
Grabmalenthüllung
1895 |
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Der 1813 in Kopenhagen geborene Architekt erhielt auch seine Ausbildung in seiner Heimatstadt. Ab 1836 begab er sich auf Reisen, zunächst durch Deutschland, schließlich kam er bis nach Griechenland, wo er sechs Jahre in Athen lebte.
Ab 1846 ließ er sich in Wien nieder und trat in das Atelier seines Schwiegervaters Emil Ritter von Förster ein. Zwischen 1860 und 1880 baute er nicht nur in den Kronländern der Monarchie, sondern auch in der Schweiz, Italien, Rumänien und Athen. Er wurde einer der bedeutendsten Architekten der Ringstraßen-Ära.
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Börse |
Musikverein |
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Heinrichshof |
Akademie der bildenen Künste |
Seine wichtigsten Bauwerke in Wien
sind das Arsenal (1850-1856), der Heinrichhof (1861
- 1863, zerstört), das Erzherzog-Wilhelm-Palais
(1866 - 1868), das Musikvereinsgebäude (1867
- 1869), die Akademie der bildenden Künste (1872
- 1876), das Parlament (1873 - 1877) sowie die Börse
(1874 - 1877).
Für
Niederösterreich interessant wurde Hansen durch
seinen Umbau von Schloss Rappoltenkirchen im Jahr
1869. Seit 1868 war er Professor an der Akademie
der bildenden Künste und wurde auch zum Ehrenbürger
der Stadt Wien ernannt. Er starb im Jahr 1891 in
Wien.
Die Feindschaft Hansen - Nüll/Sicardsburg
Hansen polemisierte oft und gerne gegen Kollegen, vor allem gegen solche, die ihm Aufträge weggenommen hatten. Mit wachsendem Ärger registrierte er, dass er mit seinen Vorschlägen bei mehreren Projekten ausgeschieden war.
Unter anderem ging Hansen mit den Opernarchitekten Sicardsburg und van der Nüll und mit den Mitbewerbern bei den Hofmuseen hart ins Gericht. Hinter seiner Kritik an anderen Bauten stand meistens schlecht verhohlenes Eigeninteresse. Mit Ellenbogentechnik versuchte sich Hansen den Platz an der Ringstraße zu erobern, der ihm seiner Meinung nach zukam. Bei feinstem Wesen war seine Rede oft derb und sehr gerade heraus, hieß es in einem Nachruf auf ihn in der Allgemeinen Bauzeitung.
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Arsenal |
Beim Bau des Arsenals, der Defensivkaserne im dritten Wiener Gemeindebezirk, arbeitete Hansen noch mit Sicardsburg und van der Nüll zusammen. Doch hier endeten schon die gemeinsamen Interessen. Als Lehrer an der Wiener Akademie verhinderten die beiden, dass Hansen dort eine Professur erhielt. Das bedeutete für Hansen eine schwere Behinderung in seiner Arbeit, denn solange er keine Anstellung innehatte, musste er seine Pläne immer von einem konzessionierten Baumeister mitunterzeichnen lassen. Hansens Feindschaft für diese Demütigung war Sicardsburg und van der Nüll bis an ihr Ende gewiss.
Als Hansens Vorschläge sowohl für ein neues Burgtor als auch für die Hofmuseen bei den Kommissionen durchfielen, ließ er von seinen Mitstreitern eine Pressekampagne gegen seine Mitbewerber und gegen die Verantwortlichen anzetteln. In Wien löste Hansen damit die von ihm erwünschte Unruhe aus.
Als Architekt von mehreren bedeutenden Privatpalästen an der Ringstraße hatte Hansen zu viel Gewicht, als dass man ihn deswegen aus der Gesellschaft ausschließen konnte. Dem Kaiser war bewusst, dass er ihn mit einem Großauftrag zufrieden stellen musste, um weiteren Unfrieden zu vermeiden.
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Parlament |
Der Kaiser gewährte Hansen Audienz
und beauftragte ihn 1868/69 mit einem Prestigeprojekt:
der Errichtung des Parlaments. Der Wirbel, den
er entfacht hatte, lohnte sich somit für Hansen:
Mit dem Bau des Parlaments zog er ein in den Olymp
der Ringstraßenarchitekten. |