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Geschichte des Wiener Zentralfriedhofes
Planung - Standortsuche - Schließung der Vorortefriedhöfe
Entwürfe - Historische Pläne
Provisorium - Eröffnung - Einweihung - Die erste Leich'
Aktuelles unter "Wissenswertes" (Website 'Friedhöfe Wien')
Beginn der Planungen 1863
Der Gedanke der Errichtung eines großen kommunalen Zentralfriedhofes für alle Konfessionen beschäftigte die Gemeindeverwaltung der Stadt Wien zum ersten Male im Jahre 1863.
Es war die Zeit, in der die Stadtmauer fiel und der Bau der Ringstrasse begann. Aus allen Teilen der Monarchie strömten die Menschen in die Hauptstadt des Kaiserreiches. Manche, weil sie auf Arbeitssuche waren, andere, weil sie hofften, hier ihr Glück machen zu können.
Die fünf in Wien bestehenden kommunalen Vororte-Friedhöfe (Währinger Friedhof, Schmelzer Friedhof, Hundsturmer Friedhof, Matzleinsdorfer Friedhof, St. Marxer Friedhof) erwiesen sich aufgrund der Bevölkerungszunahme als unzureichend. |
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Vorortefriedhöfe (Plan Bezirkseinteilung 1850) |
Standortwahl Simmering (Plan 1788) |
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Standortsuche
So wurde eine Friedhofskommission unter der Leitung von Gemeinderat Dr. Anton Glickh gebildet, welche zunächst die Aufgabe hatte, geeignete Grundstücke für den neu geplanten Zentralfriedhof zu wählen. Er sollte entgegen der herrschenden Windrichtung liegen, also im Südosten der Stadt Wien.
Grundstücksangebote gab es von den Gemeinden Süßenbrunn, Himberg, Rannersdorf und Simmering. Nach geologischen Gutachten (Eduard Suess) war der heutige Standort bald gefunden Für diesen sprachen mehrere Gründe: |
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Der hohe Sandgehalt des Lößbodens begünstigte eine rasche Verwesung, die darunter steil gegen die Donau abfallenden Schotterlagen gewährleisteten keinen Einfluss auf das Grundwasser.
Auch die Verkehrssituation wurde mit der im Norden liegenden Pressburger Reichsstraße und der im Süden liegenden Eisenbahn für gut befunden. |
geologisch und verkehrstechnisch günstiger Standort |
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Schließung der Vorortefriedhöfe
Als am 1. November 1874 der Zentralfriedhof eröffnet wurde, stellte man auf den fünf alten Kommunalfriedhöfen die Beerdigungen ein. 1898 entschied der Gemeinderat die aufgelassenen Friedhöfe in pietätvoller Weise nach und nach in öffentliche Gärten mit Gedenkhainen umzuwandeln. |
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Die berühmtesten Toten hatte man schon auf den Zentralfriedhof übertragen und ihnen Ehrengräber gewidmet, einige andere Bekanntheiten blieben an Ort und Stelle in den Gedenkhainen.
Die restlichen Verstorbenen hat man exhumiert und am Zentralfriedhof in der Gruppe 37 beigesetzt.
In den 1920er Jahren waren bis auf St. Marx alle Vorortefriedhöfe aufgelöst. St. Marx bildete wegen der kunsthistorisch wertvollen Biedermeiergrabstätten eine Ausnahme und besteht bis heute, wird aber nicht mehr belegt. |
Zentralfriedhof, Gruppe 36, Inschrift: Hier ruhen die sterblichen Überreste von Personen, die in ehemaligen bereits aufgelassenen Friedhöfen beerdigt wurden. |
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kath. Matzleinsdorfer Friedhof (Plan 1891)
heute: Waldmüllerpark |
Friedhof St. Marx: besteht heute noch |
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Hundsturmer Friedhof, heute: Haydnpark |
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Schmelzer Friedhof: heute Märzpark |
Schmelzer Friedhof, Totengräberhaus und Portal |
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kath. Währinger Friedhof, heute: Währinger Park |
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Entwürfe, Historische Pläne
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Der Friedhof wurde mehrfach erweitert. |
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Es gab viele Ideen für die Friedhofsanlage. |
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Provisorium
Obwohl sich die Architekten Mylius und Bluntschli vertraglich verpflichtet hatten, zur Überwachung der Bauarbeiten gelegentlich nach Wien zu kommen, kam es zu Missverständnissen und dadurch zu Bauverzögerungen.
Jedenfalls war zur Eröffnung des Friedhofes im Jahre 1874 nichts fertig, man musste sich mit provisorischen Wartehallen etc. begnügen. Die Zusammenarbeit mit den beiden Architekten wurde aufgekündigt, es kam zum Baustopp. Zum Glück, denn so hatte dreißig Jahre später der Jugendstil Gelegenheit, auf dem Zentralfriedhof einzuziehen.
Als der Zentralfriedhof unter (nicht von!) Kaiser Franz Josef 1874 eröffnet wurde, sah der Haupteingang bei Tor 2 noch ganz anders aus als heute. Das Wiener Extrablatt lästerte über das Hauptportal von 1874: "Zwei einstöckige Häuser simpelster Bauart: eines für den Totengräber, eines für den Gärtner. Dazwischen eine Wartehalle aus Holz gezimmert, im lustigsten Schweizer Stile - ungefähr wie das Zaubertheater im Prater." Das Jugendstilportal entstand erst Jahre später, zusammen mit den Aufbahrungshallen und der Friedhofskirche. |
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provisorisches Hauptportal mit Wartehalle und Häuser für Gärtner und Totengräber, 1874 |
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Eröffnung zu Allerheiligen 1874
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Die Eröffnung des Zentralfriedhofes erfolgte am Allerheiligentag, am 1. November des Jahres 1874. Mit einer Feier wurde das kommunale Bauwerk seiner Bestimmung übergeben.
Das einmalige Ereignis, die Eröffnung eines Groß-Friedhofs, lockte viele Neugierige an, noch dazu war das Ziel bequem zu erreichen: Am selben Tag wurde die Pferdetramway zum Zentralfriedhof im Betrieb genommenen. |
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Einweihung durch Kardinal Rauscher
Der Erzbischof von Wien, Kardinal Othmar von Rauscher hatte die Einweihung bereits am Vortag der Eröffnung, also am 31. Oktober 1874 um 10 Uhr vormittags, ohne Vorankündigung und ohne Publikum durchgeführt. |
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Der sakrale Akt wurde so beschrieben: "Dichte Nebel wallten über der Gegend und verhüllten den größten Teil des künftigen Gottesackers, als der Wagen vor dem hölzernen Schweizerhause hielt, welches die Wartehalle für das Publikum vorstellt.
Die Segnung begann zuerst beim eisernen Kreuze, welches über Verfügung des Bürgermeisters Felder aufgestellt wurde .... zum Schluss wurde auch die Leichenkammer gesegnet, womit der Weiheakt beendet war."
"Während im Inneren des Friedhofs die Zeremonie vorgenommen wurde, fand gleichzeitig in der Nähe eine Hasenjagd statt, und die Schüsse der Jäger knallten lustig zwischen die Gebete der einweihenden Priester." |
Bürgermeister Felder |
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Die erste Leich'
Am Eröffnungstag übergab man dreizehn Leichen der Erde. Die Toten wurden in geschlossenen Trauerwagen zum Friedhof gebracht. Wenn ein Leichenwagen das Haupttor passierte, ertönte ein Glöckchen, worauf die Hinterbliebenen die Wartehalle verließen, und dem Leichnam zum Grabe folgten.
Der Trauerkondukt des Privatiers Jakob Zelzer war die "erste schöne Leich' mit großem Pomp", denn die anderen wurden in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt.
Zelzer fand in einem eigenen Grab seine letzte Ruhestätte, das noch heute in der Gruppe 0, Grabnummer 1 erhalten geblieben ist.
Zu finden ist dieses Grab an der Friedhofsmauer, ungefähr 100 Meter rechts vom Haupteingang. Auf dem Weg dorthin liegt das Verwaltungsgebäude, in dieses sollten Sie unbedingt hineinschauen, denn dort erhält man Informationen, Pläne, Broschüren und Prospekte über den Zentralfriedhof. |
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Jakob Zelzer, Gruppe 0, Nr. 1 |
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Lageplan Grab Zelzer
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Hier ruht Herr Jakob Zelzer, Bürger von Wien.
Tief betrauert von seinen Kindern. |
Lageplan Grab Zelzer, 100 Meter rechts vom Haupteingang |
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Seite bearbeitet 2009, 2016
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