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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Pläne | Entwürfe

Wiener Zentralfriedhof - Entwürfe

1. Preis
Mylius und Bluntschli
2. Preis
Wielemans
3. Preis
Korompay

 

Nachdem 1869 für den geplanten Zentralfriedhof der Standort Simmering gefunden war, kam es zum Ankauf von erstmal ca. 300 Joch (1,7 km²) um ca. 540 000 Gulden (5,4 Mio Euro).

Ein Jahr später wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. In der Kommission saßen neben den Gemeinderäten die vier Architekten Heinrich Freiherr von Ferstel, Carl Freiherr von Hasenauer, Friedrich Freiherr von Schmidt und August Schwendenwein Ritter von Lenauberg.

Zentralfriedhof in Simmering
 

Das Siegerprojekt "Per angusta ad augusta"

Das Ergebnis lag ein Jahr später, im Frühjahr 1871, vor. Aus den 23 eingereichten Projekten errang den 1. Preis das Frankfurter Architektenduo Karl Jonas Mylius (Frankfurt/Main 1839 - 1883 Frankfurt/Main) und Alfred Friedrich Bluntschli (Zürich 1841- Zürich 1930) mit „Per angusta ad augusta“ (Durch Enge zur Erhabenheit), dotiert mit 2000 Gulden. Der 2. Preis „Nekropolis“ ging an Alexander Wielemans mit 1500 Gulden, der 3. Preis „Vindobona“ an Gustav Korompay, 1000 Gulden.
Bericht der Preisverleihung in der Neuen Freien Presse 1871 (rechte Spalte)
.

Für ihren Arbeitsauftrag erhielten Mylius und Bluntschli
12 000 Gulden, für die Durchführung des Projektes genehmigte man 1,5 Millionen Gulden.

 
Mylius und Bluntschli, die Sieger der Ausschreibung


Das Zentrum des Friedhofes bildet eine Fläche in Form eines griechischen Kreuzes. In den Mittelachsen der drei Kreuzarme befindet sich jeweils ein kreisrunder Platz, von dem je acht Straßen ausstrahlen. Plätze, in die acht Straßen einmünden, kamen schon in Traktaten über Renaissance-Idealstädte vor, oder man denke ganz banal an den Wiener Praterstern.

In der Ausschreibung war auch die Anlage von drei Gräberkategorien gefordert, dem kamen die Architekten in drei konzentrischen Kreisen rund um die Plätze nach, wobei die um die Kirche liegenden Gräber die angesehensten waren, so wie schon früher auf den Kirchhöfen.

Die Friedhofskirche war im Schnittpunkt der Hauptachsen geplant, mit kreuzförmigen Grundriss auf einer quadratischer Terrasse mit Treppenaufgängen an allen vier Seiten.

1. Preis, Mylius und Bluntschli, Grundriss
 

 

Laut Plan wollten die beiden Architekten Hauportal, Verwaltungsgebäude und Leichenhallen gegen den Friedhof hin zu einem U-förmigen Komplex zusammenschließen. Die Friedhofskommisson forderte in 18 Punkten eine Abänderung des Entwurfes.

Gewünscht waren eine Trennung der Wohn- und Verwaltungsbauten von den Leichenhallen sowie eine kreisförmige Erweiterung des Vorplatzes beim Friedhofseingang.

Die Mylius und Bluntschli fertigten sieben neue Zeichnungen an.
Das Hauptportal blieb formell zwar gleich, wurde aber soweit verbreitert, „dass zwei Tramwaygleise durch die mittlere Bogenöffnung gelegt werden konnten“ (Zitat der Architekten).

Änderungen wurden verlangt
 

 

1. Preis, Mylius und Bluntschli, Hauptportal
1. Preis, Mylius und Bluntschli, Leichenhallen

2. Preis "Nekropolis" von Alexander Wielemans

Der Architekt Alexander Wielemans (1843 - 1911), Erbauer des Justizpalastes, führt die Anlage der Gräberfelder im Orthogonalsystem (griech. rechtwinkelig) aus, wie es seit den alten Hochkulturen der Erde als symbolisches Ideal zur Wiedergabe des Kosmos bis ins 20. Jahrhundert immer wieder angewendet wurde.

Er wählt für die Friedhofsgebäude den neogotischen Stil, welcher im 19. Jahrhundert besonders für Kirchen, Gräber und Totenkapellen empfohlen wurde. Sein Lehrer war übrigens Friedrich von Schmidt, Dombaumeister von St. Stephan und der Erbauer des Wiener Rathauses, verheiratet war Wielemans mit dessen Nichte Emma.

Die Einganssituation gleicht im Grundriss der ursprünglichen Planung von Mylius und Bluntschli, nur um 180 Grad gedreht.

Die achteckigen, mit hohen Pyramidendächern versehenen Brunnenhäuser hinter den Arkaden des Vorhofes bringen einen fast romantisch anmutenden Gedanken in die zweckorientierte Anlage. Die Arkaden beziehen sich auf mittelalterliche Klosterkreuzgänge.

Die riesige Totenleuchte dürfte Wielemans als so wichtige Assoziation mit dem Kirchhof des Mittelalters erschienen sein, dass er diese - und nicht etwa die Kapelle - in den Mittelpunkt seiner Anlage stellt.

Totenleuchten waren bereits im 11., 12. Jahrhundert häufig derart monumental gebildet, dass sie betretbar waren.

Eine der ältesten erhaltenen Totenleuchten Österreichs ist die von Stift Klosterneuburg (1381 n. Chr.)

 

Am Zentralfriedhof gestaltete Wielemans das Ehrengrab von Heinrich Freiherr v. Hess.

Bild links: Entwurf Kapelle, Wielemans


3. Preis "Vindobona" von Gustav Korompay

 

Gustav Korompay (1833 - 1907), Sohn eines Architekten, studierte bei Siccardsburg und van der Nüll.

Da er einer jener ersten Architekten des Späthistorismus war, die barocke Bauformen mit neuen Konstruktionsmöglichkeiten und Materialien verbanden, wurde er mit Hasenauer zur architektonischen Durchführung der Wiener Weltausstellung 1873 berufen.

Er wählt in seinem Friedhofsprojekt "Vindobona" für die Eingangssituation das Vorbild des barocken Ehrenhofes: an drei Seiten Arkadenhallen, u. a. zur Unterbringung von Gruftanlagen, an der vierten Seite ein Abschluss mit leicht einschwingendem Gitter.

 

 

Gegenüber dem Eingangsportal, in der Mitte liegt die Kirche, zu der Freitreppen hinaufführen, durch die Arkaden ist sie mit den Leichenhäusern verbunden. Ähnlich führte es später Bayer im Pragerfriedhof bei Stuttgart aus (1876).

Auf den Arkaden war eine orangerosa und weiß gehaltene Bänderung vorgesehen, um die Horizontale zu betonen. Die Kirche ist nur durch den etwas größeren Grundriss und der Apsis von den quadratischen Zentralräumen der Ecklösungen zu unterscheiden.
Korompay rückt die Administrationsgebäude bis knapp an die Straße heran, damit erreichte er eine optimale Platzausnützung.

Der übrige Friedhofsteil besitzt von runden Plätzen ausstrahlende diagonale Wege, wobei das im Südwesten durch die Raaber Bahn und den Wiener Neustädter Kanal beschnittene Gelände für die Konstruktion ergänzt wurde.

Gustav Korompay starb 74-jährig völlig verarmt und wurde am Zentralfriedhof bestattet. Gruppe 34 D, Reihe 1, Nr. 27. Das Grabnutzungsrecht ist seit 1992 abgelaufen.

Bild links: Entwurf der Kirche, Korompay

Entwurf Raschka "No mas"

Robert Raschka (1847 Bukarest – 1908 Wien) war Architekt und Architekturmaler

Seine Ausbildung erfolgte am Polytechnicum in Zürich sowie an der kaiserlich-königlichen Akademie der Bildenden Künste unter dem Professor Freiherrn von Schmidt.

Wie kein anderer Architekt hat Raschka folgenden Ausschreibungspassus wörtlich genommen: „ …. dass die Anlage nicht gleichzeitig ganz, sondern vorläufig nur ein Teil von 50 – 60 Joch verwendet werden soll …“.

Direkt hinter dem Eingangsportal definiert er einen eigenen, klar abgegrenzten Abschnitt mit einer Kapelle in dessen Zentrum.

Die gesamte Friedhofsanlage wird von Arkaden umzogen.

Sein Entwurf ist eine streng axialsymmetrische Anlage mit regelmäßig aufgeteilten Grabfeldern, eine beliebte Form bei exurban gelegenen Beerdigungsplätzen und auch bei evangelischen Bestattungsorten (Herrnhuter Friedhof 1742/43).

Raschka nimmt in seiner Arbeit jedoch keine Rücksicht auf jene Anforderung, dass der Friedhof später erweiterbar sein sollte.

Entwurf Raschka
 
Entwurf Raschka

 

Entwurf "Respice finem" von Lauzil und Jordan

Karl Lauzil (1842 Wien – 1902 Graz) studierte in Wien, auch bei Friedrich Schmidt, war 1868 Dombauassistent in Regensburg. Entwarf 1882 – 92 den Zentralfriedhof Graz und etliche Grabkapellen und Privathäuser.

Richard Franz Jordan (1847 Wien – 1922 Wien), studierte bei van der Nüll und Friedrich von Schmidt, war Bauführer bei der Brigittenauer Pfarrkirche. Er ist begraben am Grinzinger Friedhof, Gr 1 A, Nr. 7.

Die beiden Architekten platzieren die Leichenhallen dezentral und greifen damit auf das besonders im 19. Jahrhundert bei öffentlichen Bauten sehr gern eingesetzte Pavillonsystem zurück (siehe Arsenal, Am Steinhof).

Die Friedhofsanlage war gleich einem Amphitheater geplant, das Terrain sollte vom Halbkreisbogen gegen den Eingang hin kontinuierlich abgesenkt werden.

Trichterartig führt der Mittelweg vom Haupteingang zur Kapelle hin. Der Kapellenturm wurde bewusst in den Mittelpunkt der ausstrahlenden Radialwege gestellt.

Entwurf Lauzil,/Jordan
 

Dafür sprachen nicht nur ökonomische und zweckdienliche Gründe (z.B. leichtere Orientierung), auch das Bestreben, Würde und angemessene Großartigkeit auszudrücken, sollte betont werden.

In einer Zeit, in der sich die großen kommunalen Parkanlagen Wiens (Kaipark 1860, Stadtpark 1862, Resselpark 1863, Schönbornpark 1863, Maxingpark 1864, Esterhazypark 1868, Rathauspark 1873) bereits die malerisch-gewundenen, scheinbar natürlich entstandenen Wegführungen des englischen Gartens zum Vorbild nahmen, orientieren sich Lauzil und Jordan noch an der rasterförmigen Parzellierung des Städtebaus, wie auch am französischen Barockgarten mit sternförmig ausstrahlenden Platzgestaltungen.

links: Ausfahrt, Mitte: Verwaltungsgebäude, rechts: Einfahrt (Entwurf Lauzil und Jordan)

Entwurf "piis lacrimis"

Entwurf "piis lacrimis", Künstler unbekannt

Quelle: Sieben erhaltene Konkurrenzprojekte zur Anlage des Wiener Zentralfriedhofs,
Günther Berger, Wiener Stadt- und Landesarchiv (Gasometer)

Seite bearbeitet 2009