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Friedhof
St. Marx
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Morawetz Franz
Gründer
vom Sophienbad, 1789 - 1868
Friedhof St. Marx, Gruppe
8 Lageplan
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Ein Blinder baut ein Heilbad
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Franz Morawetz, geboren 1789 in Böhmen, war der Sohn
jüdischer Handelsleute.
Er ergriff den Beruf des Tuchscherers
und führte als Erster in der k. u. k. Monarchie
das Dekantieren des Tuches ein (= durch Dampf und Druck
bekommt der Stoff einen angenehmen Griff).
1826 übersiedelte Morawetz mit seiner Gattin nach Wien.
Er begann in der Marxergasse, angeregt durch die Bekanntschaft
mit einem russischen Major, mit dem Bau eines russischen
Dampfbades, welches damals eine Novität in Wien war:
ideal für Asthmatiker und Menschen mit Bronchitis,
Dampfhitze 40 - 48 Grad Celsius. |
Franz Morawetz |
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Sophie - die Mutter von Kaiser Franz Josef I.
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Das Sophienbad - eine Heilanstalt,
benannt nach der Mutter von Kaiser Franz Josef I. |
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Obwohl ein schweres Augenleiden zu seiner Erblindung
geführt
hatte, zog Morawetz das Projekt durch, überwachte
und leitete die Bauarbeiten. Das Dampfbad war 1838 fertig
gestellt.
Einer der ersten Kurgäste muss eine
Kammerzofe von Erzherzogin Sophie (1805 - 1872, Mutter
von Kaiser Franz Josef I.) gewesen sein, denn als sie gesundete,
benannte Morawetz seine Heilanstalt Sophienbad.
Mit diesen "kaiserlichen" Referenzen florierte das Unternehmen
und so ließ Morawetz 1846 - 1839 nach Plänen der
Architekten August van der Nüll und Sicard v. Sicardsburg
(sie sollten später die Hofoper erbauen) ein Hallenschwimmbad
für 300 Personen errichten. |
Erzherzogin Sophie |
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Neubau durch Sicardsburg und Van der Nüll
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Neubau des Sophienbades - Entwurf (oben), Ausführung (unten) |
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Einige Quellen geben an, dass es an Stelle
des alten Sophienbades entstand, andere meinen, es sei
am Nachbargrundstück
gebaut worden. |
Schwimmbad im Sommer
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Im Sommer Schwimmbad .... |
Das Wasser für das Schwimmbecken wurde in Röhren
vom nahe gelegenen Donaukanal zugeleitet, filtriert, in den
ersten Stock gepumpt und auf 22,5° Celsius erwärmt.
Die Konstruktion des Raumes unter der Verwendung von Eisenträgern
war ähnlich
wie die des nahe gelegenen Dianabades.
Im Winter wurde das Schwimmbecken (Ausmaße: 16 m x
46 m) mit Holzbrettern abgedeckt und diente als Tanzsaal. |
Tanzsaal im Winter
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Den Eröffnungsball dirigierte Johann Strauss Vater,
sein Sohn Johann brachte hier an die 100 Werke zur Uraufführung.
Das Publikum war begeistert, auch wegen der guten Akustik,
denn das leere Schwimmbecken erwies sich als hervorragender
Resonanzkörper.
So wurde viel später, 1950, hier
eines der modernsten Aufnahmestudios installiert, in dem
die Wiener Philharmoniker 20 Jahre lang ihre Tonaufnahmen
machten. |
... im Winter Tanzsaal |
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Morawetz stirbt - Friedhof St. Marx
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Josef Strauss - enterdigt |
Ida Pfeiffer - enterdigt |
Peter Fendi - enterdigt |
Franz Morawetz starb 1868. Er hatte sich
auch als Philanthrop und Wohltäter einen Namen gemacht.
Fünf Jahre zuvor, 1863, war er noch mit der Großen
Salvator-Medaille geehrt worden. Eine Gedenktafel für
ihn befand sich im Konversationssaal des Sophienbades.
Bestattet wurde Franz Morawetz am Friedhof St. Marx. Manche
Quellen geben eine Überführung (ohne Ortsangabe)
an, was meine Nachforschungen bisher nicht bestätigen
können.
Es kann sein, dass der einfache Grabstein
die Vermutung aufkommen lässt, da auch fast alle anderen "Enterdigten" vom
Friedhof St. Marx einen ähnlichen "Ersatz-Grabstein" bekommen
haben (Fendi, Strauss, Pfeiffer, etc.)
Nach dem Tod von Franz Morawetz erfolgten weitere
Um- und Zubauten. |
1900 Neugestaltung der Fassade
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Als die Fassade 1899 neu gestaltet
wurde, opferte man die gedeckte Vorfahrt dem Verkehr.
Der Name Sofiensaal
(Sofiensäle) bürgerte sich für das nunmehrige
Mehrzweckgebäude ein. So nutzte man die Räumlichkeiten für Sport-
und Verkaufsveranstaltungen und Vorträge: Karl May hielt hier 1912 seinen
letzten öffentlichen Vortrag vor 2000 Zuhörern.
Im ersten Weltkrieg wurde in den Sofiensälen
ein Notlazarett eingerichtet. |
Um 1900 entstand die neue Fassade. |
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Gründung der NSDAP Österreich
Die weitere Geschichte der Sofiensäle ist weniger
rühmlich.
1926 wurde hier die österreichische
NSDAP gegründet.
In der Reichskristallnacht 1938
wurde das Gebäude für die festgenommenen jüdischen
Mitbürger
als "Sammelstelle" bis zu deren Weitertransport verwendet. |
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Großbrand 2001 und das Hotelprojekt
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Im Jahre 2001 gab es durch Arbeiten am Dach einen Großbrand,
der große Teile des Gebäudes und die gesamte
Inneneinrichtung vernichtete.
Seither gibt es einen Streit zwischen dem Denkmalamt,
welches das Gebäude erhalten will und dem Eigentümer
(Soravia), der es am liebsten abreißen würde.
2011 scheint es zu einem Kompromiss zu kommen:
Soravia will Wohnungen errichten, denkmalgeschütze Teile
erhalten und den Ballsaal - mit Geschäften versehen -
öffentlich zugänglich machen.
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Quellen:
Czeike, Historisches Lexikon Wien
Peter Veigl, Friedhof St. Marx
Wikipedia Sofiensäle
Bezirksmuseum
Landstrasse Sophienbad
Bezirksmuseum
Landstrasse Sofiensaal
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