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Home | Friedhöfe | Grinzing | Liste Gräber | Fuhrich

Gräber Grinzinger Friedhof
Historische Grabstätte (Umwidmung)

Fuhrich Dagmar
Balettschülerin, Mordopfer, 1951 - 1963

Fuhrich Dagmar
Balettelevin, Mordopfer, 1951 - 1963

Grinzinger Friedhof, Gruppe 3, Nr. 34

Der Opernmörder und sein Opfer Dagmar Fuhrich

Dagmar Fuhrich war Balettschülerin in der Wiener Staatsoper. Im März 1963, um fünf Uhr nachmittags, begann das Opern-Ensemble sich auf die "Walküre"-Aufführung vorzubereiten.

Niemand ahnte, dass sich zur gleichen Zeit im Duschraum ein grauenvoller Mord abspielte.

Ein Mann stach auf die sich dort allein befindliche zwölfjährige Elevin Dagmar Fuhrich ein, tötete sie mit 37 Messerstichen.

Die gerichtsmedizinische Untersuchung stellte dann allein 17 Stiche an der linken Brustseite fest, wovon 13 das Herz und die Lunge durchbohrten und bis in die hintere Brustwand eindrangen.

Eine diensthabende Friseurin entdeckte die Leiche.

Dagmar Fuhrich, Balettschülerin  

Anstatt die Polizei in der nahe gelegenen Goethegasse zu alarmieren, holte die sie eine Kollegin, die verständigte einen Löschmeister.

Der erklärte sich allerdings für nicht kompetent, und informierte den Hausverwalter. Jener wiederum kontaktierte den Personaldirektor.

In der Zwischenzeit ersuchte der künstlerische Direktor erfolglos und mehrmals den Opernchef Herbert von Karajan ratsuchend in St. Moritz anzurufen.

Schließlich entschloss sich der Personaldirektor zu Fuß zur Polizeiwachstelle (Anm. quasi über der Straße) zu gehen, um den Mord zu melden

 
Mord in der Wiener Staatsoper

Es waren inzwischen 45 Minuten vergangen, die Operngäste begannen allmählich das Haus zu füllen, die Direktion beschloss die Walküre programmgemäß über die Bühne gehen zu lassen. Als der erste Akt zu Ende ging, trug man den kleinen Metallsarg aus der Oper.

In der Folge werden von einem Großaufgebot der Polizei 14 000 Alibis überprüft. Doch die Recherchen der Polizei ergaben nichts, der Täter blieb ein Phantom.

Als einige Monate später ein Mann, der eine Frau attackiert hatte, festgenommen wurde, stellte sich heraus, dass er der ,Opernmörder' war.

In seiner Strafakte gab es bereits Sexualdelikte, aber er war einer jener vielen Verdächtigen, die nicht überprüft werden konnten, weil man ihren Wohnort nicht wusste.

Der Mörder hieß Josef Weinwurm - ein Frauenhasser - zum Zeitpunkt der Tat 33 Jahre alt.

Artikel in der Kronen Zeitung
 

Nach dem Opernmord wurden mehrmals weibliche Personen mit Messern angegriffen, nun war klar, dass er auch hier der Täter gewesen war.

Die Kriminalbeamten des Wiener Sicherheitsbüros begannen nun Weinwurms Vergangenheit zu erforschen: Schon mit 17 Jahren bedroht er ein Mädchen, zwingt es mit einer Pistole in eine Toilette, will "etwas sehen". Er kommt vor das Jugendgericht, wird schuldig gesprochen, eine Strafe bleibt ihm erspart. Eine Eintragung ins Strafregister entfällt.

Zwei Jahre später wieder ein Überfall auf eine Frau, diesmal mit einer Schere. Ein Psychiater erklärt Weinwurm als unzurechnungsfähig, er kommt ein Jahr in die Nervenheilanstalt "Am Steinhof". Eine Eintragung ins Strafregister entfällt.

1953 kommt Weinwurm wieder vor Gericht. 82 Diebstähle in der Wiener Innenstadt werden ihm angelastet. Er wird verurteilt, kommt 1955 wieder frei. In der Folge gibt es weitere Vorstrafen wegen Eigentumsdelikten. Am 5. März 1963, also eine Woche vor dem Mord in der Wiener Oper, wird er aus dem Gefängnis Göllersdorf entlassen.

Link: Bild: Der Opernmörder Josef Weinwurm 1963

 
 

Am 8. März sei er bei seinen Streifzügen durch die Innenstadt auch in die Oper gekommen. Zufällig gelangte er zu dem Damenwaschraum und beobachtete dort ein paar Putzfrauen, die gerade duschten.

Am 12. März ging er wieder in die Oper, durch einige Gläser Wein enthemmt. Im Waschraum traf er auf Dagmar Fuhrich. Wie oft er auf sie eingestochen hatte, wusste er nicht mehr.

Sein Geständnis schloss er mit den Worten: "Wenn ich aus der Haft herauskomme, werde ich es wieder tun."

Gefängnis Göllersdof, NÖ
 
Gefängnis Stein (bei Krems)

Am 10. April 1964 wurde Weinwurm wegen des Mordes an der Ballettelevin Dagmar Fuhrich und der anderen Messerattentate zu lebenslangem, schwerem, verschärftem Kerker verurteilt.

Er arbeitete in der Buchbinderei, unternahm 1966 einen Selbstmordversuch, wurde aber gerettet. Besuche bekam er keine, mit Mithäftlingen hatte er kaum Kontakt. Kindermörder haben, auch hinter Gittern, keinen guten Ruf. Sittiche und Tauben wurden seine Bezugspunkte. Er galt als der "Birdman" von Stein.

Eine vorzeitige Entlassung war für Weinwurm aussichtslos. Sein Leben versickerte im ewigen Einerlei zwischen Zelle, Arbeitsstelle und Krankenstation. Im August 2004 starb der Opernmörder in der Justizanstalt Stein an Herzschwäche. Er war der längsteinsitzende Häftling Österreichs, von seinen

74 Lebensjahren hatte er 51 im Gefängnis verbracht.

Als er am Kremser Friedhof (Gruppe 10) in einem ,Armengrab' bestattet wurde, begleitete ihn auf seinem letzten Weg, abgesehen von den Bestattungsangestellten, eine einzige Person: Ein von der Justizanstalt abgestellter Beamter. Zu Dagmars Begräbnis waren 5000 Leute gekommen.

2014 wird dieses Kapitel ein Ende haben, denn Armengräber werden nach 10 Jahren aufgelöst.

Beisetzung Weinwurms am Kremser Friedhof
 
Weiterleben wird Weinwurm allerdings dennoch: Den Sänger Georg Danzer (Bild) haben seine Taten 1978 zu dem Lied "Die Moritat vom Frauenmörder Wurm", inspiriert.
Danzer: "Ich hab mir diese alte Frau ausgedacht, die durch diese nächtliche Stadt heim schleicht, in der der Frauenmörder Wurm umgeht. Bis sich herausstellt, dass sie selbst ("gestatten Sie, ich bin Hermine Wurm, die Frauenmörderin") die Mörderin ist.

Link: Georg Danzer: Die Moritat vom Frauenmöderwurm (youtube)

Text:

A oide Frau geht einsam und verlossn

Um Mitternocht durch die Schönbrunner Stroßn

Es geht ka Tramway mehr um diese Zeit

Und auch ka Taxi siecht ma weit und breit

 

Vor einem Zeitungsstandl foit sie nieda

Und liest "Da Mörderwurm, der mordet wieder"

Sie stolpert weiter heimwärts vor sich hin

Doch dieser Satz geht ihr nicht aus dem Sinn

 

Er schleicht herum

Bei Nacht und Sturm

Des ist der Frauenmörder Wurm

Er schleicht herum

Bei Nacht und Sturm

Des ist der Frauenmörder Wurm

 

Die oide Frau kummt endlich bis zum Giatl

Sie waß genau, das is a böses Viertl

Doch jetzt hat sie es nicht mehr weit nach Haus

Sie rost sie bei da Stodtbahnhoitstö aus

 

Doch wie sie weiter geht um'd nächste Eckn

Muss sie entdeckn

zu ihrem Schreckn

Da steht so a Figur im Lampnschein

Und ihr foin wieda diese Worte ein

 

Er schleicht herum

Bei Nacht und Sturm

Des ist der Frauenmörder Wurm

Er schleicht herum

Bei Nacht und Sturm

Des ist der Frauenmörder Wurm

 

Die Oide geht mit Tripplschrittn weita

Doch plötzlich wird ihr Antlitz wieda heita

Weu da steht nur a Madl mit sein Taschal

Das hat um seinen Hals ein rosa Maschal

 

Auf amoi locht die Oide wie a Irre

Und ziagt a langes Kuchlmessa virre

Und sie sagt nur: Gestatten Sie ich bin,

Hermine Wurm, die Frauenmörderin

 

Ich schleich herum (sie schleicht herum)

Bei Nacht und Sturm (bei Nacht und Sturm)

Verkleidet als der Mörderwurm (der Mörderwurm)

Sie schleicht herum (sie schleicht herum)

Bei Nacht und Sturm (bei Nacht und Sturm)

Verkleidet ois da Mörderwurm

 

Und sie sogt: I bin vü schlauer, ois die Polizei

Die Deppn fangen mi nie ei

 

Und nach getaner Tat verschwindet sie (verschwindet sie)

Den Mörderwurm, den find ma nie (find ma nie)

 

(Sie schleicht herum

Bei Nacht und Sturm

Verkleidet ois der Mörderwurm)

 

 

Link
Begräbnis Weinwurm

Quellen

Tat-Sachen, Die spektakulärsten Kriminalfälle Österreichs, Kurt Tozzer, Günther Kallinger, Ueberreuter Verlag, 2005
Geschichten aus dem alten Österreich, Siegfried Weyr, Ueberreuter Verlag, 1995