Home | Altstadt |
Volksgarten | Rosarium
Die Rosen im Volksgarten
|
Zahlen |
Der Volksgarten, zwischen Hofburg und Ringstrasse gelegen,
ist berühmt für seine wunderschönen Rosen:
- 1000 Hochstammrosen,
- 4000 Beetrosen,
- 300 Schlingrosen,
- 200 Strauchrosen (auch Parkrosen genannt).
Bemerkenswert ist die Artenvielfalt: es gibt
ca. 400 Sorten, darunter sehr alte Züchtungen:
- 1859 - Rubens
- 1913 - Perle vom Wienerwald
- 1919
- Jean C.N. Forestier
Die obigen Mengenangaben stammen von den Bundesgärten. Meine
eigene Zählung hat andere Ergebnisse gebracht:
- 730 Hochstammrosen
- 2300 Beetrosen
- 132 Schlingrosen
- 100
Strauchrosen
Das sind in Summe ungefähr 3300 Rosenstöcke. |
Sorten |
|
|
|
|
|
Molineux 1994 |
Rubens 1859 |
Medialis 1993 |
Schwanensee
1968 |
▲
Einst
blühten hier Flieder- und Rhododendrenbüsche
|
1823 wurde der Volksgarten mit dem Theseustempel
eröffnet. Danach erfolgten mehrfache Erweiterungen.
Der Teil des heutigen "Rosariums" entlang der Ringstraße entstand
1862. (Bild Einfriedung 1874)
|
|
Was für den heutigen Wiener so selbstverständlich
ist, war nicht immer so: ursprünglich waren die meisten
Beete im Volksgarten
mit Flieder und Rhododendren bepflanzt.
Erst nach dem 2.
Weltkrieg wurde auf auf den heutigen großzügigen Rosenschmuck
umgestellt.
Seither wachsen entlang der Ringseite Schling-,
Hochstamm- und Beetrosen. Auf der Heldenplatzseite, bei den
Ausgängen, wurden Strauchrosen gesetzt, unter denen
sich auch einige Wildrosen befinden.
|
1889 entstand das Grillparzer-Denkmal. |
|
|
Rhododendren, Ausgang Sisi-Allee, 1930 |
▲ Klassifizierungen der Rosen
(Wildrosen haben 7 Blätter - Edelrosen 5 Blätter)
|
|
|
|
Englische Rose |
Florybunda |
Teehybride |
Schlingrose |
Auf den Rosen im Volksgarten hängen
Etiketten (falls sie nicht Vandalen oder Souvenierjägern
zum Opfer fallen) mit der
- Jahresangabe der Züchtung, dem
- Namen der Züchtung und der
- botanischen Beschreibung:
- Th: Teehybride: 1 Stamm, 1 Blüte;
- Flb: Florybunda: 1 Stamm, viele Blüten;
- Engl: Englische Rose: Kreuzung aus alten Sorten und
modernen Th und Flb.
- Str: Strauchrose, auch Parkrose genannt
- Schlingrose, auch Kletterrose genannt
|
|
|
Florybunda: 1 Stamm, viele Blüten
(Donauprinzessin) |
Strauchrosen - Beetrosen - Hochstammrosen - Schlingrosen |
|
Schon als Kind hören wir das Märchen vom Dornröschen,
aber Rosen haben keine Dornen, sondern Stacheln. Dornen sind
direkt mit dem Stamm verwachsen und lassen sich nicht einfach
lösen wie Stacheln (Oberholzgebinde genannt).
Alle Rosen zählen zu den Strauchgewächsen (im
Unterschied zu Stauden, die im Winter "verschwinden"). Dennoch
gibt es die Bezeichnung
- Strauchrose: Das ist eine zeitliche
Klassifizierung für Rosen, die bereits vor 1867 im Handel
waren. Gerne werden sie als Solisten in einem Garten gepflanzt,
was ihnen den Namen „Parkrose“ eingebracht
hat.
|
Teehybride: 1 Stamm, 1 Blüte (Rose Gaujard) |
|
Weitere Klassifizierungen sind:
- (Hoch)Stammrosen: Rosen werden nicht in Bodennähe,
sondern auf eine bestimmte Stammhöhe veredelt. Damit
legt der Rosengärtner die Höhe der Krone fest.
- Beetrosen: die kompakt und niedrig
buschig wachsenden Rosen eignen sich ideal für Gruppenpflanzungen auf
Beeten
- Schlingrosen: Sie besitzen weder Haftwurzeln noch können
sie sich emporwinden. Ihr einziges Hilfswerkzeug sind ihre
Stacheln, mit denen sie sich bei ihrem Aufstieg ineinander
verhaken
|
|
|
Englische Rose: Kreuzung aus alten Sorten,
Teehybride und Florybunda (Tradescanth) |
▲
4000 Beetrosen
|
- Beetrosen sind winterhart, wachsen kompakt, kniehoch
und buschig, sind langlebig und robust
- es gibt wenig durftende Sorten
- Einteilung Polyantha: ein Stamm, viele kleine Blüten;
Florybunda: ein Stamm, viele große Blüten
|
neues Farbkonzept: von rot bis hellgelb
|
Die tausenden Beetrosen vor dem Grillparzer-Denkmal schillern
heute (noch) in vielen Farben. Aus historischen Aufzeichnungen
geht jedoch hervor, dass es bei den Beetrosen ursprünglich
ein anderes Farbkonzept gab als heute: Beim Eingang Burgtheaterseite
waren die Rosen dunkelrot und wurden bis hin zum Grillparzer-Denkmal
immer heller - dort waren sie dann schon weiß.
Dieses Farbprogramm will man nun wieder, etwas abgewandelt,
bei Neupflanzungen aufnehmen: Keine weißen Rosen vor
dem Denkmal, sondern hellgelbe, damit das Grillparzer-Denkmal
besser hervortreten kann. Es wurde schon damit begonnen, da
es durch den Winter 2011/12 schwere Frostschäden gab. |
bunte Rosen |
|
|
2011: weiße und rosa Rosen |
|
2012: nach Winterschäden Neupflanzungen
in Gelbschattierungen. |
Weil die heimische Rosenproduktion nicht groß genug
ist, wurden die neuen, gelben Rosen in Deutschland bestellt
(Kastor).
Goldelse, Candlelight, Hansestadt Rostock. |
|
|
|
|
|
|
|
▲
Gießen
|
Gießen der Beetrosen um 11 Uhr
vormittag |
Was den Rosen überhaupt nicht behagt,
und was Schädlinge geradezu magisch anzieht, ist nasses
Blattwerk. Daher werden die Beetrosen im Volksgarten um 11
Uhr vormittags gegossen, damit die Blätter gut abtrocknen
können.
Bodenregner, die nur den Wurzelkranz gießen,
können nicht eingesetzt werden, denn die dazugehörigen
Schläuche müssten in der Erde eingegraben werden,
und das kollidiert wiederum mit der Erdanhäufung,
die als Winterschutz vorgenommen wird. Den richtigen Zeitpunkt
dafür zu wählen, bedarf es viel Gespür.
Ist es zu früh, also noch zu warm, beginnen die Beetrosen
wieder anzutreiben, aber diese jungen Triebe erfrieren
später unweigerlich, weil sie zu dünn sind. |
▲
1000
Hochstammrosen
|
Die meisten Hochstammrosen sind im Rosarium zu finden. |
|
Im Zuge der Renovierung des Theseustempels 2011 wurde auch
der Asphalt erneuert, der teilweise nur mehr ein paar Zentimeter
dünn war, und damit bestand die Gefahr, dass LKWs bei
Schwertransporten einbrechen. Aufgrund dieser Baustelle musste
auch das gesamte Beet davor erneuert werden.
Nun bildet die Hochstammrose Maria Theresia
einen schönen
Kontrast zum weißen Tempel, zu ihren Füßen
sitzt die selbstreinigende Beetrose Aspirin. Selbstreinigend
bedeutet, dass verblühte Blüten selbst abfallen
und kaum Schnittpflege nötig ist.
|
|
rosa 'Maria Theresia' und weiße
'Aspirin' vor dem Theseustempel |
|
|
Hochstammrose Maria Theresia |
Beetrose Aspirin |
|
- Der Begriff der (Hoch) Stammrosen bezieht sich auf eine
spezielle Art der Rosenveredlung. Geeignete Rosensorten werden
nicht in Bodennähe, sondern auf eine bestimmte Stammhöhe
veredelt. Damit legt der Rosengärtner die Höhe
der Krone fest (60 cm, 90 cm, 140 cm)
|
▲
Neupflanzungen - Schädlinge - Winterpflege
Normalerweise müssen im Volksgarten jährlich
ungefähr 50 Rosen wegen Winterschäden/Altersschwäche
nachbesetzt werden. Bis eine Hochstammrose in den Handel
kommt, ist sie mindestens 4 Jahre alt. Bei Neupflanzungen
wird die Erde bis 50 cm Tiefe komplett ausgetauscht (2/3
Grunderde, 1/3 Kompost und etwas Torf). |
|
Rosen haben Feinde, wie etwa Blattläuse.
Gegen die wird Pirimor eingesetzt, gegen den Buchsbaumzünsler
Calypso (noch - eine Resistenz wird erwartet).
Im Volksgarten werden die Rosen mit Gift bespritzt, und
zwar nicht nur bei Bedarf, sondern auch vorsorglich, da Mehltau
und Rosenbrand (sind beides Pilzarten) auch überwintern.
Deswegen wird bei den Hochstammrosen vor dem Einpacken im
Winter auch das Blattwerk so weit wie möglich entfernt.
|
Schädlingsbekämpfung mit Gift |
|
Die "Winterverpackung" erfolgt
zuerst mit Papiersäcken,
darüber
werden dann Jutesäcke gezogen (z.B. Kakao- oder Kaffeesäcke
- die im Handel erhältliche Meterware hat sich nicht
bewährt).
Gelagert werden diese im Gärtnerdepot
im Burggarten (unterhalb des Palmenhauses). Dort verlaufen
nämlich auch die Heizungsrohre.
Über diese gelegt, können die Säcke nach dem Winter gut getrocknet
werden.
Nisten sich im Laufe des Winters Mäuse
in die verpackten Rosen ein, hat dies Folgen, denn die Nebelkrähen
wollen an die kleinen Nager heran und zerfledern dabei die
Verpackung. Es ist schon
vorgekommen, dass 500 Hochstammrosen neu eingewickelt werden
mussten.
|
|
|
"Winterverpackung" mit Papier- und Jutesäcken |
▲
300 Schlingrosen
|
Die Schlingrosen (Kletterrosen) sitzen
"als Rahmung" hinter den Hochstammrosen. |
|
|
|
|
Schlingrose Perle vom Wienerwald |
Schlingrose Donau |
Schlingrose Tenor |
|
- Obwohl Kletterrosen die am stärksten wachsenden Rosen
sind, kommen sie mit extrem wenig Gartenfläche zurecht.
- Sie besitzen weder Haftwurzeln wie der immergrüne Efeu,
noch können sie sich wie ein Geißblatt emporwinden.
Ihr einziges Hilfswerkzeug sind ihre Stacheln, mit denen sie
sich bei ihrem Aufstiegineinander verhaken.
- Kletterrosen können
Wuchshöhen von 2 bis 3 Metern erreichen.
|
|
4 x / Jahr Düngen
4 Mal im Jahr wird der Boden gedüngt.
Ab August jedoch nicht mehr, da alles, was dann noch neu
antreibt, im Winter erfrieren würde. Als Dünger
wurde in der Vergangenheit gut verrotteter Pferdemist eingesetzt (Stroh vermischt
mit Pferdekot, 4 Jahre alt). Das stank fürchterlich,
aber nur 2 Tage lang.
Da die Stadt Wien nur mehr pflanzliche Komposthaufen
anlegen darf (die EU-Richtlinie verbietet tierische Komposthaufen
auf öffentlichem Grund), ist diese Art von Düngung
zum Leidwesen der Gärtner und Rosen nicht mehr möglich.
Im Volksgarten wird zusätzlich Blattdünger eingesetzt (wird
direkt auf die Blätter gespritzt und über diese von der Pflanze
aufgenommen).
Veredelungen im Augarten
Alte Rosensorten sind nicht mehr im Handel
erhältlich. Vielleicht, weil sie empflindlicher, anfälliger
sind. So öffnet sich die Knospe der Dr. F. Debat schon
nicht mehr, wenn es zweimal geregnet hat.
Müssen Rosen im Volksgarten ersetzt
werden, erfolgt dies manchmal durch Tausch mit Schönbrunn
oder der Baumschule Augarten, wo auch die Veredelungen
vorgenommen werden. Früher gab es noch Rosen in Hirschstetten
und im Donaupark, aber die Stadt Wien hat ihre dortigen
Rosenbestand aufgegeben hat (um nicht vernichtet zu sagen),
ist mit diesen Institutionen kein Austausch mehr möglich.
Ging früher der Trend bei den Züchtungen
zu großen Blüten, tendiert man heute wieder
zu Duftrosen. Die meisten Sorten zeigen ihre erstrahlende, üppige
Blütenpracht nur einmal, früh im Rosen-Jahr,
doch modernere Züchtungen sind zum Teil öfterblühend.
|
|
▲
200 Strauchrosen
|
Einige Strauchrosen blühen im Rosarium
neben dem Grillparzer-Denkmal |
|
Die meisten Strauch- bzw. Parkrosen sind
entlang des Zaunes zum Heldenplatz zu finden. Diese Arten
sind so alt, und gibt es inzwischen derart viele Varianten,
dass selbst Rosenkennern vielfach eine Sortenzuordnung nicht
mehr möglich ist. |
|
|
Die auffällige, weiße, instensiv
duftende Wildrose mit ihren großen Blütendolden
in der Nähe
desTriton-Brunnens heißt Schneewittchen.
|
|
- Strauchrosen sind eigentlich „Historische
Rosen“ oder „alte
Rosen“, was
eine zeitliche
Klassifizierung für Rosen ist, die bereits vor 1867
im Handel
waren.
- Strauchrosen werden auch Parkrosen genannt, weil sie
gerne als Solisten in einem Park/Garten gepflanzt werden.
- Sie wachsen strauchartig, erreichen Höhen bis 2 Meter
und blühen meist nur 1 x im Jahr.
|
▲
Die
Renner-Rose
|
Die berühmteste Strauchrose sitzt beim Ausgang zum Ballhausplatz
vor der Präsidentschaftskanzlei.
Sie ist nach dem Bundespräsidenten
Dr. Karl Renner benannt |
|
Wenn man den Wiener Volksgarten, vom Ballhausplatz kommend,
betritt, sticht einem nach wenigen Schritten ein großer
Rosenstrauch in die Augen, der im Juni in voller Blüte
steht.
Davor befindet sich eine Tafel, die darauf hinweist,
dass die Rose nach Karl Renner, dem Gründer der Ersten
und Zweiten Republik, benannt ist. Die Geschichte der Rose
ist ein wenig abenteuerlich. Bundespräsident Dr. Karl
Renner wurde am 14. Dezember 1870 in dem tschechischen Dorf
Untertannowitz als letztes von 18 Kindern einer armen Familie
geboren. |
Renner-Rose beim Ausgang Ballhausplatz |
|
Er wuchs dort in einem kleinen Haus auf, in dessen Garten
ein Rosenstrauch gepflanzt wurde.
Im Sommer 1999 wurde der
damalige Direktor der österreichischen
Bundesgärten, Peter Fischer-Colbrie, darauf hingewiesen,
dass Karl Renners Geburtshaus in Untertannowitz - heute Dolni
Dunajovice - abgerissen und wohl auch der alte Rosenstrauch
dem Abbruch zum Opfer fallen würde.
Höchste Eile
war geboten, da mit der Abtragung des Hauses bereits begonnen
wurde. |
|
|
irreführende Inschrift: "Rekonstruktion"? |
|
Der Bundesgärten-Direktor machte sich sofort mit einem
Rosen-Experten auf den Weg nach Dolni Dunajovice und entdeckte "als
einzigen Lichtblick in diesem trostlosen Anwesen den am Hintereingang
des Hauses befindlichen, großen und gesunden, damals
schon weit mehr als 80 Jahre alten Rosenstrauch".
Nach Absprache mit den örtlichen Behörden erhielt
Peter Fischer-Colbrie die Genehmigung, den prachtvollen Hunds-Rosenstrauch
ausgraben und nach Wien transportieren zu lassen. |
Renner-Rose ist fast 100 Jahre alt |
|
Eine Stelle wurde im Wiener Volksgarten, schräg vis-à-vis
der Präsidentschaftskanzlei, in der Renner einst residiert
hatte, gefunden. Am selben Tag noch, dem 17. August 1999,
wurde der Rosenstrauch dort eingesetzt und im darauffolgenden
Frühjahr trieb er bereits Blüten aus.
Im Juni 2000 wurde vom damaligen Landwirtschaftsminister
Molterer und vom damaligen Bürgermeister Zilk eine Tafel
enthüllt, die die Herkunft der Rose in wenigen Worten
schildert. Inzwischen ist die "Renner-Rose" weit mehr als
hundert Jahre alt und erfreut sich bester Gesundheit. |
|
|
Denkmal Dr. Karl Renner: Der Kanzler im Vogelkäfig |
▲
Patenschaften
|
|
|
Für rund 300 Euro ist es möglich für 5 Jahre
eine Rosen-Patenschaft zu übernehmen. Eine Baum-Patenschaft
kostet 300 Euro für 1 Jahr. Derzeit gibt es ca. 60 Tafeln. Dahinter
stecken schöne und tragische Erinnerungen.
Bei Interesse für Patenschaften im Volksgarten wenden
Sie sich bitte an:
Gärtnermeisterin Michaela Rathbauer, Burggarten, Volksgarten
M:0664/819 83 27 volksgarten@bundesgaerten.at
|
▲
Quelle: Führung Bundesgärten 2012
Historische Gärten Österreichs, Band 3 Wien, Eva Berger, Böhlau Verlag,
2004
(Bücherei Wien)
▲
Index Volksgarten
|