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Home | Altstadt | Mittelalter | Teil 6

 Alltag im Mittelalter - Grünangergasse

Apotheker        Brandgefahr        Nahrungsmittelproduktion

Apotheke Singerstraße/Grünangergasse

Apotheker

Über das erste Apothekerviertel um St. Stephan (von 11 insgesamt) wird um 1320 berichtet. Und auch von Beschwerden über hohe Taxen....

Apotheker des Mittelalters stellten Pillen aus Pflanzensäften und Honig her, sowie Salben, Öle, Umschläge, Zäpfchen. Aber auch Schreibflüssigkeiten.

Die Herstellung war sehr zeitaufwändig. Tinte stellte man aus Lampenruß oder aus den Galläpfeln der Eichengallwespe her. Farben gewann man aus zerstoßenen Mineralien und Metallen. Im späten Mittelalter konnten die Künstler die Zutaten bei einem Apotheker kaufen.

Die Apotheker waren die ersten und einzigen, die ursprünglich mit Zucker handeln durften. Wieso? Weil sie mit Zucker ihre bitteren Pillen versüßt hatten! Bis weit ins Mittelalter süßte man in Europa nur mit Honig.

Auch später war weißer Zucker eine Kostbarkeit. Man musste ihn aus Asien einführen - meist in Form von Zuckerhüten. Grieß- und Staubzucker, manchmal aromatisiert mit Gewürzen oder Blüten, waren höchster Luxus. Es gab auch braunen Zucker und Sirup aus Sizilien.

   mittelalterliche Apotheke

Brandgefahr

Feuerhaken

In der Durchfahrt gegenüber dem Apothekeneingang sind noch die Feuerhaken zu sehen, durch die eine Stange hindurch geschoben war, auf der die Löschkübeln hingen.

Brände brachen oft aus, aber nicht immer in einer Bäckerei - 1488 haben z.B. Alchimisten gezündelt - 100 Häuser sind abgebrannt. Ein Problem waren die Bäche, die nicht genug Löschwasser führten, so musste man sich dieses von den Brunnen holen. 

Sobald einmal ein Brand ausgebrochen war, konnte man damit rechnen, dass mindestens 1/3 der Stadt verloren war. Oft war die Stadt so hart getroffen, dass z.B. König Ottokar der Stadt für 5 Jahre Maut und Steuer erließ. Zwischen 1300 und 1500 hören wir von 25 Stadtbränden.

Innenhof Singerstraße, Torgewölbe mit Feuerhaken

rote Ziegeldeckung war nicht immer echt - manchmal nur aufgemalt!

Gleichzeitig mit dem Steinbau setzt auch die Ziegeleindeckung der Dächer ein (dafür gab es Steuerbegünstigungen). Vorher waren es Schindel, Schilf, Stroh. Die Stadt selbst, die erst 1449 für ihr Rathaus ein Ziegeldach anfertigen ließ, gab dabei nicht selten ein schlechtes Beispiel.

Den Getreidespeicher am Neuen Markt ließ sie nach einem Brand wieder mit 18 800 Holzschindeln decken. Den Torturm bei St. Niklas (Landstraße) ließ sie mit Schindeln decken, diese aber rot anstreichen, um eine Ziegeldeckung vorzutäuschen.

Den Ziegeldächern folgen die Rauchfänge ab 1350. Ab 1400 werden Feuermauern und Zinnen gebaut. Man setzte Feuerwächter ein, die die Häuser und ihre Brandstellen zweimal jährlich kontrollierten.

Ab 1450 mussten Wasserbottiche auf den Dächern bereitgestellt werden, und wir hören von einem Türmer auf St. Stephan.

Gelöscht hat man auch mit einer Kastenspritze. Die Hebelpumpe lief mit Handbetrieb; das kurze drehbare Rohr bot zwar flexible Einsatzmöglichkeiten, aufgrund des schwachen Wasserdrucks war die Wirkung des Geräts allerdings gering.

   mittelalterliche Kastenspritze

Grünangergasse

An der Ecke Grünangergasse/Singerstraße (Apotheke) hängt eine Gedenktafel, die erzählt, dass Franz Grillparzer hier das Stück "Ein Bruderzwist in Habsburg" geschrieben hat.

Vom ihm stammt auch das berühmte Werk "König Ottokars Glück und Ende".

Aber nicht nur Grillparzer hat sich mit dem Mittelalter beschäftigt. Umberto Eco war es, der mit seinem Buch "Im Namen der Rose" den jüngsten Mittelalterboom ausgelöst hat.

 

Schriftsteller Franz Grillparzer wohnte hier

Brot, Bäcker, Mühlen, Landwirtschaft

Grünangergasse, Haus mit Zunftzeichen

 

In der Grünangergasse 8 ist über dem Portal ein altes Hauszeichen mit Wiener Backformen angebracht. 

Das Brot selbst galt als Hauptnahrungsmittel und wurde reichlich verzehrt (jeden Tag pro Person bis zu 1 kg!). Bevorzugtes Getreide war im Mittelalter Roggen, für den Brei verwendete man besonders Gerste oder Hafer. Der Buchweizen - ein Knöterichgewächs -wurde erst im 14. Jhd. durch die Mongolen als "Getreidepflanze" eingeführt. Man findet ihn heute wieder in Reformläden.

Brezel, Baunzerl (gespaltene Semmel), Kipferl

Nur an Feiertagen gab es in allen Schichten verschiedene Teigangebote. 

Weizenbrot galt geradezu als Brot der Reichen, die auf diesen Genuss nicht verzichten wollten. Große Roggenbrotscheiben dienten den Reichen im allgemeinen nur als Teller, auf die sie ihr saftiges Fleisch legten. Nach der Mahlzeit gaben sie die eingefetteten Brotscheiben den Armen oder warfen sie den Tieren vor. 

Und je ärmer man war, um so größer war der Brotanteil in der täglichen Ernährung.

   Backstube

 

Das älteste erhaltene profane Bauwerk von Wien ist eine Mühle - die "Heumühle".

Reste des gotischen Gebäudes aus dem 13. Jhd. kann man heute noch im Innenhof der Heumühlgasse Nr. 9 besichtigen.
Die Mühle war bis 1850 in Betrieb und wurde vom Mühlbach, der vom Wienfluss abgeleitet wurde und eine Reihe von Mühlen mit Wasserkraft versorgte, angetrieben.

Heumühle, ältestes profanes Gebäude Wiens

 
 

Die Verarbeitung des Korns zu Mehl, bisher Arbeit der Bauersfrau, entwickelte sich zu einer Spezialtätigkeit, der sich ein dann eigener Berufsstand widmete, unter Zuhilfenahme der Wasserräder.

Schon die Römer benutzten Wasser betriebene Getreidemühlen.  Die Wassermühle blieb auch im Mittelalter eine der wichtigsten technischen Errungenschaften.

Damals begann man in Europa auch Windmühlen als Getreidemühlen einzusetzen. Beim unterschlächtigen Mühlrad fließt das Wasser unter dem Rad durch. Beim oberschlächtigen Zellenrad fließt es über das Rad, wobei zusätzlich zur Strömung das Gewicht des Wassers ausgenutzt wird.

Der Müller wurde neben dem Schmied zum ersten spezialisierten Handwerker im ländlichen Raum.

Man darf annehmen, dass Neuerungen dieser Art in aller Regel von den Klöstern ausgingen, denn dort gab es schon früh die spezialisierten Handwerker.

Berufsspezialisierungen: Bäcker, Schmied

Im Mittelalter trieben Wasserräder auch Walkmaschinen (Walker verfilzen durch Stampfen und Pressen die Stoffe), aber auch die Belüftung von Hochöfen an, später auch die ersten Industriemaschinen. 

In den meisten Gemeinden gab es nur eine Wassermühle, und die gehörte dem Gutsherrn. Daher mussten die Bauern ihr Getreide zum Mahlen zur Mühle ihres Herrn bringen, um es dort zu mahlen.

Dieser behielt als Gegenleistung einen Teil des Getreides ein. Mancherorts mussten die Bauern sogar ihr Brot im Ofen des Gutsherrn backen oder den Wein in seiner Presse keltern - und entsprechend dafür bezahlen.

   mittelalterliche Mühle

Technische Revolution in der Landwirtschaft

Man hat die bäuerlichen Innovationen ab dem 11. Jh. nicht ganz zu Unrecht eine agrarische Revolution genannt. Mehr und mehr setzte sich die konsequente Dreifelderwirtschaft durch: Wintergetreide, Sommerkorn, Brache (als Weideland). Und ohne bestimmte technische ,Erfindungen" wäre der intensivere Ackerbau nicht möglich gewesen.
neu: Schollenpflug
neu: Egge
neu: Sense

Die wichtigste Innovation war der Schollenpflug, der nachweislich schon im 6. Jhd. verwendet wurde, sich aber jetzt erst zunehmend durchsetzte. 

Er lief auf Rädern, und er war mit asymmetrischer Pflugschar ausgestattet, die den Boden nicht mehr nur ritzte, sondern ihn umwälzte. Zusätzlich kam die Egge in Gebrauch, mit der sich der umgebrochene Boden zerkleinern und glätten ließ.

Die Ernte erfolgte nicht mehr bloß mit der Sichel, sondern manchmal mit der Sense. Das eingefahrene Getreide wurde nicht mehr mittels Füßen oder Tierhufen gedroschen, sondern mit dem Dreschflegel.

 

Für das Zugvieh, also Ochsen und Pferde, gab es nun ein verbessertes Zaumzeug. An die Stelle der bis dahin allein gebräuchlichen Riemen, die alle Last auf die Brust des Zugtieres legten, dass sie leicht dessen Fell wund scheuern konnte, trat nunmehr das gepolsterte, hölzerne Joch, das die Zuglasten dann auf eine erheblich größere Körperfläche der eingeschirrten Tiere verteilte, außerdem konnten sie nicht mehr ausbrechen. 

   neu: Joch, Vierergespann

 

Im 13. Jhd. verdrängten Pferde (Kaltblüter) die Ochsen als Zugtiere.  Die vermehrte Zugkraft (auch durch das Joch), revolutionierte ihrerseits den Wagenbau. 

Zu dem zweirädrigen Karren, den schon die Antike kannte und der bis dahin ausschließlich im Gebrauch war, setzte sich nunmehr der vierrädrige Wagen durch, und man begann die Tiere im Vierergespann einzuschirren.

Dieser war geeignet für das Bewegen schwerer und sperriger Lasten, ebenso auch für den Personentransport. Er fand Verwendung bei zivilen, wie bei militärischen Aktionen. 

Solche Wagen trugen bis zu 4 Tonnen Last. Rüben, Heu, Getreide oder auch Mist zum Düngen der Felder. Mit Hilfe von aufgesteckten Leitern konnte man Wagen hoch beladen. 

   alt: zweirädriger Wagen - neu: vierrädriger Wagen

 

       

Wien im Mittelalter Index