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Der Providentia - oder "Donnerbrunnen" am 1., Neuen Markt
Künstler: Georg Rafael Donner und Johann Nikolaus Moll
Entstehung: 1739 (Original)1873 (Kopie)
Material: Blei-Zinn Legierung (Original), Bronze (Kopie) |
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Die Geschichte des Donnerbrunnens
Auftraggeber war die Stadt
Wien
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Der Neue Markt war früher als "Mehlmarkt" Hauptumschlagplatz
für Getreide und Mehl. 1737 beschloss der Wiener Magistrat
eine Neugestaltung des Platzes und schrieb einen Wettbewerb
aus: 'Errichtung einer Brunnenanlage mit profanen Charakter'.
Während früher als Auftraggeber für
eine Brunnenanlage der Hof oder der Adel fungierte, erfolgte
zum ersten Mal seit dem Mittelalter ein künstlerischer
Auftrag von kommunaler Seite, ohne Huldigungsgedanken an Kaiser
oder Feldherren. |
Der Neue Markt; Blick Richtung Norden (rechts die Mehlgrube)
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Künstler: Donner und Moll
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Bei der Ausschreibung bewarb sich auch der
renommierte Hofbildhauer Lorenzo Mattielli (1688 - 1748) ,
jedoch bekam der erst 24-jährige Bildhauer und Medailleur
Georg Raphael Donner den Zuschlag. Noch im gleichen Jahr, 1737,
vollendete er die Figur der Providentia mit Sockel und vier
Putten mit Fischen.
Da man mit seinem Werk zufrieden war, kam es
1739 zu einem weiteren Vertrag mit ihm über eine Erweiterung
des Brunnenschmuckes mit vier Flusskulpturen am Brunnenrand.
Donner schuf die Modelle, die Ausführung (der Guss) oblag
dem Bildhauer Johann Nikolaus Moll. |
Der Neue Markt; Blick Richtung Süden
(links die Mehlgrube)
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Enthüllung
1739, am Namenstag des Kaisers
Der Wiener Stadtrat verpflichtete sich zur Lieferung des
Bleies und Zinnes, zur Durchführung des Gusses und der Aufstellung
der Figuren am Bassin.
Donner verpflichtete sich zur Herstellung
der Modelle in seiner Preßburger Werkstatt und deren Überstellung
an das städtische Gießhaus in der Alservorstadt.
Enthüllt wurde der fertige Brunnen am 4. Nobember 1739,
am Namenstag Kaiser Karl VI.. Raphael Donner wurde für
sein Werk fürstlich entlohnt: Sein Honorar betrug insgesamt
3900 Gulden, zudem wurde ihm auch noch der zehnfach goldene
Ratspfennig überreicht. |
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Neuer Markt, Blick Richtung Norden, kolorierter Stich, 19.
Jhd.
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1770 Abtragung,
1801 Wiederaufstellung
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Sein "Ruhmeswerk" sollte nicht lange stehen bleiben:
1770 nahm die sittenstrenge Kaiserin Maria Theresia Anstoß an
der Nacktheit der Flussfiguren und der Brunnen wurde abgetragen.
Die Skulpturen wurden ins Materialdepot des Bürgerlichen
Zeughauses gebracht, von wo sie dem Bildhauer Johann Martin
Fischer zum Einschmelzen übergeben wurden.
Dieser erkannte jedoch den hohen künstlerischen Wert
und ließ sie nicht einschmelzen.
Im Gegenteil: Er veranlasste
eine Restaurierung der Skulpturen und brachte es 1801 sogar
zuwege, dass der Brunnen wieder aufgestellt wurde. |
Neuer Markt, Blick Richtung Norden |
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Neuer Markt, Blick Richtung Norden
Bis zum 2. Weltkrieg führten Straßenbahnlinien über die Tegetthoffstraße bis auf den Neuen Markt.
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Doch das weiche Blei litt sehr unter der Witterung. 1871
entschloss sich die Stadt Wien eine Kopie der Brunnenfiguren
anfertigen zu lassen - diesmal aus Bronze. Bei der Gelegenheit
erneuerte man auch das 60 m³ Bassin aus Mauthausener Granit
(der Sockel im Zentrum und die Brunnenbrüstung bestehen
aus 146 Steinquadern).
1873 war der "neue" Brunnen fertig - rechtzeitig
zur Eröffnung der Ersten Wiener Hochquellwasserleitung!
Das Original fand 1921 als Leihgabe der Stadt Wien im Unteren
Belvedere seinen Platz.
Als andere Aufstellungsorte waren das
Foyer des Rathauses am Ring erwogen worden bzw. das Vestibül
des von Architekt Otto Wagener geplanten Franz-Joseph-Stadtmuseums
am Karlsplatz. Nach häufig anfallenden Restaurierungsmaßnahmen
wurde der Brunnen während der kalten Jahreszeit mit einer
Holzkonstruktion geschützt. Unmittelbar vor Ende des Ersten
Weltkrieges bestand die Absicht, den Brunnen als "chronisches
Verkehrshindernis" abzutragen, was aber durch das tatkräftige
Eingreifen des "Altertumsvereins zu Wien" verhindert
werden konnte. |
Neuer Markt, Februar 1927
Donnerbrunnen "eingewintert" |
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Kopie Bronze |
Original Blei, im Unteren Belvedere |
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Kriegsschäden
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Neuer Markt, Blick Richtung Norden |
Die Figuren des Brunnens am Neuen Markt wurden während des 2. Weltkriegs aus Sicherheitsgründen entfernt - Brunnenbecken und Brunnenstube wurden durch Bomben beschädigt. Nach einer Restaurierung (ca. 250 000 Schilling) konnte der Brunnen 1947 wieder aufgestellt werden. |
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Die
Brunnenfiguren
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Bild |
Bild |
Obwohl der Brunnen in zwei zeitlichen Etappen entstand (1737, 1739), hat Donner die Gesamtheit der Figuren zu einer Einheit verschmolzen. So sehr die Mittelgruppe von den selbständigen Randfiguren getrennt ist, künstlerisch sind alle Figuren ein einziges Gebilde, dessen Glieder mit überlegenster Meisterschaft ineinander verflochten sind.
Durch die radial angeordeten Figuren am Bassinrand
wird die Ausbildung einer Schauseite vermieden. Diese Rundansichtigkeit
wird in jeder einzelnen Brunnenplastik betont, und zwingt
so den Brunnenbeschauer, das ganze Bassin zu umschreiten.
Man gewinnt so auch den Eindruck, dass die Gestalt der
Providentia sich dreht und gleichsam stufenweise in die
Höhe wächst.
Am Beckenrand lagern in anmutiger Stellung
je zwei männliche und zwei weibliche, lebensgroße,
nackte oder fast nackte Figuren als allegorische Darstellungen
der vier in Österreich in die Donau mündenden
Flüsse: Enns, Ybbs, March,Traun. Die vier Flussfiguren
wirken natürlich
und verkörpern Lebensalter und Temperament, sowie
aktives und passives Verhalten.
Die Donau wird in der Mitte dargestellt durch
die Kinder, welche mit Fischen spielen, die in der Donau
vorkommen (Wels, Hecht, Karpfen, Hausen). |
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Providentia
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Provedentia mit Januskopf und Schlange
in der Hand |
Im Zentrum des breit gelagerten Beckens,
zu dem drei Stufen emporführen, ruht auf einem gewundenen,
kannelierten Säulenstumpf
die Gestalt der 3, 37 Meter hohen Frauenfigur.
Ihr Körper
ist in leichtes Faltenwerk verhüllt, das die linke Brust
entblößt hält. In ihrer Rechten
hält sie ein Medaillon mit Januskopf, in ihrer Linken eine Schlange.
Das
Wort Providentia kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Vorsehung,
im weiteren Sinn Für-
und Vorsorge (engl provide). |
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barbusige Mittelfigur |
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Die Frauenfigur
symbolisiert die Sorge
der Herrschenden um das Wohlergehen ihrer Untertanen.
Das
war nicht nur den Stadtvätern ein Anliegen, sondern auch
den Habsburgern. Beim Eingang in die Winterresidenz des
Kaisers, der Hofburg, steht ebenfalls eine personifizierte
Providentia in Frauengestalt.
Und auch hier ist deutliche
Hinwendung des Kopfes der Providentia zur Kapuzinergruft,
der Grablege der Habsburger, ein deutlicher Hiinweis
auf die weise Regierung des Kaiserhauses (siehe Bild unten). Hier
beim Donnerbrunnen symbolisiert sie jedenfalls auch die
Sorge Versorgung der Wiener mit lebenswichtigem Wasser.
Die
züngelnde
Schlange in ihren Händen ist ein Zeichen der vorsichtigen
Klugheit. Mit einer Schlange
verbindet man heute eher Hinterlist als Klugheit.
Und doch ist sie ein Attribut der Minerva (Athene). Im Physiologus steht: 'Mein Herr hat im
Evangelium gesagt: Seid klug wie die Schlangen und ohne
Falsch wie die Tauben ...' |
Providentia im Unteren Belvedere |
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auch der Januskopf zeigen auf eine "weise
Stadtregierung" hin. Von dem römischen Gott
Janus leitet sich auch der Monatsname Jänner/Januar ab:
Wir blicken zurück ins "alte" Jahr und schauen voraus ins "junge" Jahr.
Diese zentrale Brunnenfigur hat dem Brunnen den
Namen Namen gegeben. Den Wienern war und ist dder ofizielle
Brunnennamen zu kompliziert. Sie nennen ihn nach dem Künstler
Donnerbrunnen. In der Literatur findet man auch den Ausdruck
Mehlmarktbrunnen. |
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Blick zur Kaisergruft (braune Kirche) |
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Den
Sockel mit der weiblichen Fgur der Providentia umgeben
vier Putten mit wasserspeienden Fischen (Hecht, Karpfen,
Wels und Lachs/Hausen - ist noch zu klären). Sie
sind die eigentlichen Wasserspender des Brunnens
symbolisieren den Donaustrom, in dem alle vier Fischarten
vorkommen. |
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Die Brunnenfiguren im Uhrzeigersinn
March
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March |
March - Original |
Die
weibliche Gestalt der Flussgöttin March (reife
Frau?) greift mit ihrer Hand zu einer Muschel die
hinter der ein Fischeimer liegt.
Antikisch 'nass gewandet', bringt der dünne, schleierhafte
Stoff ihre Körperformen zur Geltung. (Attribut Fischreuse?) |
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Sie stützt ihren grazilen Körper auf einer Steinplatte ab, auf der sich ein Schlachtenrelief befindet. |
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Dargestellt ist ein Kampf der Römer unter Marc Aurel mit den Markomannen (2. Jhd. n. Chr.) |
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Traun
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Traun |
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Traun, Kopie |
Traun, Original |
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Die Traun ist dargestellt als sinnender,
sich über
den Beckenrand beugender, fischender Jüngling. Er
tritt mit dem rechten Bein auf die oberste der drei
Stufen unter dem Wasserbecken und sticht mit einem Dreizack
in der erhobenen rechten Hand auf den Salmfisch in
der Wassertiefe.
Die Figur ist dem Borghesischen Fechter
nachempfunden - ein makelloser antikischer Rückenakt
mit dem Gesäß eines griechischen Jünglings.
Die Wiener
haben um den schönsten Männerpopo Wiens diverse Geschichten
gerankt. So soll der Künstler Donner in eine hier am
Markt wohnende Bäckerstochter verliebt gewesen sein.
Sie wollten heiraten, aber ihr Vater ließ dies nicht
zu. Als Rache drehte Donner alle Brunnenfiguren mit
dem Popo dieses Bäckers. Die Providentia bekam das Antlitz
seiner Geliebten, der er nicht nahe sein durfte. |
Traun, Reinigungsarbeiten, Foto
1938 |
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Borghesischer Fechter, charlottenburg
Bild: wikipedia:
Norbert Aepli, Switzerland |
Ybbs
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Ybbs als jugendliche Quellnymphe |
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Die liebenswerte, jugendliche Gestalt der Quell-Nymphe
Ybbs wendet sich mit ihrem Körper zum Bassin.
Der rechte
Arm hält eine Amphore, aus
dem ursprünglich Wasser in das Becken floss. Ihr Haupt
wendet sich dem Betrachter zu. |
Ybbs, Original im Unteren Belvedere |
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Enns
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Enns, Kopie |
Enns, Original |
Die Enns
ist als alter, greiser, bärtiger Fährmann
dargestellt. Ein Ruder ruht auf seiner Schulter, er
lehnt auf felsigen Ufergestein. Sein linkes Bein hängt
über die Bassinwand. Der Federbund verweist auf die
Erzgewinnung im Lande. Träumend blickt sein
schilfumkröntes Haupt auf die Wasserfläche
des Brunnenbeckens. |
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Inschriften
Die Inschriften des Donnerbrunnens am Sockel der Providentia
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Rafael Donner, modelli(e)rt und in Blei gegossen 1739 |
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Restauriert von Martin Fischer, 1801 |
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Die Gemeinde Wien unter Bürgermeister Dr. Felder 1873 |
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Restauri(e)rt und in Bronze ausgeführt
in der k.k. Kunst-Erzgiesserei von Röhlich und Pönninger 1873 |
Quellen:
Auf springt der Quell, Band 1, Josef Donner, 1998,
Verlag ÖVGW (Österreichische Vereinigung
für das Gas- und Wasserfach)
Wien in Alten Ansichtskarten, Innere Stadt, Dr. Felix
Czeike, Verlag Europäische Bibliothek - Zaltbommel/Niederlande
Historisches Lexikon Wien, Dr. Felix Czeike, Verlag
Kremayr & Scheriau
Stadtchronik Wien, Verlag Brandstätter
Wien - Die Metropole in alten Fotografien, Ueberreuter
Verlag
Neues Monumental Album von Wien, Verlag Halm & Goldmann
Wien
Wiener Häuser von Hartwig Fischel, Kunst und
Natur in Bildern, Verlag Brüder Rosenbaum Leipzig
Wiener Bilder aus der Jugendzeit unseres Kaisers,
herausgegeben vom Gemeinderate der Stadt Wien, Verlag
Gerlach & Wiedling
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März 2008
Quellen
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