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Home | Rund um Wien | Klosterneuburg Kaiserzimmer

Die Kaiserzimmer im Stift Klosterneuburg

Stiegenhaus, Marmorsaal mit Kuppelfresko, Napoleonzimmer, Thronsaal, Speisesaal, Roter Salon, Arbeitszimmer

Stiegenhaus

Stiegenhaus
Modell der geplanten barocken Erweiterung

Stiegenhaus

Neben der Portierloge führt der ausgetretene Holzstöckelfußboden zu einem schönen schmiedeeisernen Gitter, hinter dem die Kaiserstiege liegt: sie führt hinauf zu den Kaiserzimmern. Der Aufgang durch 3 Treppenabsätze unterbrochen. 

Warum? Die Stiftsführerin meint: "3 x 9 und 1 x 7 Stufen. Dadurch konnten die feinen Damen mit ihren langen Kleidern mitzählen, und ein etwaiges Stolpern vermeiden". Nun ja, ich denke, solche Treppenabsätze boten Platz für Blumendekorationen, oder vielleicht standen auf jedem Absatz Repräsentanten des Stiftes, welche die Gäste mit einer tiefen Verbeugung begrüßten.

Jedenfalls ist es sicherlich hochherrschaftlich hergegangen zur Kaiserzeit. Heute wirkt die ganz in Weiß gehaltene Stiege kahl und schmucklos - kein Wunder, die geplanten Dekorationen sind nicht ausgeführt worden. Umso mehr stechen die goldenen Engeln neben dem Eingang zum Marmorsaal ins Auge.

Vor dem Eingang zum Marmorsaal steht ein Modell der unausgeführten Version des Stiftes. Kaiser Karl VI., der Vater Maria Theresias, wollte hier einen österreichischen Escorial schaffen. Also Residenz und Kloster zusammengefasst in einer Anlage.
Zu seinen Lebzeiten wurden jedoch nur die weißen Teile gebaut (siehe Bild oben), die Fertigstellung des heute bestehenden Quadranten erfolgte 100 Jahre später.

 

Marmorsaal

Der Marmorsaal, ein monumentaler Empfangsraum, sollte das Zentrum der Südseite bilden. Da Klosterneuburg aber ein Fragment blieb, liegt er heute in der Süd-Ost-Ecke des Stiftes.

Die Carrara-Reliefs über den Kaminen weisen auf den Schleierfund und auf die Kirchengründung hin.

Oberhalb der Türen sind Wappen der Pröbste ab dem 18. Jhd. angebracht. Jeder Probst führte neben dem offiziellen Wappen des Stiftes ein eigenes Wappen als Zeichen seiner Würde. Das wuchtige Kranzgesims wird von Säulenpaaren gestützt.

Das Kuppelfresko ist eines der letzten Werke von Daniel Gran, der auch das Fresko in der Nationalbibliothek ausgeführt hatte. Sieben Jahre (1749 -1756) arbeitete er an diesem hier, es wurde noch nie restauriert, man sieht also die Originalfarben!

Die Malerei in dem ovalen Prunkraum verherrlicht in hellen Farben das Haus Habsburg und den Stifter Leopold III, der 1485 heilig gesprochen wurde.

Die Architekturmalerei zwischen den Rundfenstern stammt von Domenico Francia (1756). 

Marmorsaal
 

 

Themen des Freskos

Verherrlichung von Leopold III.

Länder huldigen der Austria

Sieg des Christentums

Liebe und Fruchtbarkeit

Sieg des Rechts über Unrecht

 

Kuppelfresko im Marmorsaal
 

 

Verherrlichung Leopolds III.

Auf dem Obelisken ist Leopold III in einem goldenen Medaillon dargestellt.
Rechts davon ruht auf einem roten Polster der Erzherzogshut.

 

Böhmen, Ungarn und das Römische Reich huldigen der Austria

Auf einem Wolkenthron sitzt Austria mit goldenem Umhang. Sie stellt das personifizierte Österreich dar, unterstrichen von dem Mann hinter ihr mit der großen Fahne, auf der der österreichische Bindenschild und Erzherzogshut zu sehen ist.

Ein Soldat kniet vor ihr und überreicht ihr die Krone des heiligen römischen Reiches, von unten kommt ein Putto geflogen mit dem Schild von Ungarn in der Hand, eine Frauengruppe mit der Stephanskrone und der ungarischen Wenzelskrone schließt sich der Huldigung an.

 

Sieg des Christentums

Die Gruppe mit dem gerüsteten Kämpfer stellt den
Sieg des Christentums über das Heidentum dar.
Zu seinen Füßen sitzen gefesselte Türken.

 

Liebe und Fruchtbarkeit

Im grünen Kleid sitzt Kaiserin Maria Theresia, die Figur unterhalb von ihr hält ein Füllhorn in der Hand - ein Zeichen der Fruchtbarkeit (sie hatte 16 Kinder). Rechts von ihr sitzt in blauem Gewand ihr Gatte, Franz Stephan, der kleine Amor zwischen íhnen symbolisiert die Liebe. Links werden mit Harpunen die Feinde (Preußen, Bayern, Franzosen) in den Abgrund geschleudert.

 

Sieg des Rechtes über das Unrecht

Der besiegte Drache unterhalb der Säule
stellt das Unrecht dar, die Säule selbst die Stärke.

Napoleonzimmer

Napoleon wurde von Erzherzog Karl (Onkel von Kaiser Franz Josef I.) bei der Schlacht von Aspern im Mai 1809 angeblich die erste Niederlage überhaupt zugefügt. Genau genommen war es gerade mal ein Unentschieden und auch schon drei Monate später wurde mit der Schlacht bei Wagram Österreichs Schicksal besiegelt: Napoleon zog siegreich in Wien ein.

Zuvor hielt er sich kurz hier in Klosterneuburg auf. Angeblich nur eine halbe Stunde.

Trotzdem wollte er dieses Zimmer nach seinen Vorstellungen gestaltet wissen. Die gesamte Einrichtung entspricht dem Empire, die Stuhllehnen erinnern an Napoleons Hut.

Der Kerzenschirm auf dem Tisch spendete warmes Licht und diente auch als "Wärme-Isolierung": das Make Up der Damen konnte weniger leicht zerrinnen. Die Spiegeln stammen aus Italien.

Napoleonzimmer: einziger Raum im Empire-Stil
 

Thronsaal

Der Thronsaal diente als Audienzzimmer, war aber eigentlich als Schlafzimmer geplant. Da der goldbestickte Baldachin für das Bett war schon fertig war, wurde er kurzerhand in einen Thronbaldachin umfunktioniert. Hier stehen einige Kommoden mit sehr schönen Einlegearbeiten, auch die Stuckdecke ist beachtenswert. Über den Kaminen befinden sich Reliefs, die Beständigkeit und Stärke versinnbildlichen: Constantia et fortitudine war der Wahlspruch von Kaiser Karl VI. 
Seine Tochter Maria Theresia hielt sich allerdings immer nur kurz und nie über Nacht in Klosterneuburg auf. Sie hatte jedoch immer einen guten Grund zu kommen: ihr Beichtvater war ein Augustiner Chorherr.

Speisesaal

Der Gobelinsaal - das Speisezimmer - ist das kostbarste aller Gemächer. Gespeist hat einst hier der Kaiser, in unseren Tagen Königin Elisabeth von England.

Die riesigen Tapisserien die Jagd- und Speiseszenen zeigen stammen aus Brüssel und wurden nicht speziell für Klosterneuburg angefertigt. 10 Frauen arbeiteten insgesamt 2 Jahre an je einem Teppich, und sie haben eine wunderbare Qualität. Noch immer leuchten die prächtigen Farben, obwohl sie noch nie restauriert wurden und über 300 Jahre alt sind!

Dargestellt sind Szenen aus dem Leben Telemachos, Vorlage dafür war ein im 17. Jhd in Frankreich erschienener Roman von Fénélo. Telemachos war ein Sohn des Odysseus und der Penelope.

 
Der Speisesaal (Gobelinsaal)

 

Bei der Ausfahrt seines Vaters gegen Troja war er noch ein Knabe. Als Odysseus nach der Eroberung Trojas nicht nach Hause zurückkehrte, unterstützte der zum Manne gewordene Telemachos seine Mutter tatkräftig in ihrem Widerstand gegen die frechen Feier.

Nach seiner Heimkehr wurde Odysseus von seinem anderen Sohn Telegonos "irrtümlich" getötet, denn er wusste nicht, dass es sich um seinen Vater handelt. Mordwerkzeug war ein Speer, dessen Spitze nicht aus Metall, sondern aus dem Stachel eines Rochens gebildet ist, offenbar eine Waffe, die in sehr frühe Zeit zurückreicht. Die von dem Stachel mancher Rochenarten hervorgerufenen Wunden sind besonders bösartig. Die beiden Halbbrüder versöhnten sich später und jeder heiratete die Mutter des anderen: Telemach heiratete Kirke, Telegonos Penelope.

Jagd- und Speiseszenen auf den Gobelins
 

 

Nicht nur in den Tapisserien wird mit Speiseszenen auf die Funktion des Zimmers hingewiesen. Am Plafon ist das Gastmahl des König Salomons mit der Königin von Saba (A.T.) in Stuck ausgeführt (Santino Bussi).

Salomon, der Sohn Davids, war König von Israel. Die Königin von Saba aus Arabien wollte seine Weisheit prüfen und stellte ihm Rätsel. Doch er konnte alle lösen und ihr noch größere Weisheit mitteilen. Die Königin von Saba hinterließ ihm so reiche Schätze, dass daraus der Thron Salomons hergestellt wurde. Dieser bestand aus goldbekleideten Elfenbein, 6 Stufen führten hinauf, jeweils von 2 Löwen flankiert.

Von Tugenden, Heiligen und Propheten begleitet, entwickelt sich hieraus die Vorstellung von "Maria auf dem Thron Salomons". 

 
Plafon: Gastmahl König Salomon mit der Königin von Saba

 

Der Besuch der Königin von Saba bei König Salomon, ihre Huldigung und Wertschätzung
ihm gegenüber (sie bringt ihm Geschenke), gilt als alttestamentarisches Vorbild für die
Anbetung des Kindes durch die Heiligen drei Könige.

Roter Salon

In diesem und im nebenanliegenden Arbeitszimmer dominiert die rote, imperiale Wandbespannung.

Zu sehen ist ein prächtiger Holzkasten, der auf mächtigen Löwenpranken ruht, ein venezianischer Spiegel, und auch das Glaskästchen auf dem Tisch stammt aus Italien.

Beachtenswert ist die Standuhr, die Zeit, Datum und Mondphasen anzeigt. Die Öfen in den Ecken haben vorne keine Öffnung, aus Feuerschutzgründen wurden sie alle von hinten beheizt.

Die Bilder an den Wänden zeigen eine Zusammenarbeit der Maler Hamilton und Platzer. Der mächtige Kasten (nicht im Bild) steht auf Löwenfüßen.

Roter Salon
 

Arbeitszimmer

Dieses Zimmer wird von Kaiser Karl VI. beherrscht. Nicht nur durch das Gemälde (siehe Bild unten), am Plafon ist sein Wahlspruch Constantia et Fortitudine (Beständigkeit und Stärke) in Stuck ausgeführt. Auch seine Tochter Maria Theresia ist mit einem Bild vertreten. Eine Uhr mit Sensenmann weist auf die Vergänglichkeit hin. Ob damit vielleicht auch der Verlust von Spanien gemeint war? 

Die holzgetäfelte Tür führte einst zu den kaiserlichen Schlafgemächern, heute ist dort die Prälatur untergebracht.
Zwischen den Fenstern hängt ein Gemälde des Architekten Allio, darunter ein Stich von der geplanten Anlage. Dieses Blatt wurde nach dem Tod Kaiser Karl VI. ausgeführt, es sollte sozusagen als Propaganda für eine Weiterführung des Baus dienen.

 
kaiserliches Arbeitszimmer

 

Dieses Zimmer bietet dem Besucher einen schönen Ausblick auf Wien und auf die Donauauen.

Zu Füßen des Stiftes, dort, wo Allio einen barocken Garten vorgesehen hatte, und später Auwald wuchs, wurde 2004 ein "Bio-Heizkraftwerk" errichtet. Damit wird z.B. das Krankenhaus Klosterneuburg von Öl und Gas auf "Bio-Wärme" umsteigen. Die Donau wurde bereits 1911 im Zuge der Donauregulierung neu verlegt, und fließt nicht mehr am Fuße des Stiftes entlang.

Kaiser Karl VI.
Uhr mit Sensenmann
 
 
Stich vom Entwurf des barocken Escorial