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Ringstraße |
Franz II./I.
Denkmäler der Wiener Ringstraße
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Kaiser Franz II./I.
Habsburger, 1768 - 1835
Standort: Innerer
Burghof - Hofburg
Künstler: Pompeo Marchesi
Material: Bronze
Enthüllung: 1846 |
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Die Idee
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Noch zu Lebzeiten, 15 Jahre vor
seinem Tod hatte sich Kaiser Franz II./I. in einem Handschreiben
ein Denkmal gewünscht. Es sollte aus Marmor sein
und entweder in der Karlskirche oder in der Kirche am
Hof aufgestellt werden.
Doch sein
Kanzler Metternich wollte nichts davon wissen. So eine
"künstlerische Verherrlichung" sei diplomatisch nicht
angebracht.
So wurde erst nach dem Tod des Kaisers
(1835) von seinem Nachfolger Kaiser Ferdinand I. der
Plan für das
Denkmal wieder aufgenommen.
Treibende Kraft dahinter
war die vierte Gattin von Franz II./I., Caroline
Auguste, der unermüdlichen Förderin des Mythos
vom "guten Kaiser Franz".
Bis zur Fertigstellung und Enthüllung 1846
sollten noch weitere 11 Jahre vergehen. |
Kaiser Franz II./I. |
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Entwürfe
Die bekanntesten Wiener Architekten
reichten Vorschläge
ein. Von Anfang an gab es Diskussionen: Ob der Kaiser sitzen
oder stehen soll, ob er als römischer Imperator
oder als Volkskaiser dargestellt werden soll. |
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Entwurf: griechisch-römischer
Stil |
Entwurf: semiteutonischer Stil |
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Entwurf: teutonischer Stil |
Entwurf: bramatesker Stil |
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Auftrag.
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Die Wiener
Akademie konnte keine Entscheidung treffen. So überließ man
es dem Kaiserhof eine neue Konkurrenz auszuschreiben,
was der auch tat.
Aber dann kam der Paukenschlag: Der Mailänder Pompeo
Marchesi (1789 - 1858), der gar nicht an den Ausschreibungen
teilgenommen hatte, bekam den Auftrag.
Der 'Kutscher Europas', Kanzler
Metternich hatte auch hier die Zügel in der Hand
gehabt und den Italiener durchgesetzt.
Und als der Marchesi auch noch zusätzlich den
Auftrag für das Grazer Franz-Denkmal bekam (1841
enthüllt), wuchs sich die Angelegenheit schnell
zum größten Kunstskandal der Vormärzzeit
aus. |
Pompeo Marchesi, Bildhauer |
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Die Würfel waren jedoch gefallen: Den offiziellen
Auftrag erhielt der Canova-Schüler von Kaiser Ferdinand,
als dieser anlässlich seiner lombardischen Krönung
1838 in Mailand weilte und dort den Bildhauer in seinem
Atelier besuchte.
Für die österreichischen Künstler war
dies eine große Enttäuschung und auch Verbitterung.
Logisch, dass dann das Endprodukt auch heftigst kritisiert
wurde: "Dem Franz seine Beine hören beim Bauch auf!"
Im Frühsommer 1841 kam Marchesi mit
den fertigen Entwürfen nach Wien, die Holzmodelle
wurden in der Gloriette (Schönbrunner Schlosspark)
ausgestellt. Der Guss erfolgte in der Bronzegießerei
Manfiedini in Mailand (auch für jenes in Graz). |
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Denkmal Franz II./I. in Graz, 1841 |
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Platzfrage
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Innerer Burghof, früher Innerer
Burgplatz genannt |
Die Akademie der bildenden Künste
als oberste Kunstbehörde beschäftigte sich
durch Jahre hindurch in ihren Sitzungen mit dem Denkmalprojekt.
Zuerst ging es um die Platzfrage zu der es mehrere Vorschläge
gab: Inneren Burghof, Äußeren
Burgplatz (1878 offiziell in Heldenplatz umbenannt),
Ballhausplatz.
Man scheute nicht einmal vor dem Gedanken
einer Übertragung der berühmten Mariensäule
vom Platz Am Hof auf die Freyung zurück, um dort
für das Denkmal des Kaisers Raum schaffen zu können.
Letztendlich fand Kaiser Franz II./I.
im Inneren Burghof seinen Platz, der früher Innerer
Burgplatz genannt wurde, und einst als Turnierplatz
diente.
An der Rückseite des Denkmals liegt der Amalientrakt, in dem Kaiserin
Elisabeth später ihre Räumlichkeiten haben sollte. Rechts der
Reichskanzleitrakt, wo ihr Gatte Franz Joseph I. wohnte und links der
Leopoldinische Trakt, wo früher Kaiserin Maria Theresia residierte
(heute Büro des Bundespräsidenten).
Grundsteinlegung
1842
Am 18. Oktober 1842, dem 29. Jahrestag
der Völkerschlacht bei Leipzig, wurde in einem
feierlichen Akt der Grundstein des Denkmals gelegt (Anm:
Quelle Dehio; eine andere Quelle gibt 18.10.183 an,
was eigentlich schöner gepasst hätte).
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Enthüllung
mit Pannen 1846
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Die Enthüllungsfeier wurde für den 16.
Juni 1846 festgelegt. Es war der Jahrestag der Rückkehr
von Kaiser Franz II./I. am 16. Juni 1814 von den Pariser
Verhandlungen.
Dieses Ereignis wurde von Peter Krafft
festgehalten. Das Monumentalbild- mit der Karlskirche
im Hintergrund - hängt heute in den Kaiserappartements
in der Hofburg.
1813 war Napoleon in der Völkerschlacht
von Leipzig besiegt worden, 1814 handelten die Siegermächte
den Frieden von Paris aus, bei dem auch die Abhaltung
eines Kongresses beschlossen wurde - organisiert von
Metternich in Wien. Man feierte also Napoleons Ende -
doch er kam zurück... |
Rückkehr Franz 16.6.1814 - Enthüllung 16.6.1846 |
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Links: Rückkehr Kaiser Franz aus
Paris, 1814. Audienz-Wartesaal in der Hofburg
Bild: © Schloß Schönbrunn
Kultur- und Betriebsges.m.b.H. / Lois Lammerhuber |
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Enthüllungsfeier, rechts
die kaiserliche Tribüne |
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Sitzordnung. Vor
dem Denkmal der Alter. Rechts der Hof, Damen und Herren
getrennt. |
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Franz Joseph I., damals 16 Jahre alt, berichtet von
der Feier, welche auch einer seiner ersten öffentlichen
Auftritte war, in seinem Tagebuch:
"...als
auf dem Platz alles ruhig war, hielt Fürst
Metternich eine Rede an den Kaiser und dieser antwortete
ihm.
Darauf wurde auf ein Zeichen
die Statue enthüllt,
nur blieb unglücklicherweise das Tuch welches
den Kopf bedeckte zu lange hängen.
Alle Musiken
schollen nun, die ganze Garnison gab Dechargen und
die Kanonen schossen 101 Schuss. Nun stimmte die
zahlreich versammelte Geistlichkeit das Tedeum an,
worauf die Bürger und dann die Garnison defilierten." |
16.6.1846 Tagebucheintrag F. J. I. |
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Die ganze Zeremonie muss
ziemlich chaotisch abgelaufen sein. Es begann schon
damit, dass viele Gäste nicht ihre Plätze
wie vorgeschrieben einnehmen konnten, weil ein Großteil
der Platzkarten vertauscht worden war.
Dann die Ansprache
von Metternich. Der Kaiser Ferdinand soll tatsächlich
auch das Wort ergriffen haben, allerdings musste ihm jedes
Wort vorgesagt werden. Zwei Jahre später sollte der
Epileptiker von seinem Amt zurücktreten.
Dann noch
die Peinlichkeit mit dem Tuch: Nachdem ein Strick gerissen
war, zeigte sich dem amüsierten Publikum ein Kaiser
Franz mit eingewickeltem Kopf. Nach langem Hin und Her
wurde eine Leiter gefunden. Schließlich erklomm ein
Arbeiter das schwankende Gerät und vollendete den
Festakt.
Bei der Heimkehr sagte seine Mutter Sophie zu
Franz Joseph: "Nun hast du einmal gesehen, wie etwas
nicht sein soll, und das ist auch eine wertvolle Belehrung."
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Ablöse der Burgwache im Inneren
Burghof |
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Kaiser Franz
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"Die Haxn hean bei da Wampn auf!" lästerten
die Wiener.
Der Kaiser stand als Symbol und Garant des Vielvölkerstaates.
Die Figur sollte übernationales Erscheinungsbild
aufzuweisen, daher ist er in der Toga dargestellt nach
dem Vorbild römischer Imperatoren. |
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Als Vorbild für die Kaiserstatue wird
manchmal die sich in Rom befindende antike Statue 'Augustus
von Primaporta' genannt.
Die wurde allerdings erst 1863 gefunden, also lange,
nachdem dieses Denkmal schon fertiggestellt war. |
Augustus von Primaporta |
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Allegorien kaiserlicher Tugenden
Sitzfiguren
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Glaube, Friede (vorne), Stärke,
Gerechtigkeit (hinten)
Die vier sitzenden weiblichen Allegorien
an den Ecken symbolisieren Gerechtigkeit, Stärke
(Macht), Friede und Glaube/Religion. Das gleiche gibt
die Widmungsinschrift an der Rückseite des Monuments
an, indem die Tugenden des Verstorbenen thematisiert
werden. |
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Friede mit abgesetzten Schwert
und Olivenzweig (vorne rechts) |
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Glaube (vorne links)
In ihrer rechten Hand hielt die Figur ein Kreuz, welches gestohlen
wurde. |
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Stärke mit Keule und
Schild mit Löwenrelief (hinten links) |
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Gerechtigkeit mit Schwert,
in der anderen Hand hielt sie vielleicht eine Waage - sicherlich
auch gestohlen (hinten rechts) |
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Reliefs:
Allegorien auf Franz I. als Förderer
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Am Sockel des Denkmals sind acht Relieffelder
angebracht. Sie ergänzen die Statue des Kaisers und
sollen ihn als Förderer auszeichnen.
Die dargestellten
vier weiblichen und vier männlichen Allegorien sind:
Wissenschaft, Handel und Gewerbe, Berg- und Hüttenbau,
Ackerbau, Viehzucht, Kunst und Heldentum.
Bei den Reliefdarstellungen kam es zu einer
Mischung von klassischen und zeitgenössischen Elementen.
Die Figuren sind teilweise in antiker Gewandung
dargestellt, ganz moderne technische Elemente sind beim Bergbau
und der Industrie zu finden (Davysche Sicherheitslampe, neu
erfundene Spinnmaschine von Clarke und Bughy). |
Mitte: Spinnmaschine, rechts: Lampe |
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Reliefs im Uhrzeigersinn, beginnend vorne Mitte
▲ Wissenschaft
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Die Allegorie der Wissenschaft zeigt eine blumenbekränzte
Frauengestalt. In ihrer rechten Hand hält sie eine Schriftrolle,
auf der steht in griechischer Schrift EYPHKA, angeblich
ein Ausruf des Archimedes (heureka = "Ich hab's
gefunden!").
Zu ihren Füßen steht ein Globus, mit Reichsapfel und astronomischen
Zeichen(?). Auf der Äquatorlinie hat Pompeo Marchesi signiert. |
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Die linke Hand der Wissenschaft zeigt auf
eine Inschrift
rechts unten: A DIIS IMMORTALIBVS
- OMNIVM RERVM -
CAPIENDA PRIMORDIA (Von den unsterblichen Göttern
ist aller Dinge Ursprung herzuleiten.) |
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Heldentum
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P. Marchesi statuario -
Signatur des Künstlers am Schild entlang der oberen Rille |
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Kunst
▲ Viehzucht ▲ Ackerbau
▲ Bergbau
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Davysche Sicherheitslampe
Sir Humphry Davy
(
1778 - 1829) war ein englischer
Chemiker.
Er erfand eine Grubenlampe, die drohendes Schlagwetter
anzeigen konnte und die im Bergbau eingesetzt wurde.
Sein Assistent
war Michael Faraday .
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Davysche Lampe |
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Industrie
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Handel und Gewerbe
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BELLO EXTINCTO
VIIS. PATEFACTIS
TERGESTE. ET. VENETIIS
PORTVS. IMMVNITATE
DONATIS
COMMERCIVM
TERRA. MARIQVE
AVCTVM
Inschrift: Nach Beendigung des Krieges (und)
dem Ausbau der Straßen wurde, nachdem an Triest und
Venedig Abgabenfreiheit von Hafenzoll verliehen worden war,
der Handel zu Wasser und zu Lande vergrößert.
Diese Inschrift stammt von Felice Bellotti
(1786 - 1858), Dichter, auch Übersetzer griechischer
Tragödien. Unter Franz I. wurde Triest durch eine gute
Straße mit dem Inneren Österreichs verbunden.
Den größten Aufschwung nahm die Stadt durch die
Gründung des Österreichischen Lloyd (1833). |
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Inschrift Vorderseite
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Meine Liebe meinen Völkern, Testament
Kapitel 14 |
AMOREM MEVM POPVLIS MEIS
TESTAM [enti] CAP [ut] XIIII
Die Inschrift ist eine Textstelle aus dem
Testament von Kaiser Franz I. Er war für seinen sprichwörtlichen
Geiz bekannt, die Wiener kommentierten seinen Nachlass
auf dem Denkmal: Die Liebe hinterlässt du uns, aber
sonst nichts, keinen Groschen!“ |
Die Inschriften auf dem Sockel wurden von Josef C. Arneth
(1791-1863), dem Direktor des k. k. Münz- und Antikenkabinetts,
Vater des bekannten Geschichtsforschers Alfred Arneth verfasst.
Die schwungvollen Worte ,Amorem meum populis meis' lauten
in dem Testament (1. 3. 1835) des Kaisers etwas nüchterner:
'Meine Liebe vermache ich meinen Untertanen.' Dann fährt
der Kaiser fort: 'Ich hoffe, dass ich für sie bei
Gott werde beten können, und ich fordere sie auf zur
Treue und Anhänglichkeit gegen meinen legitimen Nachfolger,
so wie sie mir dieselbe in guten und schlimmen Tagen bewiesen
haben.'
Diese Worte bilden mit dem Dank an die Armee und die guten
Staatsdiener den Punkt 14 des Testamentes, der am 6. März
und noch mehrmals in der Wiener Zeitung verlautbart wurde.
Die vier Beinamen des Kaisers finden sich auch in der Grundsteinurkunde:
dem Frommen, Gerechten, Friedfertigen, Standhaften und
von den vier Eckstatuen symbolisiert. |
Inschrift
Rückseite |
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IMP[eratori] FRANCISCO I. PIO IVSTO FORTI PACIFICO
PATRI PATRIAE AVGVSTO PARENTI
FERDINANDVS I. AVSTRIAE IMP[erator] MDCCCXXXXVI
Inschrift: Für Kaiser Franz I., den frommen, gerechten,
tapferen und friedfertigen,
den Vater des Vaterlandes und erlauchten Vater (ließ dieses Denkmal
errichten)
Ferdinand I., Kaiser von Osterreich, 1846
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11,13
Quellen: Stefan Riesenfellner, Werner Telesko,
Dehio, Czeike, Tagebuch Franz Joseph I.
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