Das Palais Weisweiler war das letzte Beispiel eines großbürgerlichen Wohnhauses, das, wenn auch mit allem technischen Raffinement seiner Zeit ausgestattet, durchaus noch der Tradition des ausgehenden Historismus zuzuordnen war.
Es wurde 1924-31 von dem Wiener Architekten Theodor Mayer für den Bankier Weisweiler errichtet. Auf dem Grund stand zuvor ein herrschaftliches Wohnhaus aus den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, von dem Teile beim Neubau Verwendung fanden.
Das Gebäude stand unter deutlichem Einfluss französischer Vorbilder aus der Zeit um 1900. So wurden etwa sandsteinimitierende Putztechniken, die in Wien ungebräuchlich waren, in Foyer und Stiegenhaus nach Pariser Muster ausgeführt, wahrscheinlich von französischen Professionisten. Auch Teile der Ausstattung (Kamine, Beschläge usw.) kamen aus Frankreich. Unter den vornehmen Häusern und Villen der Zwischenkriegszeit nahm das Palais Weisweiler wegen seiner besonders reichen Ausstattung eine Sonderstellung ein.
So waren z.B. im Vestibül und Treppenhaus die Böden mit weißem Marmor und Serpentin gepflastert, die Stiegengeländer mit reich gestalteten Schmiedeeisenarbeiten versehen; an den Wänden befanden sich zahlreiche Spiegel und Scheintüren, die man nach Einbruch der Dunkelheit vor die Erdgeschoßfenster ziehen konnte. Der sorgfältig geplante Garten erstreckte sich über einer weitläufigen Garage für mehrere Automobile.
Nach Enteignung des Besitzes im Jahr 1938 wurde das Haus für Dienststellen der Wiener Städtischen Straßenbahn genutzt; zuletzt befanden sich dort Büros der Alpine-Montangesellschaft. Der letzte Eigentümer, der Wiener Makler Franz Machek, versuchte vergeblich, das Haus gewinnbringend zu vermieten. Nach einigen Jahren ohne Nutzung wurde der Abbruchsbescheid erwirkt, ein Jahr bevor das Gebiet zwischen Rennweg und Heumarkt, also auch die Salesianergasse, 1974 zur Schutzzone erklärt wurde. Heute steht dort eine Wohnhausanlage der Areal-Baugesellschaft. |