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Home | Palais | Rottal

 

  Palais Rottal  
1, Singerstraße 17-19

 

Architekt: Franz Hillebrandt
1750 - 1754
(Stich Salomon Kleiner, 1720)

Baugeschichte

Bereits im 14. Jahrhundert sind an der Stelle des heutigen Palais in der Singerstraße mehrere Häuser erwähnt.
Nach und nach wuchsen diese Bauwerke zu zwei größeren Gebäuden zusammen.
Links entstand das "alte" Palais Rottal (13 Fensterachsen; Singerstrasse/Grünangergasse), rechts das Billiottesche Stiftungshaus (6 Fensterachsen; Singerststrasse/Kumpfgasse).
Beide wurden 1752 zum heutigen Palais Rottal zusammengefasst - aber nur innen: außen ist nach wie vor die Zweiteilung erkennbar.

Altes Palais Rottal

Palais Rottal (rechts), St. Nikolai Kirche (links)

Die Grafen von Rottal ließen zwischen 1667 und 1683 von Giovanni Pietro Tencalla ein Palais errichten (1721 von Anton Ospel umgestaltet).

Dieses "alte" Palais Rottal war ein eleganter einstöckiger Bau mit einem markanten Rondell an der Ecke zur Grünangergasse.

Erhalten sind von diesem Gebäude noch das Vestibül (eine dreischiffige Säulenhalle) und die beiden Portale.

Diese wurden später mit kräftigen gesprengten Segmentgiebeln, auf denen allegorische Figuren sitzen, versehen.

Es sind Frauen mit den Attributen Löwe (Tapferkeit), Hahn (Wachsamkeit), Säule (Standhaftigkeit) und Anker (Hoffnung).

Portal mit Allegorien
 
Tapferkeit
Wachsamkeit
Standhaftigkeit
Hoffnung

Billiottesches Stiftungshaus

Billiottesches Stiftungshaus, Kupferstich 1733
Billiottesches Stiftungshaus, Ecke Singerstrasse / Kumpfgasse

Der aus Frankreich geholte Arzt, Dr. Franz Billiottte, war der Leibarzt Kaiser Leopolds I.
In der Roßau erwarb er einen Grund zwecks Errichtung eines botanischen Gartens ("hortus medicus"). Er war für wissenschaftliche Zwecke bestimmt, Billiotte versetzte ihn in einen hervorragenden Zustand. Im dortigen Billiotteschen Haus wurden Kranke unentgeltlich behandelt, die erfoderlichen Arzneien erhielten sie kostenlos aus seiner Armenapotheke, sie lag gegenüber dem Strudelhof.

Testamentarisch vermachte er 1677 sein gesamtes Vermögen einer Stiftung, die sich um Arme kümmern sollte. So erwarben seine Nachkommen das von Anton Ospel (1733?) erbaute Haus in der Singerstrasse, wo Bedürftige Unterkunft und Verpflegung erhielten.

Allegorie mit Buch und Januskopf
 
Tor Stiftungshaus
Detailaufnahme

Ankauf unter Kaiserin Maria Theresia

Palais Rottal mit Wächterhäuschen

Staatsbank, Unterrichtsministerium, Finanzprokuratur, Volksanwaltschaft

1750 kaufte der Staat beide Gebäude und ließ sie innen zusammenfassen.
Die gesamte bauliche Neugestaltung - das imposante dreistöckige Treppenhaus, der Innenhof in seiner kompakten Form, sowie die der Fassade am alten Palais Rottal besorgte laut Gedenktafel Franz Anton Hillebrandt (1719 - 1797), andereQuellen nennen Franz Anton Pilgram (1699 - 1761).

In den folgenden Jahrhunderten wechselten die Bewohner, genauer gesagt, Beamte, je nach Bestimmung.

Zuerst zog die Staatsbank ein, welche gut bewacht werden musste: erhalten sind noch die Schließtüren der Lichtschächte.

Im 19. Jahrhundert wurde ein Stockwerk aufgesetzt und es folgte das Unterrichtsministerium (Gedenktafel), dann war das Finanzamt am Zug.

Damals hatte man offensichtlich ein großes Sicherheitsbedürfnis: Bei den Umbauten 1904 kamen die beiden steinernen Wächterhäuschen in neobarocken Stil dazu.

Seit 1981 ist das Palais wieder Sitz der Finanzprokuratur Wien und seit 1983 der Volksanwaltschaft - Sie sind beim Ombudsmann herzlich willkommen!

Gedenktafel Unterrichtsministerium
 

Inneres

Einfahrt

Das Haus betritt man durch eine breite, mit Stuckaturen verzierte Einfahrt, die in den Innenhof weiterführt. Das Vestibül besteht eigentlich aus zwei Räumen: Der vordere einschiffige Durchgang mit zwei Nischen mündet in eine deutlich breitere dreischiffige Halle, deren Decke durch Säulen getragen wird. Von hier gelangt man in das Treppenhaus, dessen Stiegen in einem Lauf zum Piano nobile führen.

Innenhof

Der Innenhof vermittelt den Eindruck einer großen Geschlossenheit, zu der vor allem die bühnenartige gekrümmte rückwärtige Fassade beiträgt. Auch seine Wände sind mit Stilelementen der Fassade dekoriert, die hier allerdings wesentlich schlichter ausgefallen sind. Die Wandflächen und Geschoßhöhen sind hier einheitlich, das gesamte Ensemble macht einen sehr geschlossenen optischen Eindruck.

Prunktreppe

Einen großen Teil des rechten Flügels nimmt die Prunktreppe mit dem glanzvollen Stiegenhaus ein, das in seiner Dimension über mehrere Etagen in seiner Art einzigartig in der Wiener Palaisarchitektur ist. Wandnischen und Pilaster verzieren die Wände, Ziervasen, Putten und Figuren lockern den Eindruck auf. Von der oberen Plattform führen mehrere Türen in verschiedene Gebäudeflügel.

Räume

Im linken Flügel des Hauses finden sich noch einige Räume in der Originalausstattung mit Stuckaturen, Stuccolustro-Verkleidungen und ähnlichen Originalelementen der spätbarocken Architektur.

Das kleine Kapellenzimmer mit seiner ovalen Kuppel hat noch zum Teil seine originale Ausstattung aus dem 18. Jahrhundert, teilweise wurde es im 19. Jahrhundert renoviert.

Schließlich sind die Amtsräume des Präsidenten der Finanzprokuratur im hinteren Teil des Hauses weitgehend noch im originalen Bauzustand des Palais erhalten. Der noch bestehende Salon weist eine reiche Stuckornamentik auf, insbesondere die Ecknischen sind reich ausgestaltet.

Auch einige weitere Repräsentationsräume weisen noch Stuckverzierungen auf. Vom ehemaligen Festsaal kann man nur mehr den oberen Teil bewundern - die reiche Ausstattung kontrastiert zum nunmehr reduzierten Gesamtvolumen des Raumes allerdings in einer auffälligen Weise.

Fassade ,

Das große kaiserliche Wappen an der Attika erinnert an die alte Tradition des Palais als Amtsgebäude.

Die 19-achsige Hauptfront des Komplexes lässt noch immer erkennen, dass hier ursprünglich kein einheitlicher Bau vorhanden war, sondern mehrere Bauteile mit unterschiedlichen Geschoßhöhen miteinander verbunden wurden.

Der linke, größere Teil ist reich ornamentiert, in der Mitte von den zwei Risaliten befindet sich jeweils ein Tor. Die kleinere, rechte Hälfte (ehemaliges Stiftungshaus) ist schlichter gestaltet.

Die beiden dreiachsigen Portalrisaliten mit den reich gestalteten Toren bilden die gestalterischen Hauptakzente der Fassade.

Über den Fenstern der Portalzonen befindet sich reicher Muscheldekor. Das zweite und das dritte Geschoß wurden durch Pilaster zusammengezogen.

Attikafiguren vom Palais Prinz Eugen  

In der alten Gesimszone - das letzte Stockwerk wurde im 19. Jh. aufgesetzt und historisierend dem Altbau angeglichen - befinden sich militärische Embleme.

Auf der Attika sind fünf Steinfiguren, die im 19. Jahrhundet vom Winterpalais des Prinzen Eugen abgenommen wurden, aufgesetzt. In der Mitte befindet sich das kaiserliche Wappen, das von einer Krone bekrönt wird.

Franz Hillebrandt, der den Um- bzw. Neubau geschaffen hat, war ein Schüler und Nachahmer des Lukas von Hildebrandt. Daher sind auch die für diesen Künstler so charakteristischen Nabelscheiben als Zierelement so häufig verwendet.

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Mai 10 , Juli 11