Am 30. Juli 1701 sucht Graf Johann Adam
von Questenberg um die Bewilligung an, bei dem Neubaue
seines Hauses in der Johannesgasse mit der Fassade einen
halben Schuh vorfahren zu dürfen, um eine "verstörkhung
der forderen Mauer auf die Gassen" zu erreichen. Durch
den Neubau werden nicht nur zwei Bürgerhäuser,
die wiederum aus je zwei Teilhäusern bestanden,
sondern auch ein schmales Gässchen verbaut.
Die Entwürfe für den Neubau des
sechzehnachsigen Palastes müssen in die Jahre 1700
und 1701 fallen. Der Architekt ist unbekannt. Es wurden
Domenico Egidio Rossi und Johann Bernhard Fischer von
Erlach als Autoren angenommen, doch sind beide Namen
aus historischen oder aus künstlerischen Gründen
von der Autorschaft an dem Palais auszuschließen.
Die wandhafte Geschlossenheit der Fassade
und das Treppenhaus mit toskanischen Säulen, das
sich in seiner Grundform mit dem des Palastes Dietrichstein-Lobkowitz
berührt, lassen einen italienischen oder überwiegend
italienisch orientierten Baumeister als Schöpfer
des großen Palastes vermuten.
Die ungewöhnliche Gliederung der Fassade
durch zwei gleiche, kaum aus der Wand vortretende Risalite
mit Riesenpilastern und Statuenbalustraden schafft der
Fassade zwei Zentren, die durch die unverändert
durchlaufenden Reihen aller Fenster und durch die zurückhaltende
Einfachheit der beiden Portale in ihrer Kraft wieder
abgeschwächt werden. Dieselbe Indifferenz offenbart
sich in der Übereinanderordnung der beiden fast
gleichwertigen Hauptgeschoßfensterreihen, die unverbunden
in der Wand sitzen.
Über dem Sockelgeschosse, in dessen
Bänderung die Fensterrahmen mit großen Keilsteinen
verankert erscheinen, fehlt der Wand jede Gliederung.
Die Dachbalustrade mit Figuren ist abgetragen,
wie auch die Wappenkartuschen über den Fensterverdachungen
der Balkontüren, die Salomon Kleinere Stich zeigt,
verloren sind oder nie ausgeführt wurden. Dem Gliederungssystem
fehlt die Stoßkraft und Bewegtheit im Sinne Johann
Bernhard Fischers. Es erscheint der bewegungsleeren Mauer
wie aufgelegt, die Mauer selbst aber entbehrt wieder
des Massengewichtes der Bauten Martinellis.
Das dreischiffige Vestibül - mit breiterem
mittlerem Schiff - öffnet sich in drei großen
Bogen gegen den quadratischen Hof. Sechs toskanische
Freisäulen tragen Gurtbogen, zwischen denen sich
kuppelige Kreuzgewölbe spannen. Die seitlichen Schiffe
sind um ein Gewölbefeld kürzer als das mittlere
Schiff, da durch Abmauerungen bis zum vordersten Säulenpaar
die Eckfelder der Eingangshalle abgetrennt werden.
Die rechte Seitenwand der Eingangshalle
ist vor dem Hofe in zwei Bogen zum Treppenhause geöffnet.
Ein Lauf von vierzehn Stufen, der mit den beiden untersten
in das Vestibül vorgreift, führt zum ersten
Podest der dreiläufigen Treppe um einen schmalen
offenen Kern. Toskanische Säulen auf einfachen Podesten
tragen die Läufe, die von steigenden Tonnen mit
Stichkappen überdeckt werden, während die Eckpodeste
mit rundbogigen Figurennischen von kuppeligen Wölbungen
abgeschlossen sind. Das Steinbandwerk züngelt unter
den geraden Deckplatten mit einer hochdringenden Windung
vor den Säulenpostamenten empor. Da die großen
Treppenpodeste an den Fenstern der rechten Hofwand liegen,
sind die Läufe des von einer flachen Stuckdecke
abgeschlossenen Raumes dunkel. Die Stukkierung des Vestibüls
mit Büsten antiker Imperatoren in hochovalen Nischen über
den Türen und mit Akanthusranken auf den Gewölbefeldern
stammt aus der Erbauungszeit des Palastes. |