Der Bau wurde im Auftrag des Grafen
Kaunitz 1694 begonnen. Die Häuser, die vorher hier bestanden hatten, waren
so schwer während der Belagerung von 1683 beschädigt
worden, dass sie abgetragen werden mussten. War doch die
Hauptangriffsrichtung die altertümliche Löwelbastei
gewesen. Entwerfer des Baues war Domenico Martinelli und
Baumeister Antonio Riva. Aus unbekannten Gründen kam
es zum Zerwürfnis mit Martinelli, und 1694 wurde bereits
die Bauleitung dem Gabriel de Gabrieli übergeben,
der bis 1697 den Rohbau vollendete. Abgeschlossen wurde
der Bau 1705/06. Zu Veränderungen war es, besonders
im Stiegenhaus, gekommen.
Die Hauptfassade ist gegen die Bankgasse gekehrt. Hier
befindet sich eine 13achsige, viergeschossige Fassade
mit einem geringfügig vorspringenden Mittelrisalit.
In ihm befinden sich, streng symmetrisch, drei Tore, von denen das mittlere
besonders hervorgehoben ist. Darüber liegt ein Balkon
mit Barockbalustern. Getragen wird er von vier Säulen
und vier Pfeilern mit jonisierenden Kapitellen. Auf dem
Balkon befinden sich Figurengruppen: Links und rechts
je zwei Putti mit Füllhörnern und Blumen, dem
liegenden Vulkan mit seinem Attribut (Schmiedehammer)
und der liegenden Venus, wieder mit je zwei Putti. Uber dem Balkonfenster befindet
sich das fürstlich liechtensteinische Wappen, vom Vließorden gerahmt.
Zwei Genien halten die Fürstenkrone. Unter den geraden Giebeln des 1.
Geschosses sind Maskera, im Mittelrisalit je ein Stierkopf.
Der Mittelrisalit wird durch korinthische Riesenpilaster zusammengehalten,
die Fenster tragen segmentförmige Bekrönungen mit Löwen- und Frauenköpfen.
An den Seitenrisaliten sind giebelförmige Fensterbekrönungen. Im 3.
Geschoß sind die Fenster des Mittelrisalites mit Giebeln, die der Seitenrisalite
gerade geschlossen. Über dem Gesimse des Mittelrisalites befindet sich
ein Balusteraufbau mit sechs vollplastischen Figuren. Die Plastiken stammen
von Giovanni Guiliani.
Die Einfahrtshalle ist fünfschiffig, durch 8 toskanische Säulen und
4 Pfeiler gegliedert. An der rechten und linken Wand sind je 2 Figuren - Venus
und Amor bzw. Poseidon mit Hippokamp - auf mächtigen Sockeln.
Der Hof ist nahezu quadratisch. Über den Fenstern des 1. Geschosses ist
ein gerader Abschluss und darunter Maskera. Im 2. Geschoß befinden sich
dreieckige Giebel. Im Hof weiters zwei mächtige Konsolen mit Vasen.
Das Stiegenhaus ist prachtvoll mit Figuren und Stuck geziert. Leider sind die
Fresken von Andrea Lanzani nicht erhalten. Den reichen Stuck schuf der bedeutende
Santino Bussi während der Jahre 1695 bis 1704. Die Plastiken stammen -
wie auch die der Außenseiten und der Durchfahrtshalle von Giovanni Giuliano.
Gegen die Löwelstraße liegt eine neunachsige Fassade. Im 1. Geschoß haben
die Fenster eine gerade Bekrönung mit darunter liegenden Maskera, im 2.
Geschoß sind Dreieckgiebel und im 3. Geschoß wieder gerade Fensterabschlüsse.
Als Zeichen der ehemaligen Freiung ist hier noch die auf Steinsockeln befestigte
Kette vorhanden.
Gegen den Minoritenplatz bzw. die Abraham a Sancta-Clara-Gasse hin ist wieder
eine dreizehnachsige Fassade. Über den Fenstern des Untergeschosses befinden
sich gerade Abschlüsse. Die Fenster der Beletage sind von tiefschattenden
Dreieckgiebeln bekrönt, und
im 3. Geschoß befinden sich wieder gerade
Abschlüsse über den Fenstern. Das Dachgesimse wird von Konsolen getragen.
Großartig ist das Portal gegen den Minoritenplatz. Mächtige Atlanten
tragen - das Portal rahmend — einen vorspringenden Balusterbalkon,
auf dem seitlich je eine Vase aufgesetzt ist. Über der Mittelachse des
Portals ist das fürstliche Wappen der Familie angebracht, und darüber
tragen zwei Putten die fürstliche Krone. Die Zwickel seitlich des runden
Portalabschlusses sowie die darüber liegende Konsole und die Architrave
sind reichlich floral verziert. Dieses Portal dürfte 1705 nach einem Entwurf
von Johann Bernhard Fischer von Erlach entstanden sein.
Während der Jahre 1836—1847 wurden die Innenräume nach Plänen
von P. H. Devigny umgestaltet. Es wurden Aufzugmaschinen eingebaut, durch die
Räume in ihrer Größe und Höhe verändert werden konnten.
Solange die Stadtmauern noch standen, war das Palais durch einen gedeckten
Schwibbogen mit der Löwelbastei verbunden.
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