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Architekt: Pietro Tencala
Ende 17. Jhd. |
Nach dem Sieg der vereinigten Truppen über das türkische Belagerungsheer im Jahre 1683 begann um 1690 die intensive Barockisierung Wiens. So kaufte der Palatin Paul Esterhazy um 1690 mehrere Bürgerhäuser in der Wallnerstraße und im Haarhof, ließ diese demolieren und durch einen unbekannten Architekten ein Stadtpalais errichten. Über den Planverfasser gehen die Meinungen auseinander.
Die ältere Literatur weist auf Ähnlichkeiten mit Bauten Giovanni Pietro Tancalas hin, während Egger auf Ähnlichkeiten zur Baukunst Berninis, also zum römischen Barock, hinweist. Eine Tafel im Hof gibt als Entstehungsjahr in einem Chronogramm das Jahr 1695 an. Die Kapelle wurde 1699 geweiht.
Im 18. Jh. kaufte der Fürst noch Häuser in der Naglergasse an und ließ an ihrer Stelle Neubauten zur Erweiterung des Baues erstellen. Da am Ende des 18. Jh. und um die Mitte des 19. Jh. Neufassadierungen jeweils im Stil der Zeit vorgenommen wurden, zeigt sich das Palais nicht mehr im alten Zustand. Gegen die Wallnerstraße ist das Palais elfachsig.
Die Mittelachse ist durch ein barockes Tor mit darüberliegendem Balkon betont. Dieser ruht auf vier Kragsteinen und ist aus geschmiedetem Eisen. In seiner Mitte trägt er das fürstliche Wappen. Ebenso befindet sich ein solches auf dem Segmentgiebel der Balkontüre. Der Mittelrisalit ist durch je zwei Pilaster mit jonischem Kapitell von den Seitenrisaliten getrennt. Das 2. und 3. Geschoß ist durch ebensolche Riesenpilaster zusammengefasst.
Über den Fenstern des 2. Geschosses befinden sich Segmentgiebel. Die Fenster des 1. und 3. Geschosses sind kräftig gerahmt. Das unterste Geschoß ist durchgehend genutet. Die große Einfahrtshalle ist kreuzgewölbt. Der fast quadratische Hof wird vom Kapellenturm — er wurde nach 1737 erbaut — an seiner Nordseite überhöht. Hier ist das unterste Geschoß genutet und die vereinfachte Fassade durch Lisenen gegliedert. An der Nordfassade des Hofes, am Torbogen zum 2. quer-rechteckigen Hof befindet sich eine von einer Fürstenkrone bekrönte Gedenktafel mit folgender Inschrift:
SOLI DEO GLORIA
DOMUS HAEC A. S. LEOPOLDO MARCHIONE AUSTRIAE
OLIM HABITATA
ET SUCCESSU TEMPORIS AD NOBILEM FAMILIAM ESTERAS DEVOLUTA
PER CEL. SAC. ROM. IMPE. PRICIPEM PAULUM ESTERAS R. HUN. PAL.
COMPARATA
IN HANG FORMAM EX FUNDAMENTIS PRO FAMILIAE DECORE
AEDIFICATA EST ANNO DOMINI MDCXCV
Übersetzung: Gott allein die Ehre. Dieses Haus, das einst vom hl. Leopold, Markgrafen von Österreich, bewohnt wurde und das im Verlauf der Zeit an die edle Familie Esterhazy gekommen ist, wurde durch den erlauchten Fürsten des hl. röm. Reiches Paul Esterhazy, Palatin des Königreiches Ungarn, erworben und zur Ehre der Familie von Grund auf in der heutigen Gestalt erbaut im Jahr des Herrn 1695.
Die nicht zu besichtigenden Innenräume wurden um die Mitte des 18. Jh. mit zartem Stuck ausgestattet. In einem Saal befindet sich chinesische Lackvertäfelung. Im Empiresaal befinden sich klassizistische Reliefs und ein ebensolcher Ofen.
Das Palais wurde an der Stelle erbaut, wo sich im 12. Jh. die Babenbergerburg Herzog Heinrich II. Jasomirgott befand. Anlässlich des Neubaues am Ende des 17. Jh. dürfte man auf die Fundamente dieser Burg gestoßen sein. Sie lag sicher außerhalb der römischen Lagermauer, die damals wieder Mauer der Bürgerstadt war. Die zugehörige, dem hl. Pankratius geweihte Kapelle bestand bis an das Ende des 16. Jh. etwas westlich.
Im Hause waren viele bedeutende Menschen zu Gast. So dirigierte in der Kapelle Haydn die Nelsonmesse vor dem englischen Seehelden und der Lady Hamilton.
1809 wohnte hier der französische Marschall Alexander Berthier. Die Legende, daß 1683 im Esterhazykeller die Verteidiger der Stadt mit Wein und Nahrung gelabt worden sind, ist falsch, da der Keller damals noch nicht bestand. In der 2. Hälfte des 19. Jh. besuchte Adolf von Menzel den Weinkeller. Er malte hier ein Bild des Kellers, das sich im Besitz des Kunsthistorischen Museums befindet.
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Mai 10