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Palais Caprara-Geymüller
1., Wallnerstraße 8 |
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Architekt: Anton Ospel
1698 |
Vor 1698 erwarb Enea Silvio Caprara, der Neffe Ottavio Piccolominis und Vetter des Grafen Montecuccoli, ein älteres Haus in der Wallnerstraße und ließ nach dessen Demolierung durch einen toskanischen Architekten, der im damals bereits antiquierten, provinziellen italienischen Hochbarockstil verhaftet war, ein Palais an dieser Stelle erbauen. Jedenfalls war 1698 das Portal noch nicht vollendet.
Dieser unbekannte Architekt schuf einen streng symmetrischen neunachsigen und dreigeschossigen Bau, bei dem die Geschosse streng voneinander getrennt und die Fassade kräftig gegliedert ist. Die Gliederung erinnert an toskanische Palais vom Anfang des 17. Jahrhunderts.
Der Mittelrisalit - betont durch das Portal, das von kräftigen Atlanten, die auf Halbsäulen stehen, gesäumt ist, die einen darüberliegenden ovalen Balkon mit Steinbalustern tragen - ist etwas zurückgesetzt. Die Fenster im 1. und 2. Geschoß sind durch sehr plastische Rustika gerahmt, die Wandgliederung ist ebenfalls rustiziert. Über den Fenstern im 2. Geschoß befinden sich Maskera im Schlussstein. Bekrönt werden die Fenster von abwechselnd runden und dreieckigen Giebeln. Im dritten Geschoß sind die Fenster von geraden Abschlüssen überhöht.
Das Vestibül weist einen einschiffigen Durchgang in eine siebenschiffige Halle mit fünf Säulenpaaren auf.
Unter Kaiser Karl VI. befand sich im Hause die Spanische Hofkanzlei, wie die Legende zum Kupferstich von Salomon Kleiner ausweist. Nach Auflösung dieser Institution kam das Palais an den Fürsten Liechtenstein und 1797 an den Baron Wimmer. 1798 mietete der Gesandte der Republik Frankreich, Johann Bernadotte — der spätere König von Schweden — das Palais. Am 13. April 1798 kam es vor dem Haus wegen einer aus dem Balkonfenster gehißten Trikolore zu schweren Demonstrationen. Die Fahne wurde vom Volk heruntergeholt und am Platz Am Hof verbrannt. Bernadotte verließ unter Protest am folgenden Tag Wien. An diesen Zwischenfall erinnert die heutige Fahnengasse.
Noch im Jahre 1798 erwarben Johann H. und Jakob Geymüller, bedeutende, aus der Schweiz nach Wien gekommene Bankiers, das Gebäude und ließen die Innenräume im Empirestil umbauen und verändern (siehe: pompejanisches Zimmer im Museum der Stadt Wien). Unter der Familie Geymüller wurde das Palais ein kulturelles Zentrum der Stadt. Es fanden u. a. Musikaufführungen hier statt. Bei einer solchen lernte Grillparzer hier Kathi Fröhlich kennen. Da die Geymüller sich während der napoleonischen Kriege um Bereitstellung der Gelder bemühten, wurden sie 1810 nobilitiert und Mitglieder der österreichischen Nationalbank. 1897 kam das Palais an Ludwig Freiherrn von Pouthon. 1905 erwarb es das Land Niederösterreich und richtete hier das Landesmuseum ein. Nach Übersiedlung dieses Museums in die Herrengasse kam die Konsularabteilung der britischen Botschaft hierher.
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Mai 10
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