Brüll: "Vieles, was jetzt modern ist, wird bald modern."
Brüll studierte in Wien bei Julius Epstein Klavier, Komposition bei Johann Rufinatscha und Otto Dessoff und lehrte selbst ab 1872 an der Horak'schen Klavierschule, deren Mitdirektor er 1881 wurde. Neben seiner auch internationalen Tätigkeit als Konzertpianist widmete sich Brüll, ein enger Freund von Johannes Brahms, immer mehr seinen - melodisch gefälligen - Kompositionen (unter anderem Lieder, 3 Serenaden, 2 Klavierkonzerte, Violinkonzert, Kammermusik). Von den 10 Opern hatte "Das goldene Kreuz" (Uraufführung in Berlin 1875) den größten, allerdings nicht anhaltenden Erfolg.
Brüll wird von seinem Zeitgenossen Max Graf als "Mann von seltener menschlicher Feinheit, von geistiger, humaner und sittlicher Bildung" charakterisiert, der musikalischen "Modeerscheinungen" mit "Nachsicht und Güte" begegnet - eine Aussage, die im Lichte des rezitierten Wortspiels doch etwas zu relativieren ist.
Quelle: Stimmporträts, Serie 2, Verlag Akademie der Wissenschaften, 1999 |