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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Ehrengräber | Restgruppen | Gr. 75, Gottsleben (Plan Nr. 12)

Ludwig Gottsleben
Schauspieler, 1836 - 1911

Ludwig Gottsleben
Schauspieler, 1836 - 1911

Zentralfriedhof, Gruppe 75 A, Reihe 31, Nr. 51

Lageplan der Gruppe 75

 

  Ehrengräber Index Gruppe 62 - 89  

Im neben der Rotunde (im Prater) liegenden Ausstellungspark wurde bei der Weltausstellung 1892 "Altwien" in Gestalt des Hohen Marktes zu Ende des 17. Jahrhunderts architektonisch rekonstruiert. Darin gab es auch eine spezielle "Schaubühne des Hans Wurst", die als Brettergerüst mitten am "Hohen Markt" wie die seinerzeitigen "Pawlatschen" der Wanderkomödianten aufgeschlagen war.

1892 glänzte Gottsleben in der Gestalt des Hans Wurst auf dieser Schaubühne im Praterpark. Er verlebendigte die Altwiener Vorstadttheaterkunst in Possen und Solovorträgen, mit Stegreifeinlagen und mit Couplets.

Als Hans Wurst führte er dem Publikum die pralle Lust des Derbkomischen und des Grotesken, die unberechenbare Spontaneität und vitale Lebensfreude dieser Figur vor Augen. Er mag der letzte Zeuge dieser 200jährigen Wiener Tradition der komischen Figur gewesen sein, der jung und alt ansprach, den Baumeister ebenso bewunderte wie Sonnenthal und die anderen großen Künstler des Wiener Burgtheaters, die auch von ihm, dem Schauspieler der vielen Wiener Vorstadttheater, lernten. Diese Kontra-Faktur auf Wiener Boden, hier Vorstadt-Theater, dort dem Volk gewidmetes Hoftheater, bedingt wohl bis heute das Verständnis der Wiener für "ihr" Burgtheater und ihren heutigen Herrn Karl in manchem Wiener Kabarett.

In der Theatergeschichtlichen Ausstellung der Stadt Wien (Abteilung Drama und Theater) anläßlich dieser Weltausstellung waren der ganzen Reihe der Altwiener Komiker, von Stranitzky bis zu ihren späten Vertretern im 19. Jahrhundert, sowie der Vielfalt ihrer Individualitäten und ihrem Standort in der Kunst breiter Raum und beachtliche Sorgfalt gewidmet.

An der 40. Wand dieser Ausstellung konnte man eine Bleistiftzeichnung von Franz Gerasch sehen, die ein Brustbild von Gottsleben wiedergibt (1878). Der Text des Kataloges berichtet, dass dieser Schauspieler, den man auf der Bühne "nebenan" persönlich sehen konnte, eine Ausbildung an der Wiener Akademie der bildenden Künste erfahren hatte, er "widmete sich aber dann der Bühne und schrieb 1856 sein erstes Stück 'Ein Musikant', dem noch eine Reihe anderer wirksamer Stücke folgte.

Als Schauspieler debütierte er 1859 als Natzl in Flamms `Eine Wienerin' am Theater an der Wien, dessen Mitglied er lange Zeit war, worauf er an verschiedenen Wiener Vorstadtbühnen63 wirkte." Sein 40jähriges Theaterjubiläum wurde 1899 am Karltheater begangen. Er trat dabei in Nestroys "Frühere Verhältnisse" (als Diener) auf und in dem von ihm verfaßten Scherzspiel "In der Theaterschule". 1892 gab er auch Nestroys Werke heraus. Zu dem von ihm verfassten Schwank "Auf der Bühne und hinter den Kulissen" schrieb Franz von Suppe die Musik. Die Posse "Wiener Schnipfer", in der Gottsleben den Schlankl spielte, schuf er 1870. Das Couplet "Es ist zum Haarausreißen" - ebenfalls von ihm verfasst - gehörte zum Repertoire seiner vielen "urg'spaßigen" Couplet-Vorträge, die ihm stürmischen Applaus bei seinen Wienern eintrugen. Sein Wiener Dialekt band seine Erfolge an seine Heimatstadt. Die vorgestellten Phonogramme wurden in seinem 71. Lebensjahr aufgenommen.

CD4: 47

Aufg. am 18. 3. 1907 im Phonogrammarchiv von Fritz Hauser; Ph 342.

[Früher veröffentlicht auf: PHA EP 8]

Es ist zum Haarausreißen, `s is' zum Haarausreißen

Bleibt mei Lieblingssprüchl allemal.

Was die Mensch'n treiben, das ist nicht zum b'schreiben,

Nix als Ärger hat man, Gift und Gall'!

Möcht' oft hellauf flennen, mit'n Kopf anrennen, In der Luft all's z'reißn quintelweis:

/:Es is' zum Haarausreißen, `s is' zum Haarausreißen,

Möcht' mir d' Haar ausreißen schippelweis:/

Es ist zum Haarausreißen, 's is' zum Haarausreißen,

Was das Publikum tut jetzt begehr'n.

Singt man noch so schöne, reine Glockentöne64, Soll man alleweil' noch schöner plärr'n.

'Wart', wir wer'n di' zwinga, wirst glei noamol singa', 's verehrte Publikum tut Einem's nit z'Fleiß, /:Es is' zum Haarausreißen, `s is' zum Haarausreißn,

Möcht' mir d' Haar ausreißen schippelweis:/

Es gibt arme Leut', es gibt Bettelleut' und Leut', die gar kein Geld haben; zu dieser dritten Sorte gehör' ich. He, he.

/:Es is' zum Haarausreißen, 's is' zum Haarausreißen,

Möcht' mir d' Haar ausreißen schippelweis:/

[eigenes Couplet: "Es ist zum Haarausreißen"]

217 CD4: 48

Aufg. am 18. 3. 1907 im Phonogrammarchiv von Fritz Hauser; Ph 346.

[Früher veröffentlicht auf: PHA EP 8]

Das Fechtengeh'n is heutzutag' a reine Quälerei, Man hat mit'm ganzen Publikum nur Gift und Gall' dabei.

Ein jeder hat die Ausred', dass er selber betteln geht,

Und wirft einem's Geld hin, grad' als wenn er ein'm was schenken tät'.

Ob die paar Kreuzer mein jetzt g'hörn, was liegt am End' scho' dran,

Ich hätt' auf Ehr' oft gute Lust und schenkt's ein'm Bettelmann.

Am Abend is' der Kassaschluß, zwa Sechserin oder drei,

/:Das Fechtengeh'n is' meiner Seel' a reine Quälerei:/

Zu einer Arbeit bin i' z'schwach, das hab' i schon erfahr'n,

Drum leb' i' von dem Bißl, was si' and're Leut' erspar'n.

Der Reichtum macht nicht glücklich, hab' i' g'hört von viele Leut',

Der Reichtum, der ein'm Ander'n g'hört, macht freilich mir ka Freud'.

Es is' amal auf dera Welt so eingeteilt, i siech's, Die reichen Leut', die hab'n a Geld, und d' armen Leut' hab'n nix.

Drum bring' i' auch mei Gfrett nit Ios, das Pech, die Keilerei.

/:Das Fechtengeh'n is' meiner Seel' a reine Quälerei:/

Manchen Tag kommt man rein nicht auf die Regiespesen. Jetzt bin i' an ganzen Vormittag betteln gangen, was hab' i' g'löst? Zwa Gulden! Da soll aner an ganzen halben Tag betteln weg'n zwa Gulden! So viel verdient sich doch bald aner, der den ganzen Tag arbeit'! S' letzte Mal gibt mir a Köchin gar a Rein voll einbrennte Erdäpfel. Und nit amol aufg'wärmt sind' s g'wesn, na, eiskalt. Dera hab i' aber's Reindl aufg'setzt, dass ihr die einbrennten Erdäpfel über's G'sicht obag'ronnen sind. Die Leut' erlaubeten sich gar schon alles in der Stadt:

Auf, auf, in d' Sommerfrisch'n fort im rasen-den Carriere,

Mi' g'freut die ganze Residenz und d' Stadtleut' nimmermehr.

[eigene Posse: "Wiener Schnipfer", Entreelied des Schlankl]

Quelle: Stimmporträts, Serie 2, Verlag Akademie der Wissenschaften, 1999