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Home | Friedhöfe | Zentralfriedhof | Ehrengräber | Restgruppen | Gr. 41, Romako (Plan Nr. 8)

Anton Romako
Maler 1832 - 1889

Anton Romako
Maler 1832 - 1889

Zentralfriedhof, Gruppe 41 F, Reihe 12, Nr. 15

Lageplan der Gruppe 41

Anton Romako wurde 1832 in Wien geboren. Er studierte in Wien bei Georg Friedrich Waldmüller, in München bei Wilhelm Kaulbach und an der Privatschule des Historienmalers Carl Rahl. Meinungsverschiedenheiten veranlassten Romako, nach Venedig zu ziehen, wo er fortan lebte. 1857 übersiedelte er nach Rom.

Anfangs war er als Maler gefragt und auch privat fand er sein Glück. Als seine Ehe zerbrach und sich die Auftragslage verschlechterte, kehrte er 1876 nach Wien zurück. Doch auch in seiner Geburtsstadt empfing man ihn nicht mit offenen Armen. Seine Art zu malen stieß auf starken Widerspruch. Von der Wiener Bevölkerung, die von Hans Makart in Bann gezogen war, wurde seine Kunst als verrückt bezeichnet. So verließ der mittellose Maler Wien, zog nach Genf, Paris und Rom. 1884 kehrte er nach Wien zurück - Hans Makart war bereits verstorben - und versuchte abermals, die Wiener für seine Malerei zu begeistern. Seine Versuche schlugen fehl. Im Jahr 1889 starb der Künstler völlig verarmt in Wien.

Mädchen mit Kaninchen (Das Lieblingskaninchen), 1877, Öl auf Leinen, Museum St. Pölten
Anton Romakos Stellung innerhalb der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts ist heute unumstritten. Er gilt als der wesentliche Erneuerer der Figurenmalerei, als Impulsgeber der heimischen Moderne, als ein Künstler, der immer unbeirrbarer an neuen Inhalten der Staffeleimalerei gearbeitet hat.

Das "Lieblingskaninchen" ist ein modernes Bild, eine zeitgerechte Ausformung kindlicher Tierliebe mit all ihren heimlichen Botschaften: dem Bedürfnis nach Zärtlichkeit, dem unbedingten Vertrauen, der Freundschaft, der Ernsthaftigkeit, dem Wunsch nach Schutz. Unprätentiös und fern ab aller falschen Töne werden hier Gefühle von großer Reinheit und Ursprünglichkeit aufgerufen.

Diese neue Sicht der Inhalte wird begleitet von neuen Stilmitteln. Nicht nur die Farben sind gedeckter als bisher üblich, auch die Handschrift ist neu. Malerisches wie Zeichnerisches werden herausgearbeitet und in Spannung gebracht. Die Klarheit der Linie und das Unbestimmte der Farbe halten einander die Waage, suchen ein Gleichgewicht. Romako verzichtet auch auf die Räumlichkeit. Wie eine Tapete hinterfangen Busch und Baum, der aufsteigende Efeu, der nicht differenzierte Untergrund das ernst aus dem Bild blickende Mädchen, umhüllen es und schützen es.

"Das Lieblingskaninchen" ist ein Hauptwerk des Neubeginns Romakos in Wien, und als solches auch möglicherweise eines jener Bilder, das einen ganz großen der heimischen Moderne, Oskar Kokoschka, in seiner Kunst beeinflusst hat. Hat doch Kokoschka in seiner Autobiografie nur einen Maler als wirklich wichtiges Vorbild gelten lassen: Anton Romako.

(Quelle: H. Giese, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 114)

Romakos Auseinandersetzung mit der sichtbaren Wirklichkeit führte zu Ergebnissen, die alle als der Normalität etwas entrückt bezeichnet werden können.

Seine Bilder haben immer auch etwas Befremdliches, zumindest Ungewöhnliches. Während sich Romakos Konkurrent Hans Makart vor allem dem Historienfach widmete, beschäftigte sich Romako überwiegend mit der Genremalerei.

Diese - vielleicht sogar programmatische - Entscheidung für die Welt im Kleinen ermöglicht es ihm, der Psychologisierung der dargestellten Menschen und der Herausarbeitung grundsätzlicher Lebenssituationen besonderes Augenmerk zu schenken.

Seine Bilder sind immer auch Zustandsschilderungen einer ganz bestimmten menschlichen Befindlichkeit.

Auch im "Mädchen einen Fink anlockend" wird mehr vermittelt als nur eine Mädchen-Tier-Natur-Idylle, geht es doch um Zustand, Befindlichkeit und Sehnsucht schlechthin.

Mädchen einen Fink anlockend, 1885
 

Ein armes junges Mädchen, das mit dem Sammeln von Holz beschäftigt ist, trifft auf einen im zarten Geäst einer Birke sitzenden Finken.

Mit ausgestreckter Hand versucht sie ihn zu locken. Sehnsüchtig schaut sie hinauf, gleichzeitig wissend, dass sie keine Chancen hat. Die Leichtigkeit und Unbekümmertheit des Seins manifestiert sich in dem kleinen Vogel; die Erdgebundenheit, Arbeit und Plage menschlichen Lebens findet im Mädchen Niederschlag. 

So wird das Bild zum Sinnbild für die Sehnsucht des Menschen, die eigenen Grenzen zu überwinden und emporzusteigen in eine bessere, weniger verhaftete, heiterere Welt.

Formal kündigt sich schon der Romakosche Frühexpressionismus an, den ein "rigoros zupackender", zeichnerischer Pinsel charakterisiert, eine Art und Weise, die Dinge zu sehen, die sich - entlang der Wirklichkeit vortastend - um eine neue, eigene, gültige Natur bemüht.

(Quelle: H. Giese, in: Waldmüller bis Schiele, Meisterwerke aus dem NÖ Landesmuseum, 2002, S. 116)