Der bekannte Weinviertler Dichter wurde als Sohn des jüdischen Gemeindearztes in Niederhollabrunn geboren, wo er seine Kindheit verbrachte. Nach der Volksschule besuchte er das Realgymnasium in Stockerau und dann die Realsachule in Wien-Leopoldstadt (Wien II).
Nach dem Ersten Weltkrieg - er wurde 1915 eingezogen - studierte er zunächst Geschichte, Germanistik und Jus, musste aber das Studium aus finanziellen Gründen abbrechen. Während seiner Wanderjahre in den 1920er Jahren war er in Buchhandlungen und Verlagen tätig und lernte Niederösterreich und das Burgenland kennen.
In dieser Zeit begann er seine Erfahrungen und Kriegserinnerungen in seiner Lyrik zu verarbeiten. Nach der ersten Veröffentlichung 1926 in der Zeitschrift "Die Bühne" (Titel "Anderes Licht") begann er, unterstützt von seinem Freund Leo Perutz, einen selbstständigen Stil zu entwickeln und verstärkt an die Öffentlichkeit zu gehen. Schon bald galt Kramer als neue "lyrische Hoffnung".
Seine Gedichte wurden in Wien, Berlin und Prag veröffentlicht und er erhielt erste Auszeichnungen, unter anderem einen Preis der Stadt Wien. Eine schwere Erkrankung verhinderte eine Fixanstellung, weshalb er ab 1931 als freier Schriftsteller lebte.
In der Folgezeit fand er zwar Zugang zum Literaturbetrieb und wurde Vorstandsmitglied der "Vereinigung sozialistischer Schriftsteller", doch reduzierte sich gleichzeitig ab 1933 in Hitler-Deutschland und ab 1934 auch in Österreich seine Publikationsmöglichkeiten. Er erhielt Berufsverbot und konnte nur durch die Unterstützung von Freunden und private Lesungen - man hob den "Kramer-Schilling" ein - finanziell überleben.
1936 erschien sein bis dahin umfangreichster Gedichtband "Mit der Ziehharmonika" mit Texten aus den Jahren 1927 bis 1935, der ihm als Dichter der Not und Armut, der gesellschaftlichen Ränder und existentiellen Ausgesetztheit einen festen Platz in der österreichischen Literaturgeschichte verschaffte.
1938 führte seine aussichtslose Situation zum völligen psychischen Zusammenbruch. Ein Jahr später gelang ihm die Ausreise nach England, wo er zunächst in London als Diener (!) arbeitete, bis er eine Stelle als Bibliothekar im County Technical College in Guildford erhielt. 1943 wurde seine Mutter in einem Konzentrationslager ermordet, was er aber erst nach Kriegsende erfuhr. In dieser Zeit erfolgte auch die Trennung von seiner Ehefrau.
Theodor Kramer sollte fast sein ganzes restliche Leben in England bleiben. Er kehrte erst 1957 nach Wien zurück, wo er im Alter gut versorgt gewesen wäre: Der Bundespräsident stiftete zu seinem 61. Geburtstag eine Ehrenpension, zudem erhielt er zwei Förderungspreise der Theodor-Körner-Stiftung. Kramer starb drei Monate nach seinem 61. Geburtstag und wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben. Der Literaturpreis der Stadt Wien wurde ihm posthum verliehen.
Durch sein Exil geriet Kramers Werk - etwa 12.000 Gedichte - in Vergessenheit und wurde erst in den 1970er Jahren wieder entdeckt. Die Theodor Kramer-Gesellschaft widmet sich seinem Andenken und verleiht jährlich den Theodor Kramer-Preis.
Quelle: http://www.sbg.ac.at/ger/kmueller/theodor_kramer_gesellschaft.htm