Der gebürtige Korneuburger war als Romanist und Germanist eine außergewöhnliche Lehrerpersönlichkeit am Dolmetschinstitut der Universität Wien, der seinen Französisch-Unterricht immer als Form der deutsch-französischen Verständigung über alle politischen Grenzen hinweg verstanden hatte.
Geboren in Korneuburg, wuchs er in Stockerau auf, wo er am dortigen Realgymnasium Französisch kennen und lieben lernte. Nach der Matura studierte er daher an der Universität Wien Romanistik und Germanistik. Prägend wurden die Vorlesungen über den Schriftsteller Romain Rolland (Roman-Zyklus "Jean Christoph"), einem Vorkämpfer der deutsch-französischen Verständigung in Frankreich. In einer Zeit, als die Grenzen zwischen beiden Nationen noch unüberwindlich schienen, hatte Matejka bereits die Vision eines gemeinsamen Europa.
Ein Auslandstipendium ermöglichte ihm, an der Sorbonne zu studieren und sich mit der Sprache und dem Land vertraut zu machen. Nach seiner Rückkehr beendete er sein Studium und war zunächst als Journalist und dann als Mittelschullehrer tätig.
Im Zweiten Weltkrieg wurde er als Chefdolmetscher im Gefangenenlager Edelbach im Waldviertel (bei Allentsteig), dem größten Offiziersgefangenenlager des Deutschen Reiches, eingesetzt, wo er sich besonders für die französischen Gefangenen einsetzte. Diesem nicht ungefährlichen Einsatz verdankte er es, dass er nach der Befreiung Leiter des "Besatzungsamtes der Stadt Linz" wurde, das heißt er war Verbindungsmann zwischen den Amerikanern und den Österreichern.
In der Folgezeit wurde er mit der Leitung des Französisch-Lehrgangs am Institut für Übersetzer- und Dolmetschausbildung der Universität Wien betraut, dessen Direktor er später auch wurde. Beim Sprachunterricht bemühte er sich um einen lebensnahen Unterricht.
Seine für die 1950er Jahre ungewöhnlichen Lehrmethoden hatten zum Ziel, Sprache als etwas Lebendes - und nicht nur als Theorie - zu vermitteln. Jede grammatische Übung, jeder Lesestoff sollte einen Gegenwartsbezug haben, wofür sich das Alltägliche ebenso eignete wie aktuelle Probleme aus der Tagespresse.
Den Wortschatz vermittelte er über Assoziationsketten, unterstützt von Gestik und Mimik. Sein schauspielerisches Talent trug dazu bei, das Gesagte bildhaft zu unterstreichen und ein Sprachbewusstsein zu bilden, das heißt zur gesprochenen Auseinandersetzung zu führen. Seine damals neue Lehrmethode, Beispiele aus der Alltagssprache zu verwenden, setzte sich später auch bei Wörterbüchern durch (z. B. DFC-Dictionnaire du fran ç ais contemporain).
Neben seinen bahnbrechenden Methoden im Sprachunterricht ist es sein Verdienst als Direktor des Dolmetschinstituts, dass die Übersetzer- und Dolmetschausbildung als wissenschaftliche Disziplin anerkannt wurde. Wilhelm Matejka starb 84-jährig und ist auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.
(Quelle: H. Huber, Wilhelm Matejka, Leben und Wirken eines großen Korneuburgers (1904-1988), in: Korneuburger Kulturnachrichten 2000, 3/4, S. 2-6)
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